Martin Rodewald : Das Dreimasseneck als zyklogenetisdher Ort.
eine immer dichtere Scharung der Isentropen quer zur Schrumpfungsachse des Deformationsfeldes, d. h. eine
West-Ost gerichtete Frontalzone bzw. Front.
Indem die Isentropen in der Abbildung 2 Schnittlinien von Entropieflächen mit der Horizontalebene
darstellen, ist darin sdion enthalten, daß mehr oder weniger geneigte Entropieflächen für das
frontogenetische Wirksamwerden des Deformationsfeldes notwendig sind. In einer Kaltluftmasse, die sich
rasch über wärmeres Gebiet bewegt und ihre Entropie vermehrt, wird die Neigung der isentropischen Flächen
am stärksten sein — deshalb ist hier ceteris paribus auch der stärkste frontogenetische Effekt zu erwarten.
An dieser Stelle ist aber noch die Bedeutung der V ertikalbewegung für die Frontogenese hervor
zuheben, die insbesondere P. Raethjen in den Vordergrund gestellt hat (17, S. 97—104) (18, S. 383—389).
Die Luft, die bei der Frontbildung zwischen zwei Entropieflächen herausgeschafft werden muß, kann natürlich
sowohl nach oben wie nach der Seite transportiert werden. Gewöhnlich dürfte beides zusammen statt-
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At)b. 2: Dcfonuationsfeld v gegen Eutropiefeld Abb. 3: Frontogenetisdies Horizontalsehema für den ivest-
(9 (Horizontalscbnitt) nach T. Bergeron liehen Nordatlantik nach T. Bergeron
finden, so daß wir Raethjens Deformationstypus 2 b (18, S. 384) — vertikale Dehnung, „prinzipale“
Schrumpfung in einer Horizontalachse, Dehnung in der anderen Horizontalachse — vor uns haben, dem dieser
aus Gründen der Energetik das größte Gewicht gibt und den auch schon Bergeron (z. B. 15, S. 83) als
besonders günstig für Frontbildung erwähnt.
Die Grenzsäume instabiler Kaltluft sind also nicht bloß, weil hier die Entropieflächen steil stehen und
deshalb die Isentropen in der Horizontalebene dichter liegen, für Frontbildung bzw. -Verschärfung günstig,
sondern auch, weil in ihnen die aufwärts gerichtete, mit Gewinn kinetischer Energie verbundene Vertikal
bewegung ihre besondere Domäne hat (Raethjen).
Bleiben wir hier hei der Kinematik der Frontogenese, so entspricht dein theoretischen Deformationsfeld
der Abbildung 2 nun auch ein empirisch fcstgestelltes, hervorstechendes Bodendruckfeld. Dabei deutet auf
die Quasipermanenz des Feldes der Umstand hin, daß dieses schon in mittleren Luftdruckkarten — etwa
eines Monats oder einer Jahreszeit — sich zeigt.
Abbildung 3 stellt schematisch die Herbst-Winter-Lage für den westlichen Nordatlantik nach T. Bergeron
dar (15, Fig. 24) (16, Abb. 5). Wir haben zwei Hochs (Azorenhoch, Kanada-USA-Hoch) und zwei Tiefs
(Islandtief, Mexikogolf-Tief), die kreuzweis liegen und zwischen sich einen neutralen Punkt lassen, der durch
das Zusammentreffen der 1015 inb-Isobaren (übertrieben) verdeutlicht ist. Die aus dieser mittleren Druck
verteilung und Strömungsanordnung resultierende Frontalzonc hat etwa die mittlere Lage Mexikogolf, Süd
florida, Bermuda, Azoren u. w. — was, nebenher bemerkt, auch unmittelbar aus den Wctterkartenfolgen in
einem Einzehnonat nachgewiesen werden konnte (19, S. 184 u. Tafel 26). Der neutrale Punkt, das „fronto
genetische Zentrum“, liegt hierbei in der Gegend östlich Florida, wodurch die Hatteras-Gegend schon jetjt
als eine kritische ins Blickfeld rückt.
2. Die Höhenströmung über Frontalzonen
Mag mit Raethjen kinematisch und vor allem energetisch der Anteil „vertikale Dehnung“ der De
formation von primärer Bedeutung für die Frontalzonen-Entstehung sein, so ist doch aus der Wetterkarte