Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 59. Band. Nr. 10.
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Über den Sinn der Massenanordnung am Dreimassen
eck sagt die Abbildung aus: Blickt man von der
wärmsten Luftmasse nach der kältesten,
so liegt die mittelwarme Luftmasse zur
Rechten (auf der Südhalbkugel zur Linken). Auf
diesen Umstand, der für die Zyklogenese am Dreimasseneck
wichtig erscheint, wird später noch eingegangen werden.
Bezeichnet man den Frontabschnitt zwischen wärmster
und kältester Luftmasse als Hauptfront, so hat man
am Dreimasseneck eine Gabelung der Hauptfront
vor sich derart, (laß in der Frontengabel die „neutrale
Luftmasse“ sich befindet, die wärmer ist als die frische
Polarluft, aber kälter als die Tropikluft.
Kennzeichnend für die Luftdruckverteilung ist das Vorhandensein von drei Hochdruckgebieten, denen
die drei Luftmassen zugeordnet sind.
Als Dreimasseneck — im weiteren Sinne — könnte auch die Konstellation am Okklusionspunkt einer
Normalzyklone angesprochen werden, dort, wo nach der Zusammenklappung von Warmfront und
Kaltfront diese sich als Okklusionsfront fortse^en. In diesem Falle erfolgt aber die Bildung des Dreimassen
ecks aus einer Front (Zweimassengrenze), die sich mehr oder weniger langsam aufrollt, und die Differen
zierung und frontmäßige Abgrenzung von drei Luftmassen ist eine sekundäre, mit der Zeit fortschreitende
Entwicklung. Diese Art „Dreimasseneck“, die sich innerhalb einer hochentwickelten Zyklone nachträglich
emsteilt, erscheint genetisch und der Anlage nach so verschieden von der hier zu behandelnden Art, daß im
folgenden der Begriff im engeren Sinne gebraucht werden soll.
Es sei deshalb eingeschränkt: Unter Dreimasseneck wird der Treffpunkt von drei
Luftmassen — einer warmen, einer kalten, einer neutralen — verstanden, der
durch Zusammenkommen von zwei präexistenten, heterogenen Fronten gebildet wird.
Kanadisches
Hoch ^
Frische amerikanische
Polarluft V
/ ^AM
/KÄLTESTEN
l ^
/ 1
Abb. 1: Schema der Dreiinasseneck-Lage nach (14)
C. Die Entstehung der Dreimasseneek-Konstellationen
1. Das frontogenetische Deformationsfeld
Den Vorgang der Frontbildung hat Tor Bergeron in seiner „dreidimensional verknüpfenden Wetter
analyse“ (15, § 21 ff.) dargestellt (Zusammenfassung in 16, S. 252 ff.). Damit eine Front entstehe, müssen
Luftmassen verschiedenen Ursprungs und verschiedener Lebensgeschichte — und damit verschiedenen Wärme
inhalts — gegeneinander geführt werden. Die Grenzzone zwischen den Luftmassen, die Frontalzone,
wird dann dadurch gekennzeichnet, daß in ihr die mehr oder weniger geneigten isentropischen Flächen
relativ eng aneinander liegen. Die Front selbst ist nur die durch Windsprung, Temperatursprung, Wolken
und Niederschlag in Erscheinung tretende Akzentuierung der Frontalzone in der troposphärischen Grund
schicht (vgl. auch 17, S. 97 ff.).
Die Gegeneinanderführung verschieden warmer Luftmassen derart, daß sich der Temperaturgegensatj
zwischen ihnen zu einer Frontalzone bzw. Front verschärft, wird am besten durch ein quasipermanentes
Deformationsfeld bewirkt, das eine „prinzipale Schrumpfungsachse“ in Horizontalrichtung aufweist. Die
Abbildung 2, Bergerons „Wetteranalyse“ (15, Fig. 17 A) mit geringer Änderung entnommen, ver
deutlicht dies (siehe S. 7).
Hier weist das System der Horizontalströmung einen hyperbolischen Punkt (in der Mitte des Feldes)
auf und eine Nord-Süd gerichtete Schrumpfungsachse. Bilden nun die Isentropen (^ Isothermen der
potentiellen Temperatur) einen Winkel zwischen 45 und 90° mit der Schrumpfungsachse, so werden sie
durch das Stromfeld, wie aus der Abbildung unmittelbar einleuchtet, einander (unter Drehung in die
„Senkrechtheit“ zur Schrumpfungsachse) genähert. Bei genügender Dauer des Vorganges ergibt sich also