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Full text: 62/63, 1942/43

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Aus dem Archiv der Deutsdien Seewarte usw. — 62. Band Nr. 8b. Semmelhaek-Reihe: Abhdlg. 4. 
Schiffe nach Afrika und Westindien. 1650 wurden 2 Schiffe, die Korvetten „Walfisch“ und 
„Krokodil“, für die Guineafahrt ausgerüstet. Es wird wohl 2 Beridite über die Fahrt gegeben 
haben. Das eine Tagebuch war das von Major Danger, einem Kurländischen Offizier aus 
Goldingen, „Rapport von Joachim Danger gewesener Sergant-Major, was auff die afrikanische, 
gambische Reise ist gesuceerdiert ao 1651/ao 1652“. Leider ist der Bericht im Chaos der bolsche 
wistischen Zerstörung untergegangen. Es gibt aber noch ein „Journal van het Crococlil“. Die 
Fahrt erreichte nach vielen Zwischenfallen am 26. Oktober 1651 die Gambiamündung, und die 
Beauftragten des Herzogs erklärten die Mündung des Gambiaflusses für kurländischen Besitz. 
Damit hatte zum ersten Male in der deutschen Geschichte ein deutscher 
Staat den Weg zur deutschen Kolonialpolitik beschritten, 31 Jahrevor 
der Gründung von Groß-Friedrichsburg durch den Großen Kurfürsten. 
Später ließ Herzog Jakob die Insel Tobago in der Nähe von Trinidad besetzen. Er verhandelte 
auch wegen einiger Kolonialgebiete um die Südsee, in Brasilien und in anderen Gebieten. Als 
1658 die Schweden Kurland eroberten, kam Herzog Jakob um seinen kolonialen Rechtstitel, 
und es kam nie wieder zu kolonialen Erfolgen, wiewohl sich Jakobs Nachfolger bis 1795 um 
die kolonialen Rechte Kurlands bemühten. Das an der Gambiamündung von Herzog Jakob 
gegründete Bajona ist das heutige Bathurst. 
Danach kann man als einen der ersten afrikanischen Reiseberichte die „Guineische Reise- 
besdhreibung, nebst einem Anhänge der Expedition von Morea von Otto Friedrich von 
der Groben (Marien Werder. Gedruckt durch Simon Reinigern. Anno 1694)“ ansehen, 
die sich zusammen mit der „Orientalischen Reisebeschreibung des Brandenburgischen Pilgers 
Otto Friedrich von der Groben, nebst der Brandenburgischen Schiffahrt nach Guinea“ in der 
Commerz-Bibliothek in Hamburg befindet. Ein Neudruck wurde im Aufträge des Insel-Ver 
lages zu Leipzig in einer Auflage von 500 numerierten Exemplaren gedruckt. Das Exemplar 409, 
das dem Verfasser dieser Arbeit durch Vermittlung cler Bibliothek der Hansestadt Hamburg 
vorlag, befindet sich in der Staatsbibliothek in Dresden. 
1680 gingen nadi endlosen Verhandlungen zum Zwecke der Kapitalbeschaffung 2 Schiffe 
nach der Guinea-Küste in See. Sie führten die kurbrandenburgische Flagge. Das nötige Geld 
war von dem Generaldirektor Raule und dessen Freunden aufgebracht worden. 
Aus dem „Verzeichnis des Inhalts, deren Kapitel so in dieser Guineischen Reise-Beschrei 
bung enthalten“, ergibt sich der Verlauf der Reise. Sie führte nach der „Außreise von Berlien“ 
„bis an den Tropicum Concri“, zum Capo Blanco und Cap Verde, zur „Serra Liona“, zum 
„Capo Monte und der gantzen Greinküste“, zur „Zähn- oder Guagua-Küste“, zur „Gold-Küste“ 
und „meiner Verrichtung zum Capo tres Puntas“, nach „deren beyden Königreichen Ardro und 
Benin“ zum „Königreich Soere und dessen Flüssen Forcados und Revul“, zum „Capo del Lopo 
und dem Königreich Angola etc.“ (von den weißen Africanern etc.), zu den Inseln S. Thomae, 
Isle de Prince und Anaboam etc.“ Vom XI. Kapitel an war die Rückreise über Irland, England 
und Schottland und in einem Anhang die letzte Reise nach Morea geschildert. 
Nicht ohne Ergriffenheit, mit Stolz, aber auch mit Resignation wird man in dieser lesens 
werten Reisebeschreibung eines Deutschen blättern, mit Stolz, weil der Große Kurfürst nicht 
nur eine Seemacht schuf, sondern auch eine Kolonisation begann, deren Resultate zwar nur un 
bedeutend sein konnten, die aber immerhin ihren Gründer überlebten. Resigniert werden wir 
sein, weil der Große Kurfürst im Reich vergeblich Unterstützung für diese Aufgabe der ganzen 
Nation gesucht hat, und der Landstrich, den von cler Groben in Besitz nahm und auf dem er 
am 1. Januar 1683 das Fort Groß-Friedrichsburg gründete. 1731 an die Holländer verkauft 
wurde. 
Otto Friedrich von der Groben wurde am 1. April 1657 in Pratten (Ermeland) geboren und 
starb am 30. Januar 1728 auf seinen Gütern in Ostpreußen. 
Einer der ersten modernen Afrikaforscher war cler Schotte James Bruce (geboren am 
14. Dezember 1730 in Kinnaird in Schottland). Es gelang ihm, 1768—1772 (Tafel 8) von Massaua
	        
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