Ernst Frankenberger: Bericht über zwei Reisen im Polarjahr 1932-33 .— Radiosonden-Aufstiege
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erreichte eine Höhe von über 19 km. Die Temperaturmessung erscheint bis 6 km gesichert. Als
wichtigstes Ergebnis kann gelten
(1) der durch das Bourdonrohr gemessene Druckverlauf, der eine einwandfreiere Höhenzuordnung
zur Visierung zuläßt, als das bei Pilotballonvisierungen im Einfachanschnitt möglich ist.
(2) Eine Höhe der Passatinversion von 1500 m.
(3) Eine Größe der Passatinversion von 2 J .
Über der Inversion wurde Nord- bis Nordwestwind von etwa 7 m/sec festgesetellt, der wahr
scheinlich mit der Heranführung von relativ kühler Luft zur Abschwächung der Passatinver
sion führte.
Bei Annäherung an die Kap Verdischen Inseln nahm die Sichtweite von 60 auf 35 Seemeilen
ab. Im Dunst zeichneten sich die Sonnenstrahlen, die durch Wolkenlücken fielen, deutlich als
Lichtbalken ab. Die Inseln erschienen stark bläulich getrübt. Die Sicht war jedoch in dem
trockenen Dunst — es herrschte eine relative Feuchte von 74% — wesentlich größer als im
feuchten Dunst unserer Breiten; denn die Entfernungen wurden von vielen herangezogenen Beob
achtern auf Grund des Gesamtbildes der Landschaft wesentlich unterschätzt (z. B. 300 m statt 3 km).
Bei der Durchfahrt zwischen den als Winddüse wirkenden Inseln nahe Sao Vicente zeigte sich
die von A. Lohr und F. Wagner bereits eingehend beschriebene Windzunahme. Aus den Angaben
eines nahe der Saling im Mast angebrachten Schalenwindmessers errechnete sich ein wahrer Wind
von 14 m/sec, während in größeren Entfernungen von den Inseln nur 8 m/sec herrschte. Auch das
Barogramm wies während der Zeit der Durchfahrt bei sonst gleichmäßigem Luftdruckgang eine
deutliche kurzzeitige Druckniedrigung von einigen Zehntel Millibar auf.
Am 25. April, mittags, zeigten sieh die ersten Cumulonimben der Mallungen, und um
17.00 Uhr trat der erste Niederschlag im Gesichtskreis auf. Um 18.00 Uhr wurde bei 29°
West und etwa 5%° Nord ein kleineres Regengebiet durchfahren, worauf der Wind auf
Südost drehte. In der Zone der Winddrehung zeigte sich die größte während der Reise ge
messene Differenz zwischen Wasser- und Lufttemperatur, nämlich+ 3°. Bis zum 26. April, 06.00 Uhr,
folgten noch weitere Schauer, ohne daß der Wind sich wesentlich änderte. Der Vormittag des 26.
zeigte einen besonders prächtigen Wolkenhimmel mit Cumulonimben in allen Stadien, Cirrus notus
und Altocumulus cumuliformis. Besonders eigenartig nahmen sich dabei eine Anzahl von kappen
förmigen Wolken aus, die sich wohl über Cumulonimben gebildet hatten, dann aber anscheinend
durch irgendwelche lokalen Verwirbelungen seitlich versetzt waren, wobei sie sich durch Form und
Farbe deutlich von ähnlichen Auflösungswolken unterschieden. Das Wolkenfeld zeigte gegenüber
dem Wechsel von Nordost- auf Siidostpassat eine beachtliche Unsymmetrie. Setzt man voraus, daß
das im Bereich der Mallungen angetroffene Wetter als synoptischer Horizontalschnitt angesehen
werden kann, so muß man annehmen, daß im Bereich von 2V2 bis 5° nördlicher Breite die in den
unteren Schichten von Südost vordringende Luft von der starken Nordostströmung überschoben
wurde.
Um 18.45 Uhr wurde von 0 Grad 76 Minuten Nord eine Radiosonde gestartet, die mehrere
Stunden lang gehört wurde und weit in die Stratosphäre gelangte. Der Aufstieg ergibt bis über
5000 m in Übereinstimmung mit dem Wolkenbild eine stark labile Schichtung. Die Nullgradgrenze
lag bei 4400 m. Die Visierung mußte beim Eintritt des Ballons in die Wolken nahe 5000 m abge
brochen werden. Der weitere Temperaturverlauf ist — anscheinend durch Vereisen des Bimetalls
bzw. der Temperaturübertragungselemente —- zu warm gemessen. Dafür spricht auch dife außer
ordentlich träge Temperaturänderung der Sonde b im Eintritt in die Stratosphäre. Die Stratosphären
temperatur erscheint mit —72° ebenfalls zu warm. Aus dem Verlauf der Temperaturänderungen
muß auf eine Höhe der Stratosphäre von etwa 18—19 km geschlossen werden.
Am 27. April fand um 09.00 Uhr nahe Fernando Noronha der dritte Radiosondenaufstieg statt,
der mehr als 20 km Höhe erreichte. Die Visierung konnte wegen der tiefen Wolken leider nur bis
1500 m Höhe durchgeführt werden. Bei diesem Aufstieg sind Störungen der Temperaturmessung
durch Vereisung anscheinend nicht aufgetreten, da der Temperaturverlauf an der Stratosphären