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Full text: 62/63, 1942/43

Karl Cripp: Entstehung und künftige Entwicklung der Deutschen Bucht 
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Im Jahre 1644 aber hätten schon wieder Truppen die Nehrung passiert. 1656 werde von einem 
neuen Durchbruch berichtet. Damals starben die Süßwasserfische im Fjord und hernach traten 
Seefische auf. Während des ganzen 18. Jahrhunderts dürfte die Durchfahrt geschlossen geblieben 
sein. Im Jahre 1825 entstand der große Durchbruch, der den Agger-Kanal entstehen ließ. Dieser 
versandete allmählich im Laufe von 50 Jahren. Inzwischen aber hatte im Jahre 1863 ein neuer 
Durchbruch stattgefunden, der südlich des Agger-Kanals den Thyborön-Kanal entstehen ließ. 
Dieser wird seither künstlich offen gehalten. 
Während am Westende des Limfjords Hochfluten mit großen Wasserstands-Unterschieden 
außen und innen von der Nehrung in solchen Abständen auftraten, daß die See inzwischen die 
Durchbruchsrinnen wieder verbauen konnte, ist in Gebieten mit erheblichem Tidehub der Wasser 
standsausgleich ständig erforderlich. Daher die zahlreichen Tiefs. Der Abstand in dem diese Durch 
lässe auftreten, ist aus den Gedankengängen von F. Walther und G a y e herzuleiten. Sie er 
kannten, daß das Verhältnis zwischen den Durchflußquerschnitten der einzelnen Seegatts zu den 
zu bewältigenden Durchflußmengen annähernd das gleiche ist, und daß ferner die Größe der Wasser 
fläche des einzelnen Wattgebietes und die Länge der vorgelagerten Insel in einer einfachen gesetz 
mäßigen Abhängigkeit stehen. 
Nicht weiter erörtert haben jene Verfasser die Frage, welcher der für jene Abhängigkeit maß 
gebende Faktor ist. Die vorstehend dargelegte Entstehungsgeschichte von Watt, Nehrungsinseln und 
Gatt zeigt, daß der Abstand zwischen Land und Nehrung die eine Grundlage des Verhältnisses ist. 
Je nach der Breite des Wattes und dessen endgültiger Höhenlage wird die in einer Tide ein- und aus 
strömende Wassermenge ein in der Richtung der Nehrung breiteres oder schmaleres Gebiet be 
decken. Der Abstand von einem Gatt bis zum anderen und damit die Länge der Nehrungsinsel, ist 
also unter anderem vom Abstand Land—Nehrung abhängig. 
Wenn alle Watten im Mittel gleich hoch lägen und alle Tiefs den gleichen Durchfluß-Quer 
schnitt hätten, müßten alle jeweils zu einem Durchlaß gehörigen Wattgebiete eine gleich große 
Oberfläche aufweisen. 
Auf andere Abhängigkeiten wie Richtung der Flutwelle und des vorherrschenden Windes und 
die damit zusammenhängende Verschiebung der Wattscheiden, die G a y e und Walther erör 
tern, braucht hier nicht weiter eingegangen zu werden. 
Aus Vorstehendem ergibt sich, daß Inselreihen, wie die ostfriesische und auch die nordfrie 
sische von Sylt bis Blaavandshuk, in Tidegebieten gelegene Aequivalente von Nehrungen sind. Sie 
werden daher am besten als Nehrungsinselreihen bezeichnet 3 ). Es könnte noch fraglich erscheinen, 
ob den Nehrungsinseln vor Tidehaffs die Bezeichnung Nehrung zukommt, oder ob sie, wie bisher 
häufig geschehen, als Sandriffe oder Lidi zu benennen sind? Bisher wurden nur die von Land aus 
gehenden Anhäufungen als Haken oder Nehrungen bezeichnet. Sobald ein oder mehrere Durch 
lässe zwischengeschaltet waren, also eine Inselreihe auftrat, nahm man offenbar an, daß eine seit 
liche, durch einen Küstenvorsprung gelenkte Sandzufuhr nicht mehr vorläge und griff zur Deutung 
als Brandungsanhäufung. Da aber bei den unabhängig vom Küstenverlauf, bogenförmig 
Buchten vorgelagerten Inselreihen die Abhängigkeit von Küstenvorsprüngen, also seitliche Zufuhr, 
nicht bezweifelt werden kann, ist für jene Inselreihen die Bezeichnung Nehrungs-Inselreihen 
zutreffend. 
Ein Forscher, der die Verhältnisse an der Nordseeküste in vieler Hinsicht zutreffend erkannt 
hatte, war W. Ordemann (1912). Seiner Auffassung von Strandwall und Nehrung aber ver 
mögen wir nicht zuzu stimmen. Auf S. 31 schreibt er: „Sobald derartige Strandwälle über das Niveau 
des mittleren Meeresspiegels hinausragen. .. und Dünenbildung einsetzen kann, werden sie zu 
Nehrungen. Aus dieser Art der Entstehung ergibt sich von selbst, daß sehr wohl primäre Lücken in 
den Nehrungen vorhanden sein können.“ 
*) Diese Bezeichnung wandte schon M. Hannemann 1928 S. 271 für die Küsten vorgelagerten jungaufgeschütteten 
Inselreihen an.
	        
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