Skip to main content

Full text: 60, 1940

16 
Aus dem Archiv der Deutschen. Seewarte und des Marineobservatorinms. — 60. Band. Nr. 617. 
Entwicklung der klimatologischen Methodik in der jüngsten Zeit zu einer komplexen und die 
geographischen Gegebenheiten stärker berücksichtigenden Forschungsrichtung gelangt ist, daß 
aber das spezielle Problem der Kaltluftvorstöße trotzdem nur eine auf einzelne meteorologische 
oder geographische Ideal fälle bezogene Behandlung erfahren hat. Es erhebt sich daher die Not 
wendigkeit, ganz allgemein festzustellen, welches spezielle Interesse von geographischer Seite 
her der Frage der Kaltluftvorstöße entgegenzubringen ist, nachdem wir den hauptsächlichen 
Unterschied zwischen meteorologischer und geographischer Betrachtungsweise bereits im Vor 
hergehenden betont haben. Folgende Tatsachen sind daher methodisch von Wichtigkeit: I. Ein 
Kaltlufteinbruch steht in unlösbar e n g e m Zusammenhang mit sei n e r w i e 
immer gearteten Unterlage, wodurch er sich rein gegenstandsmäßig als 
geographischer B a u stein darbietet: 2. E r ä u ß e r t sich f er n e r a 1 s p h y s i o - 
g nomisch im L a n d schaftsgeschehen w a h r » e h in b a r er Vorg a n g, s o daß e r 
wie jeder andere Bestandteil oder Vorgang des geographische n R a u m c s 
mit geographischen Methoden erfaßt werden kann: 3. Er ist also als ein Kom 
plex zu untersuchen, dessen geographische Wesensart unter I. und 2. dargelegt ist, wobei es 
dann von sekundärer Bedeutung ist, ob diese Untersuchung rein verbreitungsmäßig, genetisch, 
oder kausal vorgenommen wird. Wesentlich bleibt n u r, daß die a n g e w a n d t e 
Untersuchungsmethode der geographischen, raumgebundenen Eigenart 
des Kaltlufte i n b r u ches. nicht seiner atinophysikalischen gerecht w i r d. 
Damit sind die Grenzen für den Gang der Untersuchung gesteckt, welchen wir im folgenden 
unter dem methodischen Gesichtspunkt und unter Würdigung der Materialgrundlage dar 
legen wollen. 
2. D a s A u sgan g s m a ter i a 1 : G a n g d e r A r b e 1 i. 
Hauptgrundlage der vorliegenden Arbeit ist eine Statistik cler Kaltluftein 
brüche. Diese gründet sich auf die Durchsicht cler Täglichen Wetterkarten der Wetter 
dienststelle Karlsruhe sowie die cler Deutschen Seewarte Hamburg. Die badischen Wetter 
karten (übrigens ähnlich den Breslau-Krieterner) enthalten schon frühzeitig dynamische 
Eintragungen, so daß sie für diesen Zweck als gut geeignet erschienen. Zur Kontrolle wurden 
die genauen Hamburger Wetterkarten cler Seewarte herangezogen. Die Lückenlosigkeit 
der verwendeten Jahrgänge 1925—1933 bot zugleich die Gewähr für die lückenlose Er 
fassung aller Kaltlufteinbrüche in dem erwähnten Zeitraum. Weitere Bemerkungen zu den 
Wetterkarten selbst erübrigen sich hier. Wir müssen nur feststellen, daß die in den Wetter 
karten verzeichneten Fronten, wenigstens zur damaligen Zeit, nur einen Bruchteil der Kait- 
lufteinbrüche kennzeichnen, wenn wir uns an die weitere Fassung dieses Begriffes halten, aut 
die wir noch zurückkommen werden: eine wesentliche Hilfe war damit immerhin gegeben. 
Zwar ist die Front cler aktivste Teil des Kaltlufteinbruchs, aber seine seitliche und rückwärtige 
Ausdehnung ist für uns nicht weniger wesentlich. Mit der vor wenigen Jahren erfolgten ein 
heitlichen luftkörperklimatologischen Ausgestaltung der Wetterkarten steht von nun ab ein 
weit besser geeignetes Material zur Verfügung. 
Die Zahl cler verarbeiteten KE (wir verwenden diese Abkürzung für ..Kaltlufteinbruch'' im 
weiteren Verlaufe) beträgt bei acht Wintern 777 (1925/26—1932/33). Der Zeitraum wurde ge 
wählt. weil sich im Sommer 1925 der Ausschnitt cler Karlsruher Wetterkarten geändert hat und 
seitdem wichtige Teile des nördlichen Eismeeres und die Küste Finnmarkens mit erfaßt werden. 
Für eine zuverlässige Mittelbildung der KE ist der gewählte Zeitraum naturgemäß noch kurz. 
Es ist denkbar, daß cler doppelte Zeitraum in mancher Hinsicht vielleicht ausgereicht hätte. Mir 
schwebte aber nicht das Ziel vor.bereits zuverlässige Mittelwerte der Kaltlufteinbrüche nach allen 
Seiten cler statistischen Erfassung hin zu geben, sondern überhaupt erst einmal zu versuchen, 
die geographischen Grundlagen hierfür zu schaffen und für das Untersuchungsbereich die we 
sentlichen Tendenzen herauszuarbeiten. Die Statistik wurde daher für diese acht Jahre auch 
wesentlich ausführlicher aufgestellt, als dies bei einer längeren Reihe überhaupt im Bereich cler 
Möglichkeit eines Einzelnen stehen würde. Es bleiben auch bei den verarbeiteten acht Jahren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.