Fr. Model : Pegelstationen des Kriegsmarine-Pegelnetzes der Ostsee.
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damit ein auch auf große Entfernungen erkennbares, breites Bandmaß benutzt werden kann
(Abb. 15, Tafel 7). Das Gerät sitzt auf einem Eisenrohr, das nachträglich mit großen Schwierig
keiten an der Brunnenwand befestigt wurde. Das Rohr dient als Schutz und zur Abdämpfung
des Seeganges — es besitzt nur am unteren Ende ein kleines Loch zum Wasseraustritt — und
ist so eingerichtet, daß das Gegengewichtsende nicht mit dem Wasser in Berührung kommt,
sondern in einer „Tasche“ trocken abgleiten kann (Abb. 16). Damit das Fenster am Kopf des
Bandmaßpegels (Abb. 15, Tafel 7) nicht von innen beschlagen und das Gerät rosten kann, wird
das Wasser durch eine Paraffinölschicht am Verdunsten gehindert.
Das Gerät hat sich im täglichen Dienst gegen alle Erwartungen glänzend bewährt: der
Pegelwärter kann es Tag fiir Tag ablesen, nur während der Frostperioden setzt sich gelegent
lich durch Spritzwasser eine Eisschicht vor das Glasfenster und verhindert den Durchblick. Das
Bandmaß, ein Wadistuch- oder Leinenband, ist durch Schwimmer und Gegengewicht auf Zug
aufgehangen und wird deshalb leicht gedehnt. So ist z. B. in Arkona nach zweijährigem Ge-
braudi das Wachstuchband von 5 m Länge um 1.2 cm länger geworden. Kontrollmessungen an
anderen Bandmaßen ergaben, daß dies die größte Längen Veränderung ist, die auftritt. Bei den
Wasserstandsschwankungen der Ostsee von nur wenigen Metern bedeutet dies eine Ungenauig
keit von einigen Millimetern, die vernachlässigt werden kann.
Der Bandmaßpegel besitzt keine festen, unverrückbaren Teile und kann deshalb nicht
durch ein Nivellement an das Reichshöhennetz angeschlossen werden. Deshalb wurde nun doch
noch ein Lattenpegel an der Außenseite des Brunnens neben dem Bandmaßpegel angebracht,
der eingewogen werden kann. Die Pegelwärter sind angehalten, bei ruhigem Wetter auch die
Pegellatte abzulesen: auf statistischem Wege läßt sich mit Hilfe dieser Ablesungen der Band
maßpegel kontrollieren, wie weiter unten (S. 47 ff.) im einzelnen ausgeführt werden wird. Die
Genauigkeit der Ablesungen ist selbst bei glatter See gering (vgl. S. 29), sie wird verbessert,
wenn mit dem Fernrohr abgelesen wird, da dieses das Gesichtsfeld verkleinert und dadurch
die Aufmerksamkeit erhöht. Versuche mit Kunststoffpegellatten sind fehlgeschlagen, so daß
jetzt nur nodi die Fuefi - Präzisionslatte benutzt w ird. Das Anbringen cles Lattenpegels ist
durch die Verordnung“), daß der Pegelnullpunkt bei N.N. —5.000 m liegen soll, deshalb er
schwert, weil die Latte nunmehr erst dann angebracht werden kann, wenn der Brunnen bereits
einnivelliert worden ist. Letzteres kann aber erst nach vollendetem Bau durchgeführt werden,
so daß die viele Kilogramm schwere Latte nachträglich vom Boot aus angeschraubt werden muß.
In Zusammenarbeit mit Vermessungsrat Baenisch von der Landesanstalt für Gewässer
kunde und Hauptnivellements und dem Wasserstraßenamt Ostsee. Kiel, wurden zum Einwägen
folgende Einrichtungen geschaffen (Abb. 18): Am Brunnen wird in Mittelwasserhöhe eine
Konsole oder ein normaler Höhenbolzen angebracht, dessen Höhe einnivelliert ward. Zu diesem
Zwecke wird darauf eine Hilfsnivellierlatte gestellt. Um sie senkrecht halten zu können, wer
den zwei Bügel an der Holzbohle angebracht, die später den Lattenpegel trägt. Der eine
Bügel dient nur zur Führung, am anderen wird die Hilfslatte festgeschraubt. Die Pegellatte
wird später mit Hilfe einer Wasserwaage entsprechend der errechneten Höhe auf N.N. — 5.000m
angeschraubt (siehe S. 55). Um ihr Einstellen zu erleichtern, ist eine Vorrichtung zur Feinein
stellung angebracht (Abb. 19).
Von ausschlaggebender Bedeutung für clen Wert der drei Fernpegelgeräte wurde ihre Be
triebssicherheit. Der Druckluftpegel mußte aus diesem Grunde aufgegeben werden. Das Für
und Wider des Druckluftsystems an sich außer acht gelassen, waren an diesem Gerät zu viele
unsichere Stellen vorhanden, durch die der Betrieb so gestört werden konnte, daß der Pegel
wärter nicht in der Lage war, es wieder in Ordnung zu bringen. Die Deutsche Seewarte ent
schloß sich deshalb 1959, clen Apparat gegen einen Ruhstrompegel auszutauschen. Die elektri
schen Fernpegel, sowohl der Arbeits- als auch der Ruhstrompegel, besitzen nach Überwindung
der anfangs aufgetretenen Schwierigkeiten die nötige Betriebssicherheit. Wenn jetzt der Ruh
strompegel clem Arbeitsstrompegel vorgezogen wird, so liegt dies an der größeren Empfindlich-
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«) Erlaß —- T v. 22. März 1938.
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