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Full text: 61, 1941

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band Nr. 5 
tagelang keine astronomische Ortsbestimmung erfolgen konnte, und das Schiff erfahrungsgemäß stark vor dem 
Winde trieb, mußte die gegißte Positionsangabe entsprechend der Windrichtung und Stärke berichtigt werden, 
da sonst die Beobachtungswerte einander nicht richtig zugeordnet werden konnten. Zum Beispiel trieb das 
Schiff vom 9. Dez. 4 Uhr bis zum 12. Dez. 14 Uhr ohne eigene Kraft lediglich vor dem Winde. Eine astro 
nomische Ortsbestimmung glückte nur am 9. Dez. und erst wieder am 13. Dez. Als das Schiff am 12. die 
Fahrt wieder aufnahm, wurde wie üblich auf Grund der gegißten Position am 9. Dez. weitergekoppelt, da 
das Schiff inzwis'chcn ja keine Maschinenkraft gebraucht hatte. Die Vertriftung zwischen dem 9. und 12. Dez. 
ergab jedoch rund 60 sm SW, die nicht berücksichtigt worden waren. Auf diesen Zeitraum und auf diese 
Strecke fallen drei Serien und mehrere Oberflächenbeobachtungen, deren möglichst genaue Position ermittelt 
werden mußten. Bei diesen Berichtigungen wurden die Richtung und Stärke des Windes und die Trift des 
Schiffes aus einigen Vergleichsmessungen berücksichtigt. 
3. GEOGRAPHISCHE LAGE UND AUSDEHNUNG DES BEOBACHTUNGSGEBIETES. 
Am 30. Nov. 1936 verließ die Walfangexpedition Südgeorgien und befand sich gleich an der Eisgrenze 
und damit im eigentlichen Fanggebiet. Hier konnten auch die hydrographischen Beobachtungen aufgenommen 
und während der ganzen Fangzeit durchgeführt werden. Das gesamte Beobachtungsgebiet umfaßte die nördliche 
Randzone des Weddell-Meeres im weiteren Sinne und erstreckt sich von 56° bis 64° S. Br. und 4° bis 54° 
W. L. (s. Karte 1). Der größte Teil des Beobachtungsgebietes liegt also in großer Landferne. Erst bei 27 0 W 
wurde der aus großen Tiefen aufragendc Südantillcn-Bogen berührt und die südlichste Insel der Südsandwich 
gruppe Süd-Thule aus der Ferne gesichtet. Außer dieser Insel wurde nach dem Verlassen von Südgeorgien 
während der ganzen Fangzeit kein Land ausgemacht, audi nicht im westlichsten Teil des Fanggebietes, wo sich 
die Expedition längere Zeit östlich der Joinville-Insel dicht unter Land aufhielt. In diesen Gebieten kann also 
eine Beeinflussung der Oberflächenverhältnisse durch Landnähe erwartet werden (vgl. Karte 4, 5, 6 und 7) 
und, wie später geschildert, auch der Tiefenverhältnisse. Die. Karte 1 gibt lediglich die Lage der Mittagsposi 
tionen der Walkocherci „Jan Wellern“ wieder. Die Oberflächenbeobachtungen bedecken das gesamte Gebiet in 
dichterer Folge, da die Bewegungen der Walkocherci zwischen den Mittagspositionen sehr unregelmäßig waren. 
Der Abschnitt „D“ ist auf Karte 1 als Ausschnitt in vergrößertem Maßstabe wiedergegeben. 
Die Fangexpedition bewegte sich, beginnend im Osten, mit fortschreitender Zeit west- und südwestwärts 
südlich der Sandwich- und Orkney-Inseln bis zur Joinville-Insel, die nach Westen die Begrenzung bildete. Die 
Expedition folgte dabei der allgemeinen Eisgrenze, abgesehen von einigen Gebieten südlich der Südsandwich- 
Inseln und östlich der Joinville-Insel, wo das Eis weiter südlich zurückwich, und wo keine zusammenhängende 
Eismassen gesichtet wurden. 
Da das antarktische Treibeis im weiteren Weddell-Meer keine scharfe Grenze nach Norden bildet, ist die 
Eisgrenze hier als eine mehr oder minder breite Eiszone aufzufassen, bestehend aus Eisbergen und Eisfeldern, 
die vom Wind abwechselnd zusammengeschoben oder aufgelockert werden. Unser Schiff drang, den wechseln 
den Fangfeldern folgend, häufig in die Eiszone ein, um kurz darauf wieder ein beträchtliches Stück vom Eis 
freizudampfen, so daß tagelang kein Eis mehr gesichtet wurde. Die Beobachtungen liegen also um eine ge 
dachte, mittlere Eisgrenze verstreut in einer rund 200 sm breiten und 1800 sm langen Zone am Rande des 
antarktischen Eisgürtels. Obgleich also jedes System in der Anordnung der Beobachtungen fehlt, liegt der 
Vorzug dieses Materials darin, daß es die Verhältnisse an der antarktischen Eisgrenze zu untersuchen ge 
stattet, und daß man unter diesem Gesichtspunkt das Beobachtungsgebiet als eine Einheit betrachten kann. 
Andererseits kann man ohne Zwang Teilgebiete mit engabständigen und zeitlich einheitlichen Beobachtungen 
zusammenfassen. Bei der langsamen Wanderung nach Westen traf die Expedition in einzelnen Gebieten gün 
stigere Eis- und Fangverhältnisse an und hielt sich in ihremBezirklängcreZeit auf. Natürlich häufen sich in diesen 
Räumen die ozeanographischen Beobachtungen, wie ein Blick auf die Karte zeigt, und gaben zwangsläufig Unter 
teilungen für die Darstellung und Diskussion, die auch durch die Unterschiede in den hydrographischen Ele 
menten gestützt werden. 
Wir unterscheiden zeitlich und räumlich überwiegend einheitliche Räume für die Oberflächenbeob 
achtungen: „A“ von 4 0 bis 17 0 W (Karte 2 und 3), 
„B“ von 17 0 bis 31 0 W (Karte 4 und 5), 
„C“ von 28 0 bis 41 * W 
„D“ von 52 0 bis 55 0 W (Karte 6 und 7).
	        
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