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Full text: 62/63, 1942/43

Kurt Gebauer: Die Erschließung Afrikas und die dabei erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse. 25 
über Adua und Gondar zum Tanasee vorzudringen, dessen Wiederentdecker er wurde, nach 
dem ihn P a e z und L o b o vor ihm erreicht hatten, ohne daß von ihren Reisen irgendwie Auf 
hebens gemadit worden war. 
Bruce, der sich als Konsul in Algier mit den orientalischen Sprachen vertraut gemacht hatte, 
richtete sein Plauptstreben, nachdem er 1767 Baalbek und Palangra besucht hatte, auf die 
Kenntnis der Länder am Nil. Er kam im Frühling 176S nach Kairo und ging den Nil strom 
aufwärts, um jenes geheimnisvolle Quellengebiet des großen Flusses zu durchforschen. Er 
drang aber nur bis Assuan vor und kehrte nach Kenneh zurück, um sich einer Karawane an 
zuschließen, welche nach Kosseir am Roten Meer zog. Er nahm seinen Weg an der Küste hin, 
bis er im September 1769 in Massaua eintraf. Unter unsäglichen Beschwerden und Gefahren 
drang er in das Innere Abessiniens vor. Nadidem er das clürre Wüstengebiet der Küste durch 
zogen hatte, klomm er mühsam die waldigen Gebirge empor. Er stellte den Reichtum an Ele 
fanten, Nashörnern, Antilopen und Hyänen fest und erkannte in den Schangallas einen Volks- 
stamm, der, widerwärtiger und gefährlicher als Raubtiere, hier ein fast tierisches Leben führte. 
So drang er bis nach Gondar vor. Durch seine erfolgreiche Behandlung der verheerenden 
Seuche, der Blattern, gelangte er zu hohem Ansehen und blieb 3 Jahre in Abessinien. Auf 
W r egen, die vor ihm kein Europäer betreten hatte, drang er bis zu den Quellen des westlichen 
Nilarmes vor und brauchte ein ganzes Jahr, um durch Nubien nach Alexandrien zurückzu 
kehren, wo er im Mai 1773 ankam. Nach 11 Jahren Wanderung in fremden Ländern kehrteer 
in die Heimat zurück. Aber erst längere Zeit nachher beschrieb er seine abenteuerlichen 
Fahrten. Er starb am 27. April 1794. 
Neben Bruce, der schon vollständige Kunde über ein größeres afrikanisches Gebiet gab, 
und neben Browne, dem Entdecker der Oase Siwah, der mit ungewöhnlichem Glück in das 
dann für weitere 100 Jahre verschlossene Dar Für eingedrungen war, stehen die trauer 
erweckenden Gestalten Mungo Parks und Ludwig Burckhardts, clie nach siegreichen Anfängen 
als Opfer ihres kühnen Wagemutes gefallen sind. 
Der erste größere Schritt in der Durchforschung des westlichen Afrikas wurde, wie wenige 
Jahre früher auf der Ostseite, durch einen Schotten getan, durch den mutigen und unterneh 
menden Mungo Park. 
Er wurde am 10. September 1771 in Fowlshiels bei Selkirk in Schottland geboren und ging 
als Arzt nach Indien. Nach seiner Rückkehr trafen die Nachrichten von dem verunglückten 
Unternehmen des Majors Lloughton ein, der versuchte, von Gambia aus den Niger zu errei 
chen. Mungo Park erbot sich, die Durchführung jenes Planes zu versuchen. Er ging am 
22. Mai 1795 nach der englischen Faktorei Pisaina am Gambia und erlernte die Mandingosprache. 
Mit reichen Warenvorräten versehen, trat er die Reise am Gambia stromaufwärts an (Tafel 8) 
und geriet unweit der Stelle, wo Houghton den Tod fand, in die Gefangenschaft des mau 
rischen Königs Ali. Vollständig ausgeplündert war er der rohesten Behandlungsweise und 
Lebensgefahren ausgesetzt, so daß er (loh und unter größten Mühseligkeiten. Entbehrungen und 
Anstrengungen durch Waldungen und Gebirge weiterdrang. Umherirrend, entdeckte er jene 
Golddistrikte, die das Material zu clen berühmten Filigranarbeiten Timbuktus lieferten. Fast 
3 Wochen lang, halb krank und mit den größten Entbehrungen kämpfend, drang Park nach 
Osten vor und erreichte am 20. Juli 1796 den Niger. Er näherte sich der Residenz des Königs 
von Bambarra, Sego, dessen rege Geschäftigkeit er anschaulich schildert. Dann drang er strom 
abwärts bis in die Nähe von Sillah vor, mußte sich aber, durch Krankheit gebeugt, zur Um 
kehr entschließen. Im Königreich Mandingo zu Kamula blieb er 7 Monate krank liegen. Die 
Menschlichkeit der Mandingos rettete ihn. Nach der Genesung schloß er einen Vertrag mit einem 
Sklavenhändler ab, der ihn am 10. Juni 1797 nach der englischen Faktorei am Gambia brachte. 
Auf einer zweiten Reise 1805—1806 entschloß sich Park, den Niger bis zur Mündung zu 
befahren. Auf einer mühseligen Wanderung, die u. a. Livingstone in anschaulicher Weise schil 
dert. und von der er von 38 Begleitern nur 7 krank und entkräftet zurückbrachte, kam er durch
	        
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