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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 57. Band, Nr. 3
Au9 den 5 mitgeteilten Beispielen ist ohne weiteres ersichtlich, daß der tägliche Gang der Temperatur in
Sansane Mangu vor allem durch Bewölkung, Regen und Gewitter gesteuert wird. Auftretende Störungen durch
Regen in der Trockenzeit können ihn genau so unregelmäßig machen wie in der Regenzeit. Umgekehrt zeigen
die Aufzeichnungen an wenig bewölkten Trockentagen der eigentlichen Regenperiode einen ähnlich ausgespro
chenen täglichen Gang wie an typischen Tagen der Trockenzeit. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt,
daß mit dem Einsetzen der Regenzeit meist im April in Nord- und Mitteltogo die Temperatur um so stärker
absinkt, je kräftiger die Regenzeit einsetzt. Verfrühtes Eintreffen von größeren Niederschlagsmengen im März
erniedrigt die Temperatur derart, daß das Maximum schon im Februar eintritt oder der Temperaturanstieg
abgeschwächt wird. Auch verursacht eine besonders ergiebige Regenzeit in Nordtogo eine negative Temperatur
anomalie für den gleichen Zeitraum. So betrug in Sansane Mangu die Regensumme der Hauptregenmonate
Juli, August und September im Jahre 1910 899,2 mm, im Jahre 1911 490 mm, die entsprechenden Temperatur
mittel für Juli bis September waren 26,0° und 26,9°.
3. Temperaturverhältnisse der Meeresobeflläche vor der Togokiiste.
Die Togoküste gehört zu dem Teil der Oberguineaküste, vor dem zu gewissen Zeiten regelmäßig kaltes
Küstenwasser auftritt. Eine kurze Schilderung der hier anzutreffenden Temperaturverhältnisse der Meeresober
fläche nach (13) mag hier Platz finden:
Januar. Es treten bereits an mehreren Stellen der Oberguineaküste Anzeichen für den Auftrieb auf.
Februar. Auch in diesem Monat schließt sich das Küstengebiet von den hohen Temperaturen der Umgebung aus (westlich von
Lome zeigt die Karte einen Kaltwassermittelpunkt mit einer Temperatur unter 27°). Bisweilen herrschen jedoch auch an der
Küste sehr ausgeglichene Temperaturen. So maß der Segler „Fr. Hartwig“ auf einer Fahrt von der Liberiaküste nach Lagos als
Extremwerte der Wassertemperatur der Oberfläche 27,5° und 29°.
März. Die Oberguineaküste zeigt nur schwache Auftriebserscheinungen.
April. Während vor der Zahn- und Goldküste Streifen kälteren Wassers liegen, deren Temperatur von der der Hochsee (>28°) bis
um mehr als 2° abweicht, zeigt die Monatskarte vor der Küste von Togo keine Auftriebserscheinungen. Doch beweist folgende
Fahrt, daß bisweilen auch vor der Togoküste kälteres Wasser festzustellen ist.
Dampfer „Alexandra Woermann“
(auf einer Fahrt zwischen 4° 20' N 3° 40' W und 6° 0' N 1° 0' E, 12./13. IV. 1909)
4 8 12 16 20 24 Uhr
27.6 27,6 27,4 27,1 27,3 26,1°
26,9 25,1 25,4 — 26,6 27,6°
Mai. In diesem Monat tritt eine allgemeine Erkaltung des Küstenwassers ein, das Auftriebsgebiet gewinnt an Raum. Nur östlich
von Lome (vor Lagos) liegt ein Streifen wärmeren Wassers.
Juni. Vor der Goldküste ist ein Auftriebsmittelpunkt erkennbar (<25°), der seinen Einfluß auch vor der Togoküste geltend macht.
Dazu folgendes Beispiel:
Dampfer ,„Alexandra Woermann“
(auf einer Fahrt zwischen 5° 10'N 0° 50' W und 6° 10'N 1° 50'E, 27./28. VI. 1906)
4 8 12 16 20 24 Uhr
25,1 25,3 25,2 25,3 21,5 22,1°
23.6 — 24,5 25,1 — 26,1°
Auf einer Fahrt des Dampfers „Eleonore Woermann“ wurde am 14. Juni 1909 in 5°30' N und 0°10'W eine Meeresoberflächen
temperatur von nur 18,8° gemessen! Aber noch in diesem Monat kommen bisweilen recht gleichmäßig hohe Temperaturen vor,
und das Auftriebswasser scheint ganz verschwunden zu sein.
Juli. Im zentralen Teil des Auftriebsgebietes vor der Goldküstc sinkt die Temperatur unter 24°, Lome liegt hart an dieser Iso
therme.
August. Die Togoküste liegt jetzt ganz im zentralen Teil des Auftriebgebietes, die ihn umschließende 23°-Isotherme erreicht das
Festland ungefähr an der Ostgrenze des Schutzgebietes.
September und Oktober. Beide Monate stehen im Zeichen stetiger Abschwächung des Auftriebs und damit ansteigender
Meerestemperaturen.
November und Dezember. Die Anzeichen des Auftriebs sind so gut wie verschwunden.
Dieser Schilderung geben folgende Monatsmittelwerte den zahlenmäßigen Ausdruck. Sie sind gebildet aus
den Mitteltemperaturen einzelner Gradfelder in jedem Monat unter Zugrundelegung gewisser, von der Anzahl
der Beobachtungen abhängiger Gewichte, für jedes Feld. Die Werte sind den unveröffentlichten Arbeitskarten
entnommen, nach denen J a n k e 6eine Monatskarten der Oberflächentemperatur im Golf von Guinea gezeichnet
hat (aufbewahrt in der Deutschen Seewarte).
Monats- und Jahresmittel der Meeresoberflächentemperatur vor der Togoküste.
I II IH IV V VI VII VIII IX X XI XII Jahr
27,4 27,6 28,1 28,3 27,9 25,9 23,7 23,4 24,4 26,0 27,3 27,7 26,5
Hiermit seien die Monatsmittel verglichen, die auf Grund der Messungen der Wassertemperatur vor dem
Brückenkopf von Lome berechnet wurden. Diese sind regelmäßig vom 12. Mai 1905 bis 30. Juni 1914 zwischen
6 und 7 Uhr morgens angestellt worden. Die in den M. a. d. D. Sch. fortlaufend veröffentlichten Monatsmittel