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Aus dem Artluv der Deutschen Seew arte und des Mariiieobservutorimns. — 60. Band. Nr. 6/7.
noch genug Fragen offen, welche wir in der vorliegenden Untersuchung unbeantwortet lassen
müssen.
Bei der Aufstellung der Statistik w urde folgendermaßen verfahren. Aus den vorhandene» Wetterkarten wanden
die Kultlufteinhriiche ausgewogen; zu diesem Zwecke wurde ein Formular entworfen (vgl. das vorseitige Muster),
das alle für die geographische Charakterisierung eines KE nötigen Angaben enthält. Von den auf den Wetterkarten
vcrzcichueten Stationen wurden die in Betracht kommenden notiert, und zwar ihre Temperatur (also Tcrminbeob-
achtung, nicht Minimum), ferner die Ab- bzw. Zunahme derselben gegenüber dem Vortage, die Windrichtung sowie
-stärke (Beteilig). Windrichtung und Temperatur sind als Hauptmerkmale zu betrachten, daneben ist die Temperatur
änderung meist nur an der Front des Vordringens wichtig. Außer diesen Daten wurden noch die Bewölkung (in Vier
teln des Himmelsgewölbes) und Niederschlag notiert. Die Bewölkung spielt namentlich hei der Modifikation eines
KE durch Ein- und Ausstrahlung eine Rolle: Auftreten und Art der Niederschläge helfen nicht nur, die Wesensart der
KE seihst zu kennzeichnen, sondern für die Ziehung der Begrenzungen werden sie wichtig. Es kommt hierbei vor
nehmlich auf Niederschlag in fester Form an. sei es als Schnee oder als Graupeln in Schauerform, die unmittelbar
am Böenkopf noch bei Temperaturen von mehreren Graden über 0° fallen können. Besondere Erscheinungen, die bei
einzelnen Stationen festgehalten zu werden verdienen, sowie auch Nachbarstationen mit gleicher Strömungsrichtung
wurden in der letzten Rubrik verzeichnet.
Aus der Zuordnung dieser Nachbarstationen der gleichen Windrichtung nach, nicht der gleichen Temperatur
bzw. Temperaturstufe nach, ist allein schon ersichtlich, daß ein KE in erster Linie durch einheitliche Strömungsvcr-
hältnisse gekennzeichnet ist. Die Temperatur selbst stellt erst an zweiter Stelle, sie wie auch ihre Abnahme variieren
viel stärker. — Zur leichteren Auswertung ist jeder statistisch erfaßte KE auf dem gleichen Blatt je nach den Erforder
nissen typisiert. Diese Typisierung wurde durch ge führt einmal für die Zuordnung zu einem der sechs aufgestellten
Haupttypen, sodann für die Dauer in Tagen und schließlich für die Reichweite im Untersuchungsbercieh.
Die Statistik ist tageweise untcrgeteilt. Für den ersten Tag wurden naturgemäß mir wenige (bis 4) Stations-
querspalten ausgefüllt, da ein KE nur selten unmittelbar mit großer Front im Untersuchungsbereich selbst einsetzt (nur
hei SO- und (-Vorstößen") vorkommend). Für den zweiten Tag reichten mich hei voller Entwicklung in den meisten
Fällen sieben Querspalten aus, sofern man die letzte Rubrik für Nachbarstationen uncl ihre Temperatur reservierte. Für
die genauere Analysicrimg mit Hilfe aller Rubriken (bis auf die letzte) wurden die charakteristischen Stationen ge
wählt, während wie gesagt die ähnlichen zusätzlich in die letzte Spalte kamen. Es war vorgesehen, daß für lang-
anhaltende KE mehrere Blätter verwendet werden konnten. Ferner enthält jedes Blatt der Statistik eine kurze, meist
auf die täglichen Veränderungen im Ablauf sowie im Druckfeld bezogene Zusammenfassung, um auch später stets
einen Anhalt für die synoptische Rekonstruktion zu besitzen. Das Datum ist selbstverständlich überall angegeben
dazu eine Kninummer des betreffenden KE. um jede Verwechslung auszuschließen.
Wenn auch somit als statistische Grundlage eine befriedigende Methode gefunden wurde,
so hatte sie doch auch Nachteile, die v or allem in ihrer recht mühevollen Aufstellung begründet
waren. Bei der Häufung verschiedener k E-Typen während des Hochwinters im Untersuchungs-
bereich — kann es sich doch täglich um drei verschiedene Typen handeln — schritt die Arbeit
nur langsam fort. Dazu kam noch ein weiterer Nachteil, den die Statistik hatte. Sie war alles
andere als anschaulich, und hemmte so ein rasches Orientieren ungemein, und dieses erwies sidi
bei der Auswertung immer wieder als notwendig, um sich nicht in den vielen Einzelheiten eines
statistischen Blattes zu verirren. Aus diesem Grunde wurde zu jedem einzelnen KE eine mit
der gleichen laufenden Nummer versehene kleine Übersichtskarte von Europa beigegeben, die.
für jeden Tag mit besonderer Farbe (am Rande durch eine Skala vermerkt), das jeweilige Areal
des betreffenden KE umgrenzt. Es ist klar, dal? die Grenzen über dem Meere dabei meist hypo
thetisch sind. Außerdem wurde auf einem zweiten Kärtchen mit cler gleichen jeweiligen Farbe
für jeden Tag die Luftdrucktopographie in großen Zügen durch Eintragung der H(odidruck-
gebiete) und T(iefdruckgebiete) sowie etwaiger Tiefdruck rinnen bzw. Hodtdruckrüeken ver
merkt. Besondere barische Steig- oder Fallgebiete wurden gegebenenfalls durch Plus- oder
Minuszeichen eingetragen.
Wenn die angewa ndte s t a t i s t i s c h e E r h e b u ngsmet h o d e so a tisfiihrlidi dargelegt
wurde, so deswegen, weil auf dieser Griinclarbeit die gesamte Auswertung ruht, und weil eine
entsprechende Vorarbeit auf diesem Gebiet noch nicht besteht. Sicher werden sidi manche Ab
änderungen als nützlich erweisen, wenn das Thema einmal öfter aufgegriffen wird. Insbesondere
wird natürlidi die Typisierung einer kritischen Betrachtung unterworfen sein, daher gehe ich
auf die hier befolgten Grundsätze zum Schluß noch etwas näher ein.
Die Ty pisier ung der KE erfolgt zunächst in der im Abschnitt ( 2 näher behandelten
Weise, also nach den sedis versdiiedenen Haupttypen. Mischtypen wurden nicht aufgestellt, da
'■') Die Abkürzungen sind auf 8. 27/28 erklärt.