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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 60. Band. Nr. 5
noch Gewitter. Regenschauer fallen noch im ganzen Weichselgebiet. Am Nachmittag heitert es auf der Rück
seite des Ausläufers sehr rasch auf. Außer den in den Mittagsstunden noch fallenden Schauern werden im
Bereich des nach Ostdeutschland vorstoßenden Hochdruckkeils keine weiteren Niederschläge mehr verzeichnet.
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DANZIBER BUCHT
Abb. 5.
Die am 18. 8. 33 gemessenen Niederschläge können also nur von der am Vortage durchgezogenen
Gewitterfront herrühren, die von Westen nach Osten das untere Weichselgebiet überquerte. Die Werte
ergaben die Niederschlagskarte Abb. 5. Sehr deutlich tritt das Niederschlagsmaximum von mehr als
19 mm im Weichsel - Nogat - Delta hervor, während auf den Höhenzügen nur geringe Niederschlags
mengen zu finden sind. Beobachter aus Marienburg wissen zu berichten, daß im Sommer die Ge
witter sehr oft in Abständen von zwei bis drei Stunden wiederkehren, und häufig erst mit der Nacht
abklingen. Die Bewohner der Nehrung um das Ostseebad Steegen behaupten, daß die Gewitter meistens
über das Frische Haff nach Osten abzögen. Diese Angaben sind nur eine Bestätigung der Tatsache, daß
hier ähnliche Verhältnisse wie im Oder- und Ueckertal vorliegen, die Meincke (29, 29) beschreibt. Auch
hier werden die Gewitter wie in einen Talkessel eingeschlossen und durch die Höhenzüge im Osten und
Westen in ihrer Zugrichtung behindert, bis sie schließlich entsprechend der Stärke des Gradientwindes den
Ausweg zur See oder über das Frische Haff finden. Auch bei dem obigen Beispiel ist es bezeichnend, daß
in Marienburg immer noch Gewitter gemeldet werden, während die eigentliche Front bereits 100 km weiter
östlich liegt.
Mehr noch als bei Gewitterfronten, bei denen infolge des vorhandenen Gradienten eine bestimmte
Zugrichtung der Gewitter gegeben ist, sind bei örtlichen Gewittern, die sich im Weichsel-Nogat-Delta bilden,
diese Feststellungen zu machen.
Die Untersuchung der Kaltfrontdurchgänge im Weichselmündungsgebiet führte zu der Feststellung,
daß Kaltfronten bzw. Okklusionen mit Kaltfrontcharakter keine deutliche Luv- oder Leewirkung im Nieder
schlagsbild erkennen lassen.
Ich wandte mich nun den Wetterlagen zu, bei denen Warmfronten oder Okklusionen mit
Warmfrontcharakter die Ursache der Niederschlagsbildung waren. Eine solche war z. B. am
5. und 6.2. 33.
Das Wetter Mittel- und Westeuropas wird in dem betrachteten Zeitraum bestimmt durch das Vor
dringen maritimer Warmluftmassen, die auf der Nordseite des über dem Mittelmeer liegenden Hochdruck
gebietes in einem kräftigen Südwest- bis Weststrom ostwärts herangeführt werden. Während am 4.2.33
19.00 Uhr ihre Bodenfront etwa über die Orte Hanstholm, Warnemünde, Wien verläuft, hat sie am 5.2.33
08.00 Uhr bereits die Linie Danzig—Breslau—Wien erreicht. Sie überquert im Laufe dieses Tages das ganze
untere Weichselgebiet und ist am 6.2.33 08.00 Uhr etwa über den Stationen Wilna, Pinsk, Bukarest zu
finden. Auf der Rückseite eines über Skandinavien ostwärts ziehenden Tiefs dringen polare Kaltluftmassen
mit NW- bis N-Winden südwärts; ihre Bodenfront liegt am 6. 2. 33 08.00 Uhr etwa auf der Linie Memel—