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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marmeobservatoriums — 63, Band Nr. 2
Amrum und der Linie der ostfriesischen In
seln jetzt nur noch eine einzige, entsprechend
größere Bucht vorhanden ist.
Auch die tiefe Bucht, die durch den An
stieg des Meeresspiegels nördlich von Sylt
in den ehemaligen Eem-Belt hineingreifen
konnte, ist von See her weitgehend versandet
und durch die Inselreihe Listland, Röm,
Fanö und Skallingen versperrt.
II. Die heutigen Vorgänge
in der Deutschen Bucht
Um die Ursachen der Anhäufung der
Sandmassen in der Deutschen Bucht und
ihre heutigen Formen sowie künftige Ge
staltsveränderungen verstehen zu können,
müssen wir versuchen, in die heutigen Vor
gänge in der Deutschen Bucht, soweit sie die
Sandwanderung beeinflussen, Einblick zu ge
winnen.
1. Küstenströmung und Sandwanderung in
der Deutschen Bucht südlich der Elb
mündung
Wie F. De wer s (1941 b S. 323—327)
zusammengestellt hat, sind 4 Herkunftsge
biete in der Nordsee selber für die in der
Deutschen Bucht zusammengespülten Sand
massen herangezogen worden:
1. der Abbruch an den Steilküsten des
Ärmelkanals
Abbildung 10
Punktiert: Gebiete, in denen von der Nordsee in der Nadieiszeit
mehr als 10 m überwiegend sandiger Absage aufgehäuft wurden.
2. lockere Diluvialgesteine, die beim alluvialen Durchbruch des Ärmelkanals gegen Norden in Be
wegung geraten sein sollen
3. von den niederländischen Küsten abwandernder Sand
4. der Nordseeboden selber.
1 und 4 sind ältere Anschauungen, 2 und 3 sind erst entstanden, als sich die unter 1 angeführte An
nahme als unzutreffend herausgestellt hatte. Der Niederländer J. A. Baak (1936) wies auf Grund
sedimentpetrologischer Untersuchungen der Seesande vom Ärmelkanal bis in die Nordsee nach,
daß es unmöglich sei, jene Sande aus den an den Küsten des Kanals anstehenden Gesteinen herzu
leiten. Die Sande im Ärmelkanal und nördlich davon seien aus nordischem und Rheinmaterial
gemischt; es könnte also höchstens Material, das im Kanal während der Saale-Vereisung als Schmelz
wassersand abgelagert worden war, durch die alluviale Wiederöffnung des Kanals gegen Norden