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Full text: 55, 1936

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 55. Bd. i\r. 5. 
Eine besonders gute Übersicht erhält man auf diese Weise von den neben- bzw. übereinander in ver 
schiedener Richtung fließenden Strömungen. Es ist aber auch klar, daß solche Isoliniendarstellung nicht 
die Anschaulichkeit besten kann, wie eine perspektivische Darstellung. Wir werden daher, zumal es sich 
in unserem Fall nur um die Veranschaulichung von parallelen Vektoren handelt, nämlich den West-Ost 
komponenten der Geschwindigkeit, eine räumliche Zeichnung der Vektoren geben. Das geschieht folgender 
maßen: Als senkrechte Linien werden die Slalionsvertikalen aufgetragen, die horizontalen sind die Linien 
gleicher Tiefe, in den Schnittpunkten sind unter einem Winkel von 45° Strecken aufgetragen, deren Länge 
der dort herrschenden Geschwindigkeit proportional ist. Sie sind auf den Beschauer zugerichtet, wenn der 
Strom von Westen nach Osten fließt, entgegengesetzt bei ost-westlicher Richtung. Jetjt wollen wir die Ge 
schwindigkeitsverteilung längs den Schnitten im einzelnen besprechen. 
§ 2. Die Schnitte vom westlichen Eingang des Barents-Meeres bis 30° östlicher Länge. 
In den Figuren 1 und 8 ist der Schnitt auf 19° östlicher Länge dargestellt. 
Im südlichen Teil auf 70% 0 nördlicher Breite beobachtet man das Vordringen des Wassers von 
Westen nach Osten. Der größte Wert der Geschwindigkeit wird in 50 bis 75 m Tiefe erreicht. Weiter 
nach Norden bis 72° nördlicher Breite dehnt sich ebenfalls Wasser mit östlicher Bewegungskomponente, 
das schon durch den hohen Salzgehalt seine Herkunft aus dem Atlantik verrät, wir werden dieses 
Wasser im Gegensaß zu dem aus dem Osten stammenden Wasser mit B. Schulz „Westwasser“ nennen. 
Bemerkenswert ist das Gebiet von 72° bis 72% ° nördlidier Breite. Nach dem Bild der Isohaiinen auf 
Tafel II (vgl. „Berichte“) ist hier der Kern des atlantischen Wassers mit einem Salzgehalt von mehr als 
35.1°/™ und gerade hier findet man so kleine Geschwindigkeiten; sieht man das Bild der Isopyknen auf 
Tafel II an, so bemerkt man in einzelnen Tiefen sogar eine Dichteabuahme von Süden nach Norden, 
d. h. hier im Kern des Westwassers lagern Wassermassen, die eine Tendenz zu westlicher Bewegung 
haben. Dieses Ergebnis ist insofern nicht verwunderlich, weil nach unserer Methode nur da große Ge 
schwindigkeiten auftreten, wo große Drucke, hier also Dichteunterschiede in horizontaler Richtung vor 
handen sind, und das ist an dieser Stelle nicht der Fall, denn der Salzgehalt schwankt in dem von der 
35.1°/<x> Kurve umgebenen Gebiet nur wenig. Interessant ist, daß der Kern dieses Wassers mit einem 
Salzgehalt von mehr als 35.1°/<>o deutlich gegliedert ist und zwar finden wir die höchsten Werte nicht im 
Zentrum, sondern auf den Flügeln unter 71% 0 nördlidier Breite und 72% ° nördlidier Breite. Dieser 
salzärmere Keil besißt ebenfalls eine charakteristische Temperaturanordnung. Durch den Anstieg der 
Isothermen unter 72° nördlidier Breite kommt die niedrigere Temperatur zum Ausdruck. Da sich nun 
Temperaturabnahme und Salzgehaltsabnahme nicht kompensieren, sondern bald die eine, bald die andere 
überwiegt, so werden auf diese Weise die horizontalen Dichtegradienten bald positiv bald negativ. Eine 
ähnlich eigenartige Anordnung werden wir auf 26° östlicher Länge finden (vgl. „Berichte“ S. 256). Nörd 
lich von 72% ° Breite bis 73° nördlicher Breite finden wir die größten auf dem Schnitt auftretenden 
Geschwindigkeiten und zwar nehmen die Werte vom Grund bis 50 m monoton zu. Man darf dieses als 
ein Zeichen von Stabilität deuten. Hier, wie auch von 73° bis 73% 0 nördlicher Breite, wo die Geschwin 
digkeiten nur wenig kleiner sind, hat man nach B. Schulz das Haupteintrittsgebiet des atlantischen 
Wassers zu suchen. Man sieht, daß die beredmeten Gesdiwindigkeiten und die von B. Schulz mit Hilfe 
der Indikator-Methode festgestellte Wasserbewegung gut übereinstimmen. Südlich von 73° nördlicher 
Breite ist die Neigung der Isopyknen auch am Boden noch so stark, daß das Wasser hier wohl gar nicht 
in Ruhe ist, und somit der Zustrom atlantischen Wassers noch intensiver als errechnet. Nördlich von 
73%° nördlicher Breite dringt zwar auch noch Westwasser vor, aber hier nähern wir uns schon der 
Bäreninsel und der nördlich anschließenden Spißbergenbank, so daß hier keine zusammenhängenden Ge 
schwindigkeitsberechnungen in mehr als 50 m tiefem Wasser gemacht werden konnten. 
Überblickt man noch einmal die Geschwindigkeitsanordnungen in dem Schnitt auf 19° östlicher 
Länge, so sieht man, das zwar überall atlantisches Wasser in das Barents-Meer eindringt, daß aber die 
größten Geschwindigkeiten über den größten Tiefen zu finden sind, nämlich in 73° nördlicher Breite
	        
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