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Full text: 55, 1936

Dr. Joachim Bliithgen: Die Eisverhältnisse des Bottnischen Meerbusens 
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legentlich zum Ausdruck. G. Grariquist (Merentutk. sl. julk. 3) schreibt: „i Bottenvikens norra delar, dar 
enligt rapporter frän Marjaniemi havet hittills varit isfritt, begynte den 6. december, med snösörja som grund- 
stomme, en isbildning, vilken raskt fortgik, sä att den 9. intet öppet künde skönjas frän fyren.“ Demnach ging 
also hier einer raschen Eisbedeckung Schneefall voraus, der den Grundstock zu der Vereisung legte. Weiter im 
Süden war dieser Schneefall ausgeblieben, und die Eisbildung hatte demzufolge auch noch nicht eingesetzt. 
Eigene Beobachtungen bestätigen das: Am 17. II. 1933 fand um Greifswald starker Schneefall bei Tempe 
raturen wenig unter 0° statt. Es herrschte steifer NE, so daß das Wasser auf dem Bodden in den Hafen von 
Wieck gedrängt wurde. Am Tage darauf wurde festgestellt, daß sich das Wasser mit einer noch unzusammen 
hängenden Eisdecke bedeckt hatte, die, wie eine Untersuchung ergab, aus Schnee hervorgegangen war. Der Vor 
gang war folgender: Durch den auflandigen Wind sammelte sich der Schneebrei in der Nähe der Küste an. Der 
Schnee nahm Seewasser auf und schmolz gleichzeitig zu einem zähen, kalten Brei, der demnach zum großen Teil 
aus Süßwasser besteht. Die Stärke des Schneefalls bedingte, daß der Schnee-Eisbrei bis zu 10 cm Dicke erreichte. 
Der Wind verursachte eine Sonderung in Schollen, die sich abrundeten und Tellereis mit aufragenden Rändern 
bildeten (vgl. Abb. 4 und 5). Die Temperatur lag am 18. morgens bei —3°, mittags bei —1° und abends wieder 
bei —2°. Diese geringfügige Kälte genügte, die durch Schnee abgekühlten Breimengen zusammengefrieren zu 
lassen, so daß also im Endergebnis bei —2° in einem Tage eine 10 cm dicke Eisdecke entstand. Das Eis war 
uneben und auch verschieden dick, dazu sehr porös und milchig. Dort, wo die Schollen in Wasserrinnen anein 
ander grenzten, fand sich eine dünne, durchsichtige Festeisschicht. Die Bilder zeigen den Zustand kurz vor dem 
Zusammenfrieren der Masse. Übrigens bildete sieb auch Pfannkucheneis, da sich der Schneebrei mancherorts zu 
runden Bällen geformt hatte, die dann wie Pfannkuchen nebeneinander lagen und zusammenfroren. 
In dem geschilderten Falle w T ar der Schnee selbst die unmittelbare Ursache zu einer Eisdecke, indem er 
die Masse lieferte, und die oberste Wasserschicht abküblte. so daß nur geringer Frost genügte, um alles fest 
werden zu lassen. — Ferner kann aber eine Schneedecke auf einer bestehenden Eisdecke zu deren längerer Er 
haltung beitragen, indem sie die Wirkung der Strahlung vermindert und die Konvektion in die Tiefe verhindert, 
da Schnee ein sehr schlechter Wärmeleiter ist. Namentlich im Frühjahr, wenn die Temperaturen nicht mehr 
sehr eiswirksam sind und die Eisschmelze beginnt, wirkt eine Schneedecke unbedingt isolierend. Der Schnee 
laut zuerst weg, das Schmelzwasser auf der Eisfläche ist noch erheblich kühl. Erst später wird dann das Eis 
selbst wirksam angegriffen. — Zwischen diesen beiden Wirkungen steht noch der vermittelnde Fall, wo sich auf 
einer vorhandenen Eisdecke Schnee ansammelt, der tauf und so einen Brei liefert, dann aber bald wieder gefriert 
und eine Verstärkung des Eises bedingt, die allerdings nicht allzu groß ist, da der Schnee zwar vereist und an die 
Eisdecke anfriert, aber doch sehr porös bleibt und leicht Wasser aufsaugt. 
Je nachdem können alle Fälle im Bottnischen Busen Vorkommen und zu einer Verstärkung der Vereisung 
führen. Namentlich für die spät vereisenden Teile des Meeres, also die küstenfernsten und salzreichsten, ist die 
Zufuhr von Schnee zur Bildung einer Eisdecke wichtig, da dann leichter frierendes Süßwasser vorhanden ist und 
auch die geringeren Kältegrade über der offenen See bereits eiswirksam werden können. 
Die Eisverhältnisse 
a) Die Eisnomenklatur 
Über die Begriffe, die bei Besprechung der Eisverhältnisse angewandt werden, haben sich Seilkopf und 
Richter (Ann. 1922, S. 252 und Archiv 52) bereits geäußert. Hier ist es jedoch notwendig, die deutsche Nomen 
klatur mit der finnischen zu vergleichen, da letztere von unserer abweicht. Ferner muß noch die in der vorliegen 
den Arbeit angewandte Methode hinsichtlich der Bezeichnungen erwähnt werden. 
Der Schlüssel für die telegraphische Übermittlung von Eisbeobachtungen kennt folgende Bezeichnungen 
(nach Tägl. Eisbericht der Deutschen Seewarte): 1. eisfrei, — 2. für Segler erschwert, — 3. für Segler ge 
schlossen, — 4. nur für starke Dampfer, — 5. für Dampfer mit Eisverstärkung, — 6. Fahrrinne wird durch Eis 
brecher offen gehalten, — 7. Fahrrinne im Eis vorhanden, — 8. Schiffahrt vorläufig geschlossen, — 9. Schiffahrt 
hat aufgehört, — 10. Schiffahrtsverhältnisse nicht zu erkennen. Dazu kommt der Schlüssel für die Eisbezeich 
nungen selbst: 1. eisfrei, — 2. Eisbrei, — 3. Festeis, — 4. Treibeis, — 5. zusammengeschobenes Eis, — 6. Küsten 
rinne, — 7. starkes Festeis, — 8. starkes Treibeis, 9. Packeis, — 10. Eispressungen. Diese Schlüssel gelten 
seit 1926/27; in den vorangegangenen Eisberichten war der Schlüssel etwas abweichend (übereinstimmend mit dem 
Schlüssel bei Seilkopf 1922). 
In den finnischen Veröffentlichungen wird folgende Klassifikation gebraucht: festes Eis, — leichter Eis 
brei, — Blaueis, — Treibeis, — zusammengefrorenes Treibeis, — Packeis, — zusammengefrorenes Packeis, — 
Packeiswälle in treibendem Eise, — Packeiswälle in festem Eise, — offen, — Eisgrenze. Ferner wird gelegent 
lich auch noch ausgeschieden außer den genannten Arten: zusammengefrorenes Breieis und ebenes, festes Eis. 
Diese Nomenklatur enthält mehr Begriffe als die deutsche, andererseits fehlen ihr die Abstufungen der Stärke 
nach, wie sie bei den deutschen Begriffen vorgenommen werden.
	        
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