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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band Nr. 8
Die Zeit T ist hierbei in Einheiten von sog. Julianischen Jahrhunderten zu je 86 525 mittleren Sonnentagen
von der Epoche 1900 Januar 0.0 = 1899 Dezember 31 12 h 0 m 0 s MGZ. ab gerechnet.
Die Zeit, während der die mittlere Länge h um 360 0 zunimmt oder während der die Sonne im Mittel
einen Umlauf von Widderpunkt zu Widderpunkt vollführt, ist das sog. tropische Jahr und gleich
365 <? 242 198 79 0<i 000 006 14 T.
Das sog. siderische Jahr, die Zeit eines Umlaufs von Fixstern zu Fixstern, ist wegen der Präzession in
Länge etwas länger und beträgt
365 <? 256 360 42 + 0^000 000 11 T,
Die Zeit, in der die mittlere Anomalie um 360 0 anwächst oder die Sonne einen Umlauf in der Bahnellipse
vollendet, ist das sog. anomalistische Jahr und beträgt
365 *? 259 641 34 + 0<? 000 003 04 T.
Der Ablauf der Jahreszeiten wird durch das tropische Jahr bestimmt.
Die Rektaszension der gedachten sog. mittleren Sonne, die zur Veranschaulichung des Begriffs der mitt
leren Sonnenzeit als gleichmäßig im Äquator bewegt angenommen wird, ist, behaftet mit dem konstanten
Teil der Aberration und bezogen auf das mittlere Äquinoktium zur Zeit T, ebenfalls nach N e w c o m b gleich
279° 41' 27T54 -f 129 602 768H3 T+1'393 T 2
W =18 h 38 m 45?836 + 8640 184?542 T + 01092 9 T®.
Das B e s s e 1 sehe Jahr (annus fictus), dessen Länge mit der des tropischen Jahres übereinstimmt, beginnt un
abhängig von irgendeiner Orts- oder Zonenzeit in dem Augenblick, in dem die Rektaszension der mittleren
Sonne nach (6) gleich 18 h 40 m ist. Dieser Zeitpunkt fällt immer nahe mit dem Anfang des Kalenderjahres
zusammen. Die Epoche 1900.0 ist z. B. gleich 1900 Januar 0.313 5 MGZ.
Wird nun angenommen, daß die mittlere Länge und die wahre Länge der Sonne übereinstimmen, wenn
diese im Perigäum steht, so wird die wahre Länge gemäß dem zweiten Kepler sehen Gesetz nach dem
Durdigang der Sonne durch das Perigäum zunächst schneller, dann aber wieder langsamer anwachsen als die
mittlere Länge, bis sie mit dieser im Apogäum, das dem Perigäum gegenüberliegt, wieder zusammenfällt. In
der zweiten Hälfte der Bahn bleibt die wahre Länge hinter der mittleren Länge zurück und erreicht diese
erst wieder im Perigäum. In der nebenstehenden
Abb. 1, in der eine Bahnellipse, deren numerische
Ekzentrizität e genannt werde, mit dem umbeschrie
benen Kreis dargestellt ist, S einen willkürlich ange
nommenen Ort der Sonne in ihrer Bahn und 'V' eine
willkürlich angenommene Lage des Widderpunkts bc
zeichnen, werden der Winkel PFS r= v als wahre
Anomalie und der Winkel PCS' = E als exzentrische
Anomalie bezeichnet. P ist das Perigäum, A das Apo
gäum der Bahn, F die Erde in dem einen Brennpunkt
der Bahn. Die Berechnung der wahren Länge ist offen
bar im wesentlichen geleistet, wenn es gelingt, die
wahre Anomalie v durch die aus den mittleren Bewe
gungen der Sonne und des Sonnenperigäums bekannte
mittlere Anomalie M — h — p® auszudrücken. Hier
zu 8 ) werden die aus Abb. 1 abzulcitende sog. Kepler-
sche Gleichung
E — e sin E = M,
die durch Reihenentwicklungen gelöst wird, und die Beziehung
Abb.1
tg 2
1 e „v
tg a -
1 + e ö 2
2 lhe
benutzt. Der Radiusvektor FS = r schließlich ergibt sich aus der Formel
a (1 — e cos E),
r