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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 60. Band, Nr. 5
Die Großwetterlage zeigt den Einbruch maritim-arktischer Kaltluitmassen auf der Rückseite eines
über Skandinavien ostwärts schwenkenden Tiefausläufers. Am 13. 4. 33 08.00 Uhr liegt Ost- und Süd
deutschland etwa bis zur Linie Rügenwalde—Lindenberg—Frankfurt-Main in gealterter kontinentaler Kalt
luft, während NW-Deutschland bereits von den feuchten arktischen Luftmassen überflutet ist. Der Ham
burger Flugzeugaufstieg registriert in 2500 m Höhe eine deutliche Temperaturinversion; er stimmt oberhalb
derselben in allen Werten mit dem Aufstieg Königsberg überein. Königsberg zeigt abgesehen von einer
flachen Bodeninversionsschicht eine einheitliche Luftmasse. Um 14.00 Uhr hat sich das Bild der Aufstiege
erheblich geändert. Die maritime Kaltluft hat Königsberg erreicht; sie reicht dort etwa 1100 m hoch. Die
Inversion liegt in Hamburg rund 1000 m höher. Die 14.00-Uhr-Karte dieses Tages zeigt die Front auf der
Linie Tilsit—Krakau—Salzburg; das westeuropäische Hodidruckgebiet gewinnt ostwärts an Raum. Das Vor
dringen der Kaltluft ist mit Regenschauern verbunden, die über Westdeutschland noch stark und stellenweise
mit Gewittern verbunden sind, bei ihrem Vorstoß nach Osten aber an Intensität verlieren. Das untere Weichsel
gebiet überqueren sie mit vorwiegend westlichen Winden und ohne elektrische Entladungen.
Über das Wetter im Untersuchungsgebiet ist im einzelnen folgendes zu sagen. Zur Zeit der klima-
tologischen Frühbeobachtungen sind besonders im Westen des Gebietes bereits die Anzeichen der nahenden
Kaltfront zu finden. Der Wind kommt allgemein aus südlichen Richtungen mit Stärke 3 bis 4 B. Die
Temperaturen liegen um 6° C. In Langfuhr ist neben hoher Bewölkung auch Cu-Bewölkung in 1030 m Höhe
vorhanden; in Lauenburg wird um 08 00 Uhr bereits der erste Schauer verzeichnet. Um 09.55 Uhr meldet
Langfuhr das Einsetzen von Niederschlägen, um 10.45 Uhr bzw. 10.47 Uhr beginnt es in Marienwerder bzw.
07.00 Uhr
Station
Wetter
Wolken
Wind
Reinwasser
. . . bedeckt
10/10
S
2
Lauenburg
. . . bedeckt
10/10
s
6
Gotenhafen
. . . wolkig
9/10
s
5
Langfuhr (F)
. . . fast bedeckt
9/10 Sc 1000 m, 3/10; Ac
s
3
Langfuhr (O)
. . . fast bedeckt
9/10 Cu 1000 m, 2/10; Ac, Ci
SSE
4
Marienwerder
. . . heiter
4/10
SSE
6
Marienburg
. . . wolkig
8/10 Sc
S
3
Braunsberg
. . . heiter
3/10 Cu
S
3
14.00 Uhr
Station
Wetter
Wolken
Wind
Reinwasser
. . . heiter
3/10
W
5
Lauenburg
. . . wolkig
7/10
w
7
Gotenhafen
. . . wolkig
8/10
WNW
3
Langfuhr (F)
. . . halbbedeckt
5/10 Cu, Sc 1000 m
WNW
4
Langfuhr (Ö)
. . . wolkig
7/10 Cu, Sc 600 m
NW
5
Marienwerder
. . . bedeckt
10/10
S
5
Marienburg
. . . bedeckt
10/10 Fst
NW
4
Braunsberg
. . . wolkig
7/10 Cu
SW
4
rapide zu steigen; die Temperaturkurve fällt um 5° C. Die Schauer dauern
mit Unterbrechungen etwa 2 Stunden. Um 11.55 Uhr wird in Langfuhr,
12.45 Uhr in Marienburg und 10.30 Uhr in Lauenburg das Ende der
Schauertätigkeit verzeichnet. In den 14.00-Uhr-Beobachtungen dieses Tages
ist nur an der Winddrehung auf westliche Richtungen zu erkennen, daß
die Front die Stationen bereits passiert hat.
Nach dem Witterungsverlauf kann gesagt werden, daß die am
14.4.33 gemessenen Niederschläge von der am Vormittag des Vortages
durchgezogenen Schauerfront stammen. Im Kartenbild, das ich auf Grund
dieser Messungen zeichnete, sind keine Besonderheiten zu erkennen.
Das ganze Gebiet weist eine fast einheitliche Niederschlagshöhe auf.
Eine sdiwache Leewirkung kann man vielleicht am Pommerschen Höhen
zug herauslesen, jedoch möchte ich davon absehen, sie als reell zu halten. Die in der folgenden Tabelle