M. Hennings : Wetterbeobachtungen im 2. Internationalen Polarjahr 1932/33 auf deutschen Fischdampfern. 9
ein Quecksilberbarometer, das dort aufgestellt wurde und eine Nachprüfung der an Bord verwendeten
Aneroidbarometer ermöglichte. Der norwegische Hafenmeister übernahm es auch in dankenswerter Weise,
während der Abwesenheit von Herrn Hennings einen Barographen und Meteorographen (d. h. Thermo
graphen) in Betrieb zu halten, um den Witterungsverlauf mit demjenigen auf See nachträglich vergleichen
zu können.
Audi sonst wurde Herr Hennings von den Norwegern in jeder Weise unterstüßt. Im Winter 1932 ver
suchte er, die Bäreninsel als Umsteigestation zu benußen, wurde aber durch ein Unwetter 16 Tage lang am
Verlassen der Insel gehindert, auf der dauernd eine norwegische Funk- und Weiterbeobachtungsstation be
steht, und wo sich damals, im 2. Internationalen Polarjahr, eine polnische Überwinterungsexpedition aufhielt.
Er wurde von dem norwegischen Wetterwart Friß üyen bei seinem Aufenthalt und ebenso beim schließ-
lichen Verlassen der Insel in besonders hilfsbereiter Weise unterstüßt.
In der Zeit von April bis Juli wird die Barentssee nur vereinzelt von deutschen Fischdampfern auf-
gesucht, die dann vielmehr mit der Heringsfischerei in der Nordsee beschäftigt sind. In dieser Zwischenzeit
nahm Herr Hennings an einer fast dreimonatlichen Fangfahrt eines norwegischen Robbenfängers teil. Sie
führte von Tromsö nach Kap Kanin am Eingang zum Weißen Meer, von dort ostwärts bis Nowaja Semlja
und nordwestlich nafh Spitzbergen.
Um ein schnelles Umsteigen von einem Schiff zum anderen ermöglichen zu können, war es nötig, das
Gepäck aufs äußerste zu beschränken. Es ist interessant einmal zu lesen, was M. Hennings außer seiner
Instrumentenkiste (deren Inhalt im instrumenteilen Teil behandelt wird) während der 1)4 Jahre an Aus
rüstungsgegenständen mit sich führte. In einem Seesack und einem Koffer hatte Hennings: 4 wollene Sweater,
3 Seemannshosen, 2 wollene Mußen, 1 blauen Anzug mit Schnürschuhen, 1 Paar lange Stiefel, 2 Paar feste
Stiefel und Hausschuhe, 10 Paar wollene Socken, 5 wollene Unterhosen, 7 Hemden, Toilettezeug, Handtücher,
1 Mantel, 1 Windjacke, Handschuhe, Ohrenwärmer, Schal, Kopfschüßer, 4 Decken, Bettbezug, Schaffelljacke,
Ölzeug, Hängematte, außerdem einige wissenschaftliche Bücher und Lexika.
Die Zuverlässigkeit gewisser Beobachtungen war nur durch den Beobachter selbst festzustellen. Da
Hennings damit rechnen mußte, daß er selbst das Material ausarbeiten würde, sind wahrscheinlich hin und
wieder Aufzeichnungen unterblieben.
1. Reise (Nordsee).
20. VII. 1932. „August Wriedt“ erste
Fahr t. Der Beobachter M. Hennings trat die Reise
mit FD „August Wriedt“ um 12.00 h in Cuxhaven
an. Nach kurzem Aufenthalt im Amerikahafen
zwecks Kompensation wurde die Fahrt fortgeseßt
und nach etwa 2 Stunden Cuxhaven verlassen. Es
herrschte WNW Stärke 4. Um 17.20 h kam Helgo
land in Sicht. Der erste Tag an Bord wurde zum
Anbringen der Instrumente verwandt, wobei Kapi
tän und Mannschaft bereitwilligst mithalfen.
22. VII. 02.50 1 ' seßte der Dampfer das Neß aus.
Hennings sapclte das erste Seeobstelegramm ab und
vereinbarte mit Elbe Weser-Radio die Termine
06.00 h , 11.55 h und 18.30 h GZ zum zukünftigen Ab
geben der Telegramme. 12.00 h schwache, umlaufende
Winde. 13.25 h wurde das Flugboot „Grönland V'al"
gesichtet. Der Barograph steht jeßt in der Kapitäns
kajüte einer zum Schiff, während er bisher im
Kartenzimmer ap der Längsseite angebracht war.
23. VII. Es stellte sich heraus, daß der Meteoro
graph am Fockstag starke Ausschläge, besonders
am Thermographen, aufweist. Es ist dies zurück
zuführen auf die Erschütterungen, die beim Ein
hieven des Neßes auftreten. 12.00 h schwacher um
laufender Windzug. 18.00 h ei uncinus.
24. VII. Der Meteorograph wurde auf dem Peil-
deck befestigt. Ab 08.40 h seßten zeitweise leichte
Regenschauer ein. Um 18.30 5 * dreht der Wind auf
SzE und nimmt zu bis Beaufort 5. 19.00 h seßen
Regenschauer wieder ein.
25. VII. Am Meteorographen auf dem Peildeck
können die Ausschläge beobachtet werden, die
durch das Einholen des Neßes entstehen. 06.05 h
seßt anhaltendes Nieseln ein. Das Barometer fällt
ständig und die Sicht verschlechtert sich. Um 10.00 h
hört der Regen auf, der Wind dreht auf SSE.
26. VII. Seit 04.30 h herrscht leichter Sprüh
regen ohne Unterbrechungen bis 06.15 1 * * * *, der ab
11.45 h mit Unterbrechungen wieder einseßt. Bis-