Heinz Externbrink: Kaltlufteinbrüche in die Tropen
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Gealterte Polarluft hat in ihren untersten Schichten Trockenheit und Kälte eingebüßt. Nach Willett (42)
wird die Polarluft sehr schnell stabil, wenn das Südwä rtswandern aufhört und die M zum Stillstand kommt.
Gealterte pazifische Polarluft hat sich beim Wege über den Pazifik in den untersten Schichten stark mit
Wasserdampf angereichert. Aber heim Überqueren der Rocky Mountains wird der Wasserdampf beträchtlich
verringert. —
Np c und Npp unterscheiden sich über dein Kontinent besonders nach Temperatur und Feuchte. Letztere
tritt nicht sehr häufig in Erscheinung, gleitet gelegentlich auf P c auf und macht sich in der Höhe durch eine
ausgesprochene Inversion und große Trockenheit bemerkbar.
F. Kaltlufteinbrüche in die Tropen.
In der zitierten Arbeit von Seilkopf (35) findet sich eine interessante Schilderung. Seilkopf weist darauf
hin, daß in den Wetterkarten häufig wandernde Regen gebiete auftreten, die in Beziehung zu Konvergenzlinien,
zu Druckwellen, zu Luftkörpern verschiedener Temperatur stehen. Es ist wohl anzunehmen, daß es sich bei dem
Beispiel, welches Seilkopf angibt, um einen Einbruch handelt.
Die Nordersituationen über Mexico und der Kanalzone (Panama) bereiten weniger Schwierigkeiten in
der Erklärung, weil die Advektion der KM hier stets mit einem mehr oder weniger niedrigen Stand des Thermo
meters verknüpft ist. Das Maximum der Nordertätigkeit ist nach der Pilot-Chart of the Upper-Air-North Pacific
Ocean, January 1935, im März zu suchen. Ganz anders verhalten sich die Einbrüche über den Westindischen
Inseln (Ostseite), wo sie in den Bodenwerten der Temperatur überhaupt nicht zu erkennen sind.
II. Teil.
Die Kaltlufteinbrüche vom 5. bis 20. Oktober und
27. November bis 2. Dezember 1932 und 9. bis 15. März 1931.
A. Allgemeines.
Die Bewegung verschieden temperierter Luftmassen bildet nach den heutigen Anschauungen der Meteoro
logen die Grundlage für die Erklärung der Witterungserscheinungen. Von Ficker (7) hat an vielen Beispielen
gezeigt, daß Kältewellen große Entfernungen zurücklegen und nicht selten ganz Asien und Europa überqueren
können. In Nordamerika werden Kälteausbrüche aus dem Norden des Kontinents durch die Geländeformation
begünstigt. Kein Gebirge hindert ihren Fortschritt nach Süden, ungestört durchläuft die KM den Kontinent
und strömt bis in die tropischen Gebiete des Golf von Mexico und der Caribischen See.
Willett (42) schildert die Möglichkeiten, die zu einem KM-Ausbruch führen, folgendermaßen:
„There is nothing very distinctive about the synoptic situation which leads to the outflow southward of P c air from the
source region in North America. Usually the outbreak is preceded by a gradual building up of high pressure and low tempera
tures in the source region, often without any very obvious atmospheric movements. Sometimes the cold air outbreak
follows quickly on the first appearence of the cold anti cyclonic circulation in the north, but often there is an extended
delay, during which cold air surges in the north seem on the point of breaking out, only to recede again. Sometimes the
> final outbreak follows on the passage inland from the Pacific Ocean of a disturbance usually occluded in the Aleutian Islands
region. Other times the cold air suddenly advances without any very obvious disturbance to start it moving.“
Diese Ausführungen besagen, daß über die Auslösung von KM-Ausbrüchen noch sehr wenig Klarheit be
steht. Für die vorliegende Bearbeitung ist der Mechanismus der Auslösung selbst nicht von Belang, wird uns
doch im wesentlichen Np c beschäftigen, dessen Ausbreitung im folgenden studiert werden soll. Zweckmäßig
wird man sich zunächst mit dem Temperatur- und Druckfeld befassen müssen. Danach werden die Luftmassen
und deren modifizierte Eigenschaften zu den Feldern der Temperatur und des Druckes in Beziehung gesetzt,
wobei dann von der Aerologie Gebrauch gemacht werden muß.