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Full text: 60, 1940

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Bund. .Nr. 6/7. 
jedoch seine Einteilung auf Mitteleuropa, und wenn man den Weg in Betracht zieht, den die Luftinassen bis dorthin 
zuruckzulegen haben, dann verringern sich die anfänglichen Unterschiede zwischen Barentsseeluft und solcher aus 
Nordrußland rasch. Da wir aber in unserer Arbeit ein bis in jene Gebiete ausgreifende^ Untersuchungsbereich be 
trachten. gewinnen solche feineren Unterschiede des Herkunftsgebietes primäre Bedeutung für uns. 
5. Maritime Polarkaltluft (heute als Luftmasse der Gemäßigten Breiten, kurz GM, bezeichnet), Herkunftsgebiet: 
Nörcll. Atlantik bzw. Canada, Auftreten ganzjährig (bei Verwendung der relativen thermischen Begriffe). Der 
Unterschied dieser Luftmassc gegen die unter 1. genannte maritim-arktische ist nur ein gradueller, der auf die 
strahlungsklimatischen Breiteneinflüsse Bezug hat, meist aber von den Einflüssen der Erdoberfläche im Ursprungs- 
gebiet bzw. im überwanderten Bereich überdeckt wird. 
4. Kontinentale Polarluft. Herkunftsgebiet: Innerrußland, Eennoskandien, Auftreten in cler kälteren Jahreszeit. 
Dieser Luftmasse sind, wie wir sehen werden, zwei durchaus verschiedene Kaltluftcinbruchstypen zuzuordnen (NO 
und SO). 
Wir erkennen schon aus dieser kritischen Durchsicht, daß unser Zweck eine im einzelnen 
etwas ausführlichere und ergänzte Gliederung der Kaltluftmassen notwendig macht. Trotz 
dieser Anpassung an den geographischen Zweck dieser Arbeit, der letzten Endes die 
Physiognomie cles K 1 imas von R äumen mit eigenen Methoden erfassen 
w i 11. bildet Sch inzes Luftmassenanalyse die allgemeine luftkörperklimatologische Grund 
lage: Sch. gibt ja selbst an (S. 16). ..daß die Hauptluftmassen infolge der verschieden gearteten, 
lokal-orographischen Beeinflussung der untersten Schichten und fernerhin durch räumliche 
und zeitliche Entfernung vom Quellgebiet gewisse Abänderungen. Abweichungen und Ab 
schwächungen gegenüber den angeführten mittleren Werten in einem oder mehreren Feldern 
fast immer aufweisen.'' Diese Änderungen gerade unmittelbar in der Bodenschicht müssen wir 
aber in einer geographischen Betrachtung stärker berücksichtigen, woraus sich im einzelnen 
manche Ergänzungen zu Sch inzes Schema ergeben. Getrennt von den Luftmassen selbst be 
handelt Sch. an anderer Stelle in seiner Arbeit die Fronten analysierend als meteorologische 
Vorgänge. Dieser Trennung brauchen wir in unserer Arbeit nicht zu folgen, denn der Begriff 
des Kaltlufteinbruches erfordert die gleichzeitige Betrachtung von Luftmasse plus Vorgang. 
ln ähnliche Richtung wie die soeben besprochene Arbeit weist die Untersuchung von 
Dinies über die Luftkörperklimatologie (1932). Dinies hat an Hand der auf den 
Ergebnissen der ßergener Schule fußenden, in diesem Falle von Linke ausgearbeiteten Luft 
körperdefinitionen 5 ) am Beispiel Frankfurts zum ersten Male den Versuch gemacht, das Klima 
eines Ortes mit Hilfe der üblichen Terminmessungen der Einzelelemente in seine Luftkörper 
bestandteile zu zerlegen. Er charakterisiert auf Grund 6jübriger Mittelwerte den mittleren 
Zustand bei den einzelnen Luftkörpern, während das Schicksal eines bestimmten Luftmassen 
transports nicht verfolgt wird, sondern in die Betrachtung über die Eigenschaften der Luft 
körper selbst eingeht. Es wird also nur allgemein der Weg beschrieben, den z. B. PM-Luft 
nimmt, um später in Frankfurt noch als solche nachgewiesen zu werden. Insofern unterscheidet 
sich Dinies’ Untersuchung prinzipiell von der vorliegenden, sie nähert sich ihr jedoch bei cler 
mehr synoptischen Betrachtung über die Verbreitung der Luftkörper in Deutschland 1929—30. 
wobei nämlich aus der unterschiedlichen Verbreitung Schlüsse auf die großräumigen Zusam 
menhänge gezogen werden. Trotz der vielfachen Berührung, die sich aus cler luftkörperklima- 
tologischen Arbeitsweise mit unserer Aufgabe ergibt, ist Dinies’ Zielsetzung doch mehr 
meteorologisch-klimatisch als geographisch-klimatisch. Der geographische Zug in Dinies’ 
Arbeit liegt in der Verwendung cles Luftkörperbegriffes selbst, nicht aber in einer besonderen 
geographischen Methode der Anwendung desselben. Dinies’ Untersuchung ist daher auch 
rein zuständlich und bewegt sich im Rahmen der Mittelwertklimatologie, nur unter Einschaltung 
des komplexen Zwischenbegriffes des Luftkörpers, dem bestimmte Elementmittelwerte eigen sind. 
Willett (1933) hat in Anlehnung an die Arbeiten Schinzes und Bergetons für 
Nordamerika eine ähnliche luftkörperklimatologische Gliederung aufgestellt, die natur 
gemäß die veränderten geographischen Gegebenheiten bei der Aufstellung von Luftkörpern 
berücksichtigt. Es ist daher bezeichnend für die besonderen natürlichen Verhältnisse in Nord- 
r ') Linke (1929 [a|, 1936 [b|) gibt eine wesentlich stärker geographisch, allerdings auch biologisch ansgeriditete 
Begriffsfassung, indem er von lokal gebundenen „Unftkörpem“ spricht, während Schinze eine lokale Unabhängig 
keit seines Begriffs „Luftmasse" betont.
	        
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