F. Zorell: Beiträge zur Hydrographie der Deutschen Bucht
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liegt, damit keinen direkten Zusammenhang hat. Man wird annehmen müssen, daß demnach auch keine
Wasserbewegung in dieser Periode längs der friesischen Küste von West nach Ost sielt vollzogen hat.
Bis zum Reiscabschnitt 16. bis 19. Mai (Figur 64) haben sich dann weitgehende Ausgleichsvorgänge
abgespielt. Westlich von Amrum laufen die Isohaiinen parallel, das salzreiche Nordseewasser, das sich vom
7. bis 10. nördlich Norderney befand, ist verschwunden und nur noch westlich Helgoland blieb ein scharfer
Gradient zwischen dem unter 30 0 /<»> liegenden Küstenwasser und dem Wasserkörper, der durch die 32°/«o.
Linie gekennzeichnet ist.
11) Juni 1930. (Tafel 21, Figur 65.)
In der Zeit vor dieser Reise des „Poseidon“ war eine vorläufige Bearbeitung der im November/Dezem
ber 1928 und im Mai 1929 angestellten Beobachtungen erfolgt. Es war so möglich, Zahl und Lage der
Beobachtungsstationen nach bestimmten Gesichtspunkten festzulegen. Da die Reise außerdem vom Wetter
ganz besonders begünstigt war, konnte ein dichtes Netj von Stationen gelegt werden. Außerdem brauchten
sich die Beobachtungen nicht auf die gewohnten Standardtiefen zu beschränken, es war vielmehr möglich,
auf allen Stationen die thermische Sprungschicht ihrer Lage nach auf 1 bis 2 m genau festzulegen.
Daneben wurde während dieser Reise erstmalig auf den Feuerschiffen und auf Helgoland-Reede täg
lich an zwei aufeinanderfolgenden Stauwassern beobachtet; ferner machte der Seebäderdampfer „Cobra“
an verschiedenen Punkten regelmäßig Beobachtungen (s. Abschnitt A, S. 12). Die „Po3eiclon“-Fahrt dehnte
sich bis zum Skagerrak aus; die nördlich der Breite von Horns Riff liegenden Stationen sind im nachfol
genden nidit behandelt, da sie aus dem Rahmen einer Hydrographie der Deutschen Bucht herausfallen.
Die Monatstemperaturen bei den Feuerschiffen lagen im allgemeinen über dem
Mittelwert, besonders stark hei Elbe 4, Vyl und Horns Rev. Über die Abweichungen vom 10jährigen
Mittel gibt die folgende Tabelle Auskunft, sie enthält auch den Betrag der Temperaturzunahme vom
1. bis 23. Juni.
Abweichung der mittleren Monatstemperaturen Juni 1930 vom 10jährigen
Mittel und Temperaturzunahme vom 1. bis 2 3. Juni 193 0.
B
N
W
Ms
Br
El
E 4
Ae
Am
Vyl
HR
Abweichung vom
zehnjährigenMittel .
+ 0.5
—0.1
—0.8
H“ 0.9
+ 0.9
+ 0.3
+ 1.6
+ i.i
+ 0.4
+ 2.1
+ i.6
Temperaturzunakme
vom 1. bis 23. Juni.
+ 3.4
+ 5.2
+ 4.4
+ 2.5
+ 2.4
+ 4.3
+ 2.5
+ 3.6
+ 1.9
+ 4.2
+ 4.3
Über den Temperatur g a n g im einzelnen ist folgendes zu bemerken: Bei den meisten Feuerschiffen
kann man deutlich zwei Perioden der Erwärmung unterscheiden. Die erste dauert bis gegen die Monats
mitte hin und zeigt ein langsames Ansteigen der Temperatur, während bei der zweiten Periode die Er
wärmung rasdier fortschreitet, um am 23. Juni, also beim Ende der Reise, ein Maximum zu erreichen.
Besonderheiten zeigen: Borkumriff am 9. bei NW ein Maximum; Norderney vom 6. bis 8. ein leichtes
Absinken der Temperatur hei NW; Weser vom 6. auf 7. hei NW eine Temperaturerniedrigung um fast
2° C; Minsenersand ein Absinken der Temperatur vom 6. bis zum 10. (bei NW); Elbe 1 ein leichtes Ab
sinken der Temperatur bei NW vom 6. ab, das bis 10. anhält, während bei HW die Temperatur in dieser
Zeit ansteigt. Vom 11. bis 15. steigen die HW- und NW-Temperaturen bei Elbe 1 stark an, der HW-Wert
geht dann wieder etwas zurück. Bei Außeneider ist der Anstieg in der ganzen Zeit sehr gleichmäßig, nur
am 6. tritt bei HW eine Abkühlung ein. Bei Amrumbank ist die Erwärmung ebenfalls gleichmäßig, das
Maximum wird aber bereits am 20. erreicht.