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Full text: 62/63, 1942/43

Ernst Frankenberger: Beridjt über zwei Reisen im Polarjabr 1932-33 .— Radiosonden-Aufstiege 
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nahe der Küste auf 19°42’ Süd und 3912’ West um 18.15 Uhr stattfand. Die Sonde war nicht nur 
beim Auf- und Abstieg, sondern sogar noch nach der Landung zu hören. Offenbar war die Antenne 
über Bäume gefallen und hatte dadurch eine günstige Abstrahlung ermöglicht. Der Aufstieg ergibt 
eine starke Inversion von 5—6° zwischen 1600 und 1900 m Höhe. Die Nullgradgrenze lag hei 
5000 m. Die Stratosphäre begann bei 15000 m. Ihre Temperatur betrug —71 J . Am 25. Mai begann 
der Südostwind stark aufzufrischen. Zwischen dem 12. und 5. Breitengrad (S) traten auch auf der 
Rückreise erhebliche Schwankungen im Unterschied zwischen Wasser- und Lufttemperatur auf. 
Dementsprechend herrschte wieder stärkeres Schauerwetter mit größeren zusammenhängenden 
Regengebieten. Das durchfahrene Gebiet von +5° N bis 15° S weist einen sehr geringen horizon 
talen Gradienten der Wassertemperatur auf. Daher sind die erwähnten Temperatur-Unterschiede 
charakteristisch für die herangeführte Luft. Bei Hin- und Rückfahrt wurden hier 7 mal kühlere 
Luftmassen durchfahren. Dabei war 6 mal ein Anwachsen der S-Komponente des NE-Passat be 
merkbar. 
Der Äquator wurde am 28. Mai gegen 19.00 Uhr überschritten. Der Wind drehte in den 
unteren Schichten bereits bei etwa 2° Nordbreite von ESE auf Ostnordost, doch war dabei die 
Windscheide nicht so stark ausgeprägt wie bei der Ausreise. Auf 3 Grad Nordbreite wurden in der 
Höhe noch stärkere Südkomponenten des Windes angetroffen. Da die Zone der Mallungen nachts 
passiert wurde, ließ sich das Wolkenbild nicht beobachten. Schauer traten am 28. und 29. Mai nur 
noch in Form einzelner kleinerer Cumulonimben auf. Von 3 bis 15 Grad Nordbreite machten sich 
starke Dunsttrübungen bemerkbar. Am 29. nachmittags fiel beim Pilotieren auf, daß das Ballon 
bild im Theodoliten zeitweise wegen Mangel an Kontrast fast verschwand. Am 30. Mai zeigten sich 
feine Staubablagerungen auf dem Schiff. Auch am 31. war es noch stark dunstig. Der Dunst ver 
hinderte Windmessungen in größeren Höhen. In der Dunstzone betrug die Zahl der Kondensations 
kerne 1500 / ccm, während noch am 28. Mai nur 300 / ccm gezählt wurden. 
Am 1. Juni, auf etwa 18 Grad Nord, strahlte der Himmel wieder in herrlicher satter Bläue. Es 
gelang sofort eine Pilotvisierung bis auf 17 km Höhe. Ab 9 km Höhe wurde dabei starker Siidwest- 
wind gefunden. Für die Klarheit des Himmels und die Schärfe der Seemannsaugen spricht, daß der 
zweite Offizier, Herr Franiel, einen in 700 m Höhe hinter Cumuli verschwundenen Pilotballon 
durch eine Wolkenlücke hindurch mit bloßem Auge wiederfand, als der Ballon bereits über 
10 km hoch war. 
Ein anderer Ballon konnte noch in 14 km Höhe mit bloßem Auge erkannt werden. Am 2. Juni 
war die Klarheit des Himmels auffällig. Sie erschwerte in Verbindung mit Wind und Fahrt das 
Schätzen der Wolkenhöhen derart, daß selbst erfahrene Beobachter zeitweilig die Höhe der Ci fil 
wegen des starken Kontrastes von Weiß gegen Tiefblau niedriger schätzten als die der Cu hum. 
Am 3. Juni drehte der Bodenw'ind von Nordost auf Nord zu West, auch der Höhenwind zeigte eine 
stärkere Nordkomponente. Zugleich nahmen die Cu hum, die in den Vortagen nur locker waren 
und Reibungscharakter hatten, stärker Quellenformen an. Am 4. Juni um 19.00 Uhr überflog das 
Zeppelin-Luftschiff den „General Osorio“. Es zeigten sich gegen Abend auf 35 Grad Nord einzelne 
Cb. Am 4. Juni mittags wurde Lissabon erreicht. 
Die Radiosondenaufstiege. 
Im Folgenden soll das bei den Osorio-Sonden benutzte Auswertverfahren beschrieben und die 
Ergebnisse veröffentlicht werden. Auf der Reise wurden ausschließlich Telefunken-Sonden nach 
Duckert verwandt. Sie unterschieden sich von den auf der Spitzbergenfahrrt verwandten Tele- 
funkensonden dadurch, daß die Gehäuse nicht mehr aus Aluminiumblech, sondern aus Zellu 
loid gefertigt waren. Die Sender der Sonden wurden auf dieser Reise durchweg längere Zeit vor 
dem Start in Betrieb gesetzt. Dies war notwendig, um einen glatten Start zu erreichen. Die 
Ballone mußten nämlich auf der Brücke des Schiffs gefüllt werden. Die Radiosonden wurden, 
um ein Anschlägen an irgendwelchen Schiffs auf bauten zu vermeiden, auf der Leeseite der 
Brücke an der oberen Antenne über Bord gelassen, so daß die untere Antenne im Wasser hing und
	        
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