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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3
temperaturen unberücksichtigt geblieben. 1925/26 war es ebenfalls die vierte, gleichzeitig die erste strenge
Frostperiode, die bereits am 1. 12. zur Vereisung führte. 1926/27 begann die Eisbildung vorläufig in der vierten
und endgültig in der sechsten Frostperiode. Hierbei brachte die zweite und vierte Frostperiode tiefe Werte. Daß
im folgenden Winter (1927/28 (bereits die dritte Frostperiode zur Vereisung führte, lag daran, daß die zweite
Kältezeit, im November, länger anhielt und z. T. Tiefstwerte brachte, sie zerfiel eigentlich in zwei Kerne. Die
dritte Frostzeit brachte sehr tiefe Temperaturen. Andererseits verstrichen 1928/29 volle fünf, z. T. intensive, aber
eisunwirksame Frostperioden, ehe die Eisbildung begann. Hier muß also eine höhere Wärmemenge vom Sommer
her gespeichert gewesen sein. 1929/30 war insofern abnorm, als Frost erst sehr spät kam, dann allerdings schon
die zweite Kälteperiode, die im Februar auftrat, eiswirksam wurde. 1930/31 begann die Vereisung schon mit der
dritten Frostperiode, da Frost in diesem Herbst recht spät einsetzte. Der letzte Berichtswinter schließlich zeigte
vorläufige Eisbildung in der vierten Frostperiode um die Jahreswende und den endgültigen Eisbeginn in der
sechsten Kältezeit, also extrem spät im Verhältnis zum ersten Frost, der schon Ende Oktober auftrat.
Zusammenfassend ergibt sich für Porkala, daß der Beginn der Eisbildung mit der vierten Kälteperiode
von mehr als zweitägiger Dauer zu erwarten ist, sofern noch keine tieferen Temperaturen als durchschnittlich
-—5° geherrscht haben. In letzterem Falle kann schon die dritte Periode eiswirksam sein. Beginnt der Frost im
Oktober, dann verstreichen gewöhnlich vier, beginnt er erst spät, im Dezember, dann verstreichen nur zwei
Frostzeiten, bis Eisbildung einsetzt. Dies sind die Grenzfälle. Modifiziert kann dieser Ablauf werden durch die
Wärmespeicherung des vorangegangenen Sommers.
Was den Schluß der Vereisung betrifft, so wurde bereits seine auffallend geringe Schwankung hervorge
hoben. Die Unregelmäßigkeiten des Eisbeginns werden im Hochwinter z. T. wieder ausgeglichen und ein gewisser
regelmäßiger Witterungsablauf im Frühjahr sorgt weiter dafür, daß die Amplitude gemildert wird. Während die
Temperatur, von den beiden extrem milden Wintern abgesehen, Mitte April definitiv den Nullpunkt überschreitet,
bleibt das Eis noch gut 14 Tage liegen, teilweise noch länger, wenn der Tauprozeß durch Spätfrostperioden auf-
gehalten wird. Das Nachhinken des Eises gegenüber den Frühjahrstemperaturen hat auch seine Ursache in der
Auffüllung der Eisfläche durch von Osten stammendes Treibeis.
Von einer Untersuchung des Ganges der Vereisung und seiner Abhängigkeit von W r ind und Temperatur sei
der unzureichenden Grundlagen wegen abgesehen, da die labilen .Eisverhältnisse einer Meeresstation zu rasch rea
gieren, was in der Statistik jeder Art nicht zum Ausdruck kommen kann. '
Porkala
Jahr ilooember Dezember Januar Februar
März
Miti Ì
Jüai-
■funi
1922/23
1923/24
1924/25
1925/26
1926/27
1927/28
1928/29
1929/30
1930/31
1931/32
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Abb.8
nach: Tägl. Eisbericht der Dt. Seewarte.
5. Die Eisverhältnisse von Helsingfors.
Der allgemeine Charakter der Vereisung bei Helsingfors (Helsinki) ähnelt dem der beiden östlicheren
Stationen Kotka und Wiborg nicht in allen Punkten. Ein Unterschied besteht in der weiteren Milderung der Eis-