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Full text: 58, 1938

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens 
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Wie zu erwarten ist, besitzt Westfjärd gegenüber Hangö Hafen im ganzen stärkere Vereisung, die von 
durchschnittlich längerer Dauer ist und regelmäßig starkes Festeis entwickelt, abgesehen von dem milden Winter 
1929/30, wo nur leichtes Eis gemeldet wurde, und wo sogar Hangö Hafen einige Tage mehr Eis hatte. Dies scheint 
darauf zu beruhen, daß bei Hangö Hafen von Osten stammendes Treibeis im Spätwinter sich regelmäßig an der 
Vereisung beteiligt, das aber bis nach Westfjärd nicht gelangt. Während Westfjärd den Typ des geschützt nahe 
der Küste in ungestörter Entwicklung vereisenden Gewässers darstellt, zeigt Hangö einen Übergangstyp zur rein 
marinen Lage. Übergangstyp deswegen, weil zwar das starke Küstenfesteis noch häufig anzutreffen ist, aber sonst 
rasch wechselnde Eisverhältnisse vorherrschen, die auch im Hochwinter bei schon vorhandener Festvereisung ein- 
treten können (z. B. 1922/23, 1925/26). Es sind so ziemlich alle Eisarten vertreten, auffallend ist dabei aber, daß 
Packeis und schweres Treibeis auf die ersten Berichtswinter beschränkt ist. Ich neige dazu, dies zunächst noch 
nicht im Sinne einer Stärkeverminderung der späteren Winter zu deuten, sondern subjektiven Beobachtungsschwan 
kungen zuzuschreiben. Die für die Bildung der genannten schweren Eisarten nötigen Eismengen sind auch in den 
kürzeren Wintern nach 1930 vorhanden gewesen, und die mechanischen Kräfte dürften ebenfalls in gleicher Weise 
wie früher aufgetreten sein. 
Bei Westfjärd hält die Festeisperiode vielfach den Einflüssen stand, die in Hangö Hafen zu einer Störung 
oder sogar Unterbrechung führen. Man vergleiche das einfache Diagramm von Westfjärd für 1922/23 und das 
ungleich kompliziertere von Hangö Hafen des gleichen Winters. Solche Beispiele lassen sich in den Diagrammen 
noch öfter finden. In Hangö Hafen brachte der Winter 1926/27 überhaupt kein starkes Festeis, die Vereisung 
zerfiel in vier ungleich lange, durch ganz kurze Pausen getrennte Eisperioden, von denen die dritte die Hauptver 
eisung bedeutete. Demgegenüber weist Westfjärd in diesem Winter eine größere Eiskontinuität auf, die nur ein 
mal kurz unterbrochen wurde. Treibeis und zusammengeschobenes Eis ist seltener, und starkes Treibeis tritt in 
zwei Perioden auf, an die sich die leichten Eisarten symmetrisch angliedern. Die beiden Perioden stehen einander 
hier ziemlich gleichwertig gegenüber, trotzdem wird man die zweite, die mit den Tiefsttemperaturen des Februar 
zusammenfiel, als Hauptvereisung ansprechen müssen. 
1931/32 war der Unterschied zwischen den Vereisungen an den beiden Örtlichkeiten besonders deutlich: 
vier Vorperioden in Hangö Hafen, während bei W r estfjärd von Anbeginn an Kontinuität herrschte. Die zahl 
reichen Vorperioden bei Hangö Hafen kennzeichnen natürlich das Auftreten der ersten eiswirksamen Frost 
perioden, die allerdings gegenüber dem Temperaturdiagramm von Helsinki einige Abweichungen zeigen. Die Frost 
perioden sind in Hangö weniger intensiv auf Grund der nach SW vorgeschobenen Lage, deshalb sei hier auf eine 
genauere Parallelisierung mit den Temperaturen von Helsinki verzichtet. 
Am Schluß der Vereisung macht sich bei Westfjärd eine im ganzen geringere Schwankung bemerkbar als 
bei Hangö Hafen. Westfjärd stimmt darin mit den östlichen Küstenplätzen überein. Der Schluß der Vereisung 
fällt in die erste Maidekade, 1925/26 kam noch eine Nacheisperiode, die schweres Treibeis brachte. Merkwürdig 
ist, daß gerade in diesem Falle Hangö Hafen eine kontinuierliche Vereisung bis zum 25. 5. aufwies, die mit einer 
lötägigen schweren Treibeisperiode schloß. In den übrigen Wintern trat die Vereisung früher ein, der mittlere 
Termin liegt in der letzten Aprildekade, also früher als bei Westfjärd. In allen Fällen sind die beiden extrem 
milden Winter 1924/25 und 1929/30 nicht berücksichtigt. Die Zahl der Nacheisperioden ist bei Hangö Hafen nicht 
viel größer als bei Westfjärd; das hat wohl seine Ursache darin, daß im Hochwinter bei Hangö immer noch ge 
nügend Eis gebildet wird, das in der zweiten Hälfte der Vereisung die Kontinuität bewahrt, im Gegensatz zu der 
ersten Hälfte, die sich durch die Vorperioden auszeichnet. Auf eine etwas größere Schwankung bei Hangö 
Hafen wurde bereits hingewiesen. Hervorzuheben ist beim Schluß der Vereisung die Häufigkeit von Treibeis bei 
Hangö, das zweifellos mit der Enteisung des gesamten östlichen Teiles des Finnischen Meerbusens zusammenhängt. 
Ein Teil des Eises passiert dann Hangö auf dem Wege westwärts. Dementsprechend weist Hangö Westfjärd selten 
Treibeis am Schluß der Vereisung auf; wenn dort Treibeis auftritt, dürfte es der abgeschlossenen Lage wegen 
lokalen Ursprungs sein. 
Konnte bei Helsinki von Osten aus gerechnet eine Änderung im Charakter der Vereisung festgestellt Wer 
den, so ist bei Hangö Hafen (noch nicht so bei Westfjärd!) eine zweite Grenze erreicht: erstmals treten hier 
bei durchaus normalen Wintern Schwierigkeiten bei der Festlegung einer Hauptvereisung auf. Die Eisverhältnisse 
allein bringen dabei nicht jedes Jahr die Entscheidung, vielmehr ist diese in Verbindung mit den Tiefsttempera 
turen zu suchen. Darauf wurde bereits hingewiesen (1926/27). 
Das finnische Material ist für Hangö sehr lückenhaft und wenig zu brauchen. Mit einigem Vorbehalt läßt 
sich daraus entnehmen, daß die Dauer der Vereisung etwa der von Hogland entspricht bei geringerer Eisstärke, 
die wohl selten 50 cm erreicht, meist bei 30 cm liegt.
	        
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