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Full text: 58, 1938

Dr. Joachim Bliithgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens 
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des Eises im westlichen Teil des Finnischen Meerbusens und der Temperatur des Tiefenstromes im Skagerrak 
einige Monate vorher zu bestehen“. Schließlich hängt die Zeit des Erscheinens des Eises im westlichen Finnen 
busen nach Wiese noch von der Höhe des Wasserstandes an der östlichen Küste des Baltischen Meeres im Herbst 
ab, intensive westliche Winde im Herbst heben den Wasserstand und verfrachten gleichzeitig wärmeres Westwasser 
in die Ostsee und in den Finnenbusen. 
Die Methode Wieses, die Reaktionsträgheit hydrologischer Vorgänge prognostisch auszunutzen, führte bei 
ihrer Anwendung auf die Eisverhältnisse der Barentssee zu beachtlichen Ergebnissen, denn seine berechneten und die 
beobachteten Eiskurven gehen weitgehend parallel. Wiese glaubt, an Hand der Wassertemperatur und Eisverhält 
nisse der Barentssee die Lufttemperatur Nordeuropas Voraussagen zu können, sofern exaktere hydrographische 
Messungen im Barentsmeer vorliegen. 
Für den Finnischen Meerbusen im speziellen versuchte Wiese außer den genannten Methoden noch den 
Weg, die Lufttemperatur der Wintermonate für den Termin der Enteisung auszunutzen. Die Temperatur der 
Wintermonate über dem Baltikum ist bekannt, diejenige des letzten Monats vor der Enteisung muß jedoch a priori 
vorhanden sein, um eine wirkliche Vorher sage aufzustellen. Wiese fand nun, daß die Apriltemperatur von 
Leningrad in Beziehung steht zur Lufttemperatur des vorangegangenen Winters in Vardö. Dementsprechend kann 
eine direkte Beziehung zwischen dem Termin der Enteisung und der Lufttemperatur von Vardö im Winter vorher 
angenommen werden, diese ergab sich tatsächlich mit einem Faktor von 0,62. Schließlich konnte als weiteres 
Hilfsmittel noch die Dicke der Schneedecke auf dem Eise prognostisch ausgewertet werden, da von ihr die Ent 
eisung ebenfalls abhängt. Nach dem gleichen Verfahren hat auch Wiese den Aufgang der Newa vorausberechnet 
und brauchbare Resultate erzielt. Wieder war die Beziehung zwischen der Apriltemperatur in Leningrad und der 
vorangegangenen Wintertemperatur in Nordnorwegen ausschlaggebend. 
Die Frage nach einer bestimmten Beziehung zwischen der Intensität der Vereisung im Untersuchungsgebiet 
und in den nördlichen Eismeeren soll noch an Hand einer kurzen Tabelle erörtert werden. Nach Nautisk-Mete- 
orologisk Aarbog habe ich die mittlere Ausbildung der Vereisung für die Barentssee, für Spitzbergen, für die 
nordostgrönländische und für die südostgrönländische sowie isländische Küste in Beziehung gesetzt zu der Aus 
bildung der Vereisung im Gebiet des Finnischen und Rigaischen Meerbusens. Wie die Tabelle zeigt, läßt sich auf 
diesem Wege nur eine klare Beziehung zwischen Barents- und Ostsee herauslesen. Zwar scheint zwischen den öst 
lichen und den grönländischen Gebieten des Eismeeres ein gewisser Rhythmus zu bestehen, jedoch steht er offen 
sichtlich nicht in Beziehung zur Vereisung im Ostseegebiet. Etwas anderes ist es mit der Vereisung im Barents 
gebiet, die mit der Vereisung der Ostsee weitgehend parallel verläuft. 
Winter— 
Frühjahr 
Finnischer und 
Rigaischer Meerb. 
Barentssee 
Spitzbergen 
Ostgrönland 
Nord Süd 
1921 
sehr mild 
sehr mild 
mild 
normal bis streng 
1922 
sehr mild 
mild 
mild 
normal bis streng 
1923 
streng bis normal 
sehr mild 
sehr mild 
streng 
normal bis streng 
1924 
streng 
mild bis normal 
sehr streng 
mild 
normal 
1925 
sehr mild 
mild 
mild bis normal 
sehr mild 
streng 
1926 
sehr streng 
normal bis streng 
mild 
sehr mild 
sehr mild 
1927 
normal 
normal bis streng 
normal bis mild 
sehr mild 
sehr mild 
1928 
normal 
normal bis mild 
streng 
sehr streng 
mild 
1929 
sehr streng 
sehr streng 
streng 
normal bis mild 
mild 
1930 
sehr mild 
sehr mild 
sehr mild 
normal bis mild 
streng 
1931 
normal 
normal bis mild 
sehr mild 
mild 
normal bis streng 
1932 
normal 
normal 
normal 
normal 
streng 
1933 
mild 
mild 
sehr mild 
sehr mild 
mild 
1934 
normal bis streng 
streng 
normal 
normal 
normal 
1935 
mild bis normal 
normal 
normal 
mild 
? 
Die Tabelle zeigt deutlich, daß die Vereisung der Ostsee, d. h. besonders die des vorliegenden Arbeits 
gebietes, mit der Vereisung in der Barentssee ziemlich große Gleichheiten besitzt, sofern wir uns auf möglichst all 
gemeine Angaben über den Charakter der Vereisung beschränken, die wirklich auch für das gesamte Gebiet sowohl 
der Ostsee wie der Barentssee zutreffen. Dies stimmt vollkommen überein mit der früher auch für den Bottenbusen 
geäußerten Behauptung (Lit. Nr. 31, S. 60). Es ist also vorerst nötig, festzustellen, von welchen weitgespannten 
meteorologischen und hydrographischen Schwankungen das ungleich größere Gebiet der Barentssee betroffen und 
dirigiert wird. Wenn dieser Rhythmus geklärt ist, ergibt sich automatisch dessen Ausdehnung auf das Ostseegebiet,
	        
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