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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Bd., Nr. 2
Die Berücksichtigung der Fronten, Luftmassengrenzen und Scheinfronten gestattet
erst die regelmäßige Verwendung des hier angegebenen Verfahrens, das bei früheren*)
versuchsweisen Verwendungen ohne Berücksichtigung der Luftmassenanalyse noch keine
voll befriedigenden Ergebnisse zeigen konnte.
Entsprechend dem Ziel einer großräumigen Strömungskarte empfiehlt sich die Ein*
tragung der Summenwerte in Karten, die mindestens in einer Verkleinerung von 1 :10000000
gezeichnet sind.
Das angegebene Verfahren gibt der alten und bewährten Wetterregel über die Zug*
richtung der Tiefdruckgebiete eine rechnerische Form und dehnt sie entsprechend den
darin enthaltenen Gesetzmäßigkeiten über die gesamte Kartenfläche aus.
III. Vorzüge der Methode:
Gegenwärtig wird für die Wettervorhersage zwar in der Regel für jeden Tag eine
Mehrzahl von Bodenwetterkarten gezeichnet, doch meist nur eine Karte, die über die
Verhältnisse in der Vertikalen Aufschluß gibt.
Wie Bild I zeigt, ist das durch aerologische Meldungen gesicherte Gebiet besonders
im N und W Mitteleuropas sehr schmal.
Aus der Bildfolge II, 1—5, kann ersehen werden, wie bei einer einfachen Verlagerung
mit 50 km/h in Richtung Aldergrove—Berlin das wichtigste Wettergeschehen in der 500 mb«
Fläche erst am Tage seiner Wetterwirksamkeit über Westdeutschland auf dem Höhen«
kartenbild in Erscheinung tritt.
Die vorliegende Methode gestattet nun, zu jeder großräumigen Wetterkarte im
ganzen Bereich der Bodenmeldungen die zugehörige Höhenströmungskarte zu entwerfen.
Das Strömungsfeld der 750 mb«Fläche (im wesentlichen zwischen 1800 m und 2500 m
über NN gelegen) kann bereits erhebliche Abweichungen vom Strömungsfeld der Boden«
karte aufweisen (Fig. III, 1 u. 2). Im ganzen zeigt dieses Strömungsbild ein einfacheres
Gepräge als das Bodenkartenbild und liefert in klarer Form das, was in einem früheren
Entwicklungs«Abschnitt der Wettervorhersage von der bereinigten Bodenkarte (ohne
Zwischenhoch und Teiltief) erwartet wurde. Doch werden besonders die zyklonalen
Strömungszentren noch beweglicher sein, als es die Bewegungszentren in der 500 mb«Karte
sind, da diese ja erfahrungsgemäß in vielen Fällen stationäre oder fast stationäre Druck«
gebilde darstellt. Aufschlußreicher für die Erschließung der großräumigen Bewegungs«
Verhältnisse (Zirkumpolarkarte) sind in der 750 mb«Fläche die Bahn der zyklonalen und
die Deformationen der antizyklonalen Zirkulationsgebilde.
Für den Maßstab der Europakarte ist eine andere Eigenschaft der 750 mb«Fläche
wesentlich. Die Hauptströmungsrichtung fast aller bewegten Luftmassen der unteren
5000 m wird sich im Niveau der 750 mb «Fläche geltend machen, zumindest in der Nähe
s ) Koppen, Wegener, Stüve haben Entsprechendes allerdings ohne Luftmassenanalyse und mit der
ungünstigeren Druckeinheit mm Hg. versucht.