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Full text: 59, 1939

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 59. Band. Nr. 10. 
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Nun zu den Karten der 24stiindigen Druckänderung! Die erste, die Änderung vom 3. bis 4. Februar 
früh wiedergebend (Tafel 13, Abb. 37), zeigt die Druckwelle über Nordamerika, mit der die Austropfung 
der kanadischen Kaltluft östlich des Felsengebirges verbunden ist. Das Fallgebiet des Druckes ist erheblich 
schwächer als das Steiggebiet. Am Folgetage (Abb. 38, Tafel 14) hat sich das Verhältnis umgekehrt: das 
Fallgebiet liegt verstärkt über dem Gebiet der Großen Seen, das Steiggebiet ist abgeschwächt südost- 
wärts nach Texas gerückt; das Gefälle zwischen beiden; mit dem „IsalloUarenwind“ die Kaltluftverfrachtung 
in Richtung auf Florida widerspiegelnd, hat sich kaum vermindert. In dem Südzipfel des Druckfallgebiets, 
der über den Golf von Mexiko ostwärts schwenkte und hierbei die Front der Tropikluft nach Norden 
nahm, hat sich südwestlich Kap Hatteras das geschlossene Druckfallzentrum des Dreimassenecks gebildet. 
Die Karte der 24stündigen Druckänderung vom 5. auf den 6. Februar früh (Abb. 39, Tafel 15) läßt 
das gewaltige Anwachsen dieses Druckfallgebietes erkennen; auf 36° N Br., 71° W Lg. stürzte der Luftdruck 
um 5 0 mb. Das vordem verstärkte Druckfallgebiet bei der Seenregion dagegen schwächte sich, nach 
Labrador schwenkend, rasch wieder ab. 
Trägt man sich die Bahnen der Druckfall- und Drucksteiggebiete vom 4. bis 6. Februar in eine Karte 
(Abb. 40, Tafel 16), so sieht man die Wiederkehr des schon aus Abbildung 31 (Tafel 9) bekannten Bildes: 
zyklonale Bahnkrümmung über Nordamerika, zyklonale Bahnkrümmung auch südlich Neufundland. So ergibt 
sich bei der Dreimasseneck-Frontenlage vom 5. Februar früh die schematisch durch die breiten Pfeillinien 
angezeigte Höhenströmung, das Divergieren aus der Frontalzone nördlich Florida. In 
dem Frontalzonendelta entwickelt sich der Orkan. 
Die Bermuda-Pilotwindmessungen erreichen am 4. und 5. Februar nachmittags nur 1500 bis 2000 m 
Höhe und ergeben hier NW von 61 km/h bzw. (am 5.) SSW von 47 km/h. Der Altocumulus zieht am 
5. Februar mittags aus SW (bei SSO-Wind am Boden); in größerer Höhe dürfte bei weiterer Rechtdrehung 
WNW sein. 
d) Die Sturm tiefbild ung vom 16. bis 17. Januar 1939 
Diese Sturmtiefbildung ergab den Orkan, bei dem der große norwegische Motortanker „Jaguar“ in etwa 
35° N Br., 46° W Lg. am 18. Januar mitten entzweibrach, wonach das schwimmend bleibende Hinterteil eine 
lltägige Drift bis in die Nähe der Azoren antrat und anschließend nach Fayal eingeschleppt werden konnte. 
Wie sich schon bei der ersten Untersuchung einer subtropischen Dreimasseneck-Sturmtiefbildung ergab 
(4, S. 51) und sich an den weiteren Fällen bestätigte, ist die Langlebigkeit als Sturmtief bzw. 
Orkantief diesen Bildungen eigentümlich, eine Eigenschaft, die sie in die Nachbarschaft der tropischen 
Zyklonen rückt. So sei, wenn auch die vorliegende Arbeit wesentlich der Entstehung und dem Anfangs 
stadium der Dreimasseneck-Störungen gilt, doch am Beispiel des „Jaguar“-Orkans die Reichweite einer 
solchen Sturmzyklone demonstriert. 
Die Abbildung 41 (S. 29) gibt die Orkanbahn vom 16. bis 20. Januar 1939, 12 Jl MGZ, wieder; dazu (ein 
gerahmt) das Gebiet beiderseits der Bahn, in dem beim Vorüberzug des Tiefs Sturm (Stärke 9 oder mehr) 
erreicht wurde, und schließlich (schraffiert) das Orkangebiet, gestützt auf eine Anzahl maximaler Windstärken 
und tiefster Barometerstände beim Durchzug der „Störung“ — diese nach dem M. W. R. (57). Man sieht: 
Fast der gesamte Nordatlantik nördlich vom 30., im Osten nördlich vom 35. Parallelkreis, wird in den 
4 Tagen vom Sturm betroffen; bei allen eingezeichneten Schiffen wird voller Orkan erreicht mit Aus 
nahme des westlichsten und des östlichsten, die „nur“ Windstärke 11 abzuwettern haben. Zwischen dem 70. 
und dem 25. Meridian werden von den Schiffen in Zentrumsnähe als tiefste Barometerstände angegeben: 
979, 966, 965, 961, 957 mb. 
Zweifellos hat sich der bereits am 17. Januar „okkludierte“ — von Kaltluft umflossene — Wirbelkern 
nicht bloß nicht aufgefüllt, sondern bis nach Überschreiten des 25. Meridians noch langsam vertieft, womit 
ein Breitenwachstum der Orkanzone einhergeht. Die Einbeziehung neuer und dabei immer kälterer 
Luftmassen (Labrador, Grönland) in den Bereich des Sturmtiefs erscheint für dessen Lebendigkeit verant 
wortlich. Eine Vertiefung des Druck Wellentales findet übrigens nach dem 17. Januar nicht mehr
	        
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