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Full text: 62/63, 1942/43

Ernst Frankenberger: Bericht über zwei Reisen im Polarjahr 1932-33 Radiosonden-Aufstiege 
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penaufgang zur Brücke, zum Arbeiten an den Sonden die Lotsenkabine, zum Füllen und Start der 
Ballone die Brücke und zur Funkaufnahme die Funkkabine zur Verfügung gestellt worden. Alle 
diese Räume lagen nahe beieinander. Vor dem Füllen der Ballone wurde die Verkleidung der 
Brücke um etwa % m erhöht. So entstand ein schmaler tiefer Raum mit gutem Windschutz. Zum 
Abwiegen wurde auch hier wieder ein Pilotballon benutzt, der mit 2,2 1 Wasser gefüllt war. Zum 
Start wurden die Antennen am Ballon und an der Stfnde angebunden, die Sonde durch Schließen der 
Heizleitung eingeschaltet und an der oberen Antenne bis 2 m über das Wasser herabgelassen. Nun 
wurde der Ballon über das Segeltuch der Brückenverkleidung hinweg freigelassen, worauf der Auf 
stieg begann. Nach der Erprobung der oben beschriebenen Startmethode zu urteilen, eignen sich 
große Schiffe besser für den Start von Radiosonden als kleine Schiffe, weil bei ihnen die große 
Höhe der Brücke zuläßt, daß zugleich mit dem Ballon auch die Radiosonde freigelassen wird. Da 
durch werden die Stöße, die beim Straffwerden der oberen Antenne entstehen können, vermieden. 
Starts können stattfinden, wenn der durch Wind undFahrt entstehende resultierendeWind 15 m/sec 
nicht überschreitet. Große Schiffe können vermöge ihrer meist hohen Geschwindigkeit auch noch 
größere Windstärken ausfahren und damit die obere Grenze des wirklichen Windes, bei der noch 
Radiosondenstarts von Bord möglich sind, heraufsetzen. Bei Handelsschiffen kann allerdings wegen 
ihrer hohen Betriebskosten von dieser Möglichkeit selten Gebrauch gemacht werden. 
Die funkentelcgraphischen Empfangsverhältnisse waren auf den beiden Seereisen grundver 
schieden. Die Nordlandfahrt der „Monte Rosa“ führte in ein gewitterarmes Gebiet, während auf 
dem Reiseweg des M.S. „General Osorio“ starke elektrische Strömungen vorhanden sind. Aber auch 
außer diesen geographisch-meteorologisch bedingten Empfangsverhältnissen bestanden wesentliche 
Unterschiede zwischen den beiden Reisen. Auf dem M.S. „General Osorio“ lag nämlich der Stör 
spiegel wesentlich höher als auf dem M.S. „Monte Rosa“. Vielleicht liegt das daran, daß auf der 
Südamerika-Fahrt zur Belüftung des Schiffes wesentlich mehr Ventilatoren laufen mußten als auf 
der Nordlandreise, und vielleicht wären auch auf dem M.S. „Monte Rosa“ bei einer Fahrt in geringe 
Breiten Störungen durch elektrische Maschinen aufgetreten. 
Während so auf dem M.S. „Monte Rosa“ überhaupt keine merklichen Störungen bestanden, 
war auf dem M.S. „General Osorio“ auf einzelnen Wellenbereichen ein Empfang nur durch beson 
dere Maßnahmen möglich. Vor jedem Radiosondenstart mußte zunächst mit dem Elektriker des 
Schiffes gesucht werden, welche Maschinen besonders stark störten. Diese wurden dann während 
der Aufstiege ausgeschaltet. Trotzdem blieben noch unerwünscht viele Störungen übrig. Da war es 
gut, daß die Sonden nicht mit der kleinstmöglichsten Annodenspannung von 30 Volt, sondern mit 
100 Volt betrieben wurden. Die Lautstärke war stets gut. Allerdings gingen einige Druckpausen ver 
loren, wenn neben der Radiosondenaussendung, deren Wellenlänge sich ja mit der Temperatur än 
derte, störende Sender lagen. Numeriert man die Druckpausen laufend und trägt man sie in ein 
Koordinatensystem mit derZeit der Beobachtung als Abscisse und mit ihrer Nummer als Ordinate ein, 
so erkennt man sofort, ob Druckpausen durch Störungen verloren gingen. Da ja die Ballone stetig 
steigen, und da die Pausen in gleichen Druckabständen folgen, muß auch die entstehende Kurve 
stetig sein. Der Verlust einer Druckpause äußert sich in einer scharfen Unstetigkeit der Druck 
zeitkurve. Auch wenn Pausen durch unerwünschte Kontaktunterbrechungen an den Sonden ent 
stehen, kann man sie mit diesem Verfahren erkennen und ausscheiden. Nach den Erfahrungen 
auf dem M.S. „General Osorio“ eignet sich bezüglich des funkentelegraphischen Empfangs das 
Duckertprinzip — einwandfreie Sondenkonstruktion (Unempfindlichkeit des Senders gegen Tem 
peraturänderungen vorausgesetzt) — sehr gut auch für Gebiete mit Funkstörungen, weil die 
Meldung der Temperatur fortlaufend geschieht und eine Störung von einigen Sekunden Dauer nicht 
viel Schaden anrichten kann. Ob das Askania-Prinzip, bei dem es auf die unbedingte Empfangs 
sicherheit in ganz bestimmten Zeitintervallen ankommt, auch störungsreichen Empfangsverhält 
nissen in gleicher Weise gewachsen ist, erscheint fraglich. 
Aus den Druckmessungen und aus den gemessenen, bzw. wahrscheinlichen Temperaturen der 
Atmosphäre ließ sich die Höhe der Ballone berechnen. Der Funkempfang war meist bis 17 km
	        
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