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Full text: 58, 1938

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens 
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eisungsprozeß den größten Widerstand leistet. Während normalerweise, d. h. ohne Packeisbildung, Kallbädan zwei 
bis drei Wochen früher als Helsinki (Südhafen) enteist, bedingt Packeisbildung eine um ebensoviele Wochen 
spätere Enteisung, die dann ungefähr mit der Enteisung des Südhafens von Helsinki zusammenfällt. Das Packeis 
erreicht eine Stärke von reichlich 1 m, das Festeis dagegen nur eine solche von 25—30 cm, selten darüber hinaus. 
Als mittlere Zeit des Beginns der Vereisung muß, soweit sich das aus den lückenhaften Berichten schließen 
läßt, der Februar gelten; als mittlere Enteisungszeit Mitte April. 
Die Eisverhältnisse von Bengtskär, in der Nähe von Hangö gelegen, sind in den einzelnen Jahren recht 
verschieden ausgebildet. Einmal, wie z. B. 1931/32, schließt sich der Gang der Vereisung eng an den von Hangö 
an, mit später Beeisung, geringer Stärke und relativ früher Enteisung. In anderen Fällen aber zeigt es frühen 
Eisbeginn, der noch drei Wochen vor dem von Äbo (1927/28) liegen kann, und entsprechend späte Enteisung, 
die erst Ende April vollendet ist. Dieser Wechsel der Zugehörigkeit zu verschiedenen Vereisungstypen läßt also 
erkennen, daß man es hier mit einem Grenzgebiet zu tun hat. 
In einem relativ kleinen Gebiet werden sich die Schwankungen der Vereisung von Jahr zu Jahr gleich 
sinnig bemerkbar machen, sofern nicht wie hier Küsteneis und Meereis um den Einfluß ringen und mit dieser 
Veränderlichkeit die jährlichen Schwankungen überlagern. Daß es sich hier um das Grenzgebiet des Küsteneis 
gürtels handelt, geht auch daraus hervor, daß in Festeiswintern die Eisbedeckung zwar kontinuierlich ist, wie das 
für Küsteneisstationen typisch ist, aber nur geringe Stärken erreicht (maximal 30 cm). 
4. Die Eisverhältnisse von Porkala. 
In einem relativ kleinen Gebiet werden sich die Schwankungen der Vereisung von Jahr zu Jahr gleich- 
sehr wechselvollen Charakter. Festvereisung tritt zwar noch vorwiegend während des Hochwinters auf, aber zum 
Teil greift die Periode der beweglichen Eisarten über die Zeit des Hochwinters hinweg. 1927/28 bestand die 
Hauptvereisung sogar in ihrer zentralen Periode (20. 2. bis 6. 4.) aus anhaltendem schweren Eistreiben, während 
in der ersten Hälfte dieses Eiswinters bereits zwei Festeisperioden erkennbar waren. 
Wieder macht sich hier die gleiche Erscheinung bemerkbar wie an anderen Stationen: Die Schwankungen 
im Beginn der Vereisung sind erheblich größer als beim Schluß. Die schon mehrfach ausgesonderten beiden 
extrem milden Winter (1924/25 und 1929/30) müssen für eine Durchschnittsberechnung am besten außer Be 
tracht bleiben. Der mittlere Schluß der Vereisung fällt, die genannten Winter abgerechnet, in die erste Maidekade. 
Die Abweichungen betragen maximal nur etwa 10 Tage. Dagegen ist der Beginn der Vereisung großen, unregel 
mäßigen Schwankungen ausgesetzt. Der früheste Eisbeginn (1. 12. 25) liegt 60 Tage vor dem spätesten (29. 1. 
1929), die beiden Extremwinter auch hierbei eliminiert. Das späteste Eisvorkommen wird vom 25. 5. 26 ge 
meldet, hierbei handelte es sich um eine kurze, nachläufige Treibeisperiode. 
Ganz allgemein häufen sich hier die vor- und nachläufigen Eisperioden, namentlich die einleitenden. Diese 
sind durchaus nicht in allen Fällen Treibeisperioden, wie man bei der vorgeschobenen Lage erwarten könnte, 
sondern z. T. auch Zeiten mit losem oder leichtem Eis (z. B. 1931/32, 1926/27). Fünf von den zehn Berichts 
wintern begannen mit einer vorläufigen Eisbildung, und nur zwei hörten mit einer nachträglichen Eisperiode auf. 
Auch darin prägt sich die größere Konstanz der Eisverhältnisse am Schluß der Vereisung aus. Der strengste 
Winter war 1925/26. Es sei hier daran erinnert, daß es in der südlichen Ostsee der von 1928/29 war und in 
Teilen der nördlichen der von 1923/24. Die Feststellung der größten Dauer der Tage mit Eis allein genügt keines 
wegs für die Erkennung der Extremwinter, auch der Charakter der Vereisung, insbesondere die Dauer der Fest 
vereisung, müssen mindestens ebenso berücksichtigt werden. Trotzdem bleibt in diesem Falle 1925/26 der strengste 
Winter. Der mildeste Winter war der von 1929/30. Zwar war 1924/25 die Vereisung noch um einen Tag kürzer, 
aber sie war doch intensiver, während 1929/30 nur leichtes Festeis gebildet wurde. 
Übergehend zur Besprechung der Abhängigkeit der Vereisung von der Witterung, sei zunächst betont, daß 
eine exakte Parallelisierung zwischen den labilen Eisverhältnissen und den Luftströmungen nicht in allen Fällen 
durchführbar ist, da bei einer so freien Meereslage lokale Erscheinungen der Hydrographie leicht übersehen wer 
den können, wenn sofort gleichzeitige Beobachtungen an gestellt sind. 
Die Vereisung beginnt bei Porkala meist erst beim Auftreten stärkeren Frostes oder nach Vorübergehen 
einiger eisunwirksamer, leichter Frostperioden. So trat 1922/23 erst in der fünften Frostzeit Eis auf, 1923/24 
in der dritten Periode, die dafür extreme Werte aufwies (Ende Dezember unter —15°), 1924/25 in der vierten 
Frostzeit, wobei die erste bereits Anfang Dezember tiefe Temperaturen brachte. Hierbei sind eintägige Minus
	        
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