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Full text: 54, 1935/36

Vorwort und Einleitung 
Es gehört zu den Aufgaben der Deutschen Seewarte, die über Nauen, Königswusterhausen und die 
norddeutschen Rundfunksender ausgestrahlten deutschen Funkzeitzeichen nach astronomischen Zeit 
bestimmungen auszulösen. Diese Aufgabe schließt die Verpflichtung ein, auch die Fragen der Längen 
vermessung durch Beobachtung drahtloser Zeitzeichen zu fördern. Die Teilnahme an der ..Zweiten 
Internationalen Längenvermessung rund um die Erde herum“ wurde daher schon frühzeitig aufgegriffen 
und vorbereitet. Wie die zu erwartenden sehr umfangreichen Aufgaben, die den Rahmen der dienstlichen 
Arbeiten der Seewarte weit überschritten, durchzuführen sein würden, war allerdings zunächst ein Rätsel. 
Zwei glückliche Umstände trugen zum Gelingen bei: 
1. Die Bewilligung eines Forschungs-Stipendiums durch die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft 
für Dr. Erich Lange aus Leipzig, der vom 1. März 1932 bis Ende 1933 in dieser Eigenschaft bis 
zu seiner Anstellung bei der Deutschen Seewarte hier tätig war, und 
2. die freiwillige Teilnahme stellenloser Ingenieure an zusätzlichen Arbeiten der Deutschen Seewarte. 
Unter den „Problemen des astronomischen Zeitdienstes“, mit denen Herr Di-. Lange als Stipendiat 
der Notgemeinschaft betraut wurde, nahm die Teilnahme an der zweiten im Oktober und November 
durchzuführenden internationalen Längenvermessung 1933 den größten Raum ein. Herr Dr. Lange führte 
die Vorbereitung der Aufgaben sowohl nach der methodischen wie nach der instrumenteilen Seite durch. 
Die instrumenteile Vorbereitung bestand einerseits in Prüfungen und Fehlerbestimmungen des Durchgangs 
instrumentes der Seewarte, andererseits in Erprobungen eines von der Kieler Sternwarte freundlichst zur 
Verfügung gestellten Prismenastrolabs nach Claude und Drieneourt. Es war ursprünglich beabsichtigt 
gewesen, Vorschlägen des Bureau de l’Heure folgend durch Parallelbeobachtungen mit diesem Instrument 
die systematischen Fehler der Meridianbeobachtung einer Kontrolle zu unterwerfen. Leider mußte bald 
die Erkenntnis gewonnen werden, daß Beobachtungen mit diesem Instrument nur bedingten Wert haben. 
Zunächst beeinträchtigte die Ungunst des Klimas wegen der erforderlichen langen Beobachtungszeiten die 
Benutzung des Instrumentes. Vor allem aber fehlte es an der Möglichkeit einer systematischen Kontrolle 
der Beobachtungsfehler. Erst die Kenntnis dieser Fehler, vor allem der persönlichen Gleichung des 
Beobachters, hätte aber wirklich die Möglichkeit einer gleichwertigen Prüfung der Durchgangsbeobachtungen 
gewährt. Ohne sie hätten die Beobachtungen mit dem Prismenastrolab einem Vergleich mit den Zeit 
bestimmungen am Durchgangsinstrument nicht standgehalten. Es schien deshalb richtiger darauf zu 
verzichten und die vorhandenen Kräfte nicht unnötig zu zersplittern. 
Herrn Dr. Lange ist an den Beobachtungen, den Auswertungen des umfangreichen Beobachtungs 
materials und der im folgenden vorgelegten endgültigen Bearbeitung in dem weiter unten angegebenen 
Umfange beteiligt. Der Notgemeinschaft bin ich daher an dem Gelingen des schwierigen Werkes der 
Beobachtungen und ihrer Herausgabe an erster Stelle zu Dank verpflichtet. Ohne sie wäre es unmöglich 
gewesen, eine Teilnahme an der Längenvermessung in diesem Umfange durchzuführen; sie hätte sich 
andernfalls nur auf ein geringes Maß beschränken können. 
Die Möglichkeiten der Beschäftigung stellenloser Ingenieure ergab sich infolge des im Jahre 1931 
auf Anregung des Vereins Deutscher Ingenieure ins Leben gerufenen „Ingenieurdienstes“, der später 
von der „Wertschaffenden Arbeitslosenfürsorge“ finanziell unterstützt wurde. Dieser „Ingenieurdienst“ ist
	        
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