Karl Gripp: Entstehung und künftige Entwicklung der Deutschen Bucht
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schützten Wattflächen finden wir die gleichen Tiefs, z. B.
Oster- und Westertill südlich von Scharhörn und Norder
piep vor dem Büsumer Watt.
Die Gatts der ostfriesischen Inseln sind besonders
von Gay e und Walther eingehend untersucht wor
den, ebenso ihr Verhältnis zu den anschließenden Watt
gebieten (Abb. 15). Jene Untersuchungen zeigten, daß zu
jedem Gatt ein bestimmter Wattbezirk gehört, daß diese
Bezirke durch die hoch gelegenen Wattscheiden von ein
ander getrennt werden und daß deren Entfernung zu den
beiden benachbarten Gatts durch die beiden Flutströme
bestimmt wird (siehe auch S. 25).
Breite und Tiefe der Gatts zwischen den Nehrungs
inseln sind das Ergebnis des Gleichgewichtskampfes
zwischen der Transportkraft des durchströmenden Was
sers und der Menge des durch die Küstenströmung
von der Seite herangeführten und im Gatt selber von den
Abbildung 15 Tideströmen hinaus und herein gefrachteten Sandes.
Gestalt der Barre und damit Verlauf des Sand- Abb - 14 A U. B erläutern, daß in den Gatts dem Ebbstrom
wanderweges vor einem Tief. Nach Gaye und eill Stärkeres Gefälle innewohnt als dem Flutstrom. Des-
Walther 1935. lialb liegt die Gattbarre, d. h. der Rücken aus Wander
sand, der See und Gatt trennt, mehr oder weniger stark vorgewölbt auf der Seeseite der Gatts. Auf
die Gattbarre führen von See her Flutstrom-Rinnen, von der Gattseite Ebbstrom-Rinnen hinauf.
Diese Rinnen und die dazwischen liegenden Sandbänke w T andern, wie Gaye und Walther
(1935) und W. Krüger (1937b) nachwiesen, an den ostfriesischen Inseln im Sinne des Flut
stroms. Über die Geschwindigkeit dieser Wanderung siehe S. 18.
W. Krüger (1937 a) faßte mit Recht das Gebiet zwischen Minsener Old Oog und Tegeler
Plate, also das Jade-Weser-Außenmündungsgebiet, als ein riesiges Gatt auf. Vor der Elbe dürfte für
das Gebiet zwischen Scharhörn und Trischen + Marner Plate bis zum Eingreifen des Menschen
ein gleiches gegolten haben.
Durch ihre Vorwölbung in
die See hinaus beeinflussen die
Barren vor den Seegatts die
Großform der von den Kiisten-
strömen randlich abgelagerten
Sandmassen. Sie wirken wie
feste Uferpunkte und können
Ansatzpunkte von Bogenküsten
abgeben, über die im nächsten
Abschnitt berichtet werden soll.
5. Die Aufhängepunkte der
Nehrungen beziehungsweise
Küstenbögen in der Deut
schen Bucht
Nehrungen gehen, wie alle
konkaven Küstenbögen der in
lockeren Gesteinen vom Meere
erzeugten Bogenküsten von
Abbildung 14
Schema zur Veranschaulichung des Gefälles von Flut- und Ebbstrom im reifen Watt.
Das nicht durch Stau behinderte Abläufen des Ebbstroms erklärt das Vorspringen der
Barren und damit des Sandwanderweges vor den Gatts.
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