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Full text: 54, 1935/36

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 5 
Treuhänder der mit Unterstützung des Reiches für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung 
durchgeführten Wertschaffenden Arbeitslosenfürsorge, aus deren Mitteln seit Mitte 1933 stellungslose 
Ingenieure eine Aufwandsentschädigung für eine vorübergehende technisch-wissenschaftliche Betätigung 
erhalten. Im Rahmen dieser Organisation wurden dem Unterzeichneten im Laufe der Jahre 1933 bis 1935 
für die Aufgabe „Beteiligung an der Internationalen Längenvermessung“ im ganzen 16 Herren zugewiesen, 
die kürzere oder längere Zeit auf der Seewarte verblieben. Drei dieser Herren Hl. Jürgensen, K. Gölitzer 
und E. Zacharias) konnten später ins Angestelltenverhältnis übernommen werden. Durchweg haben sich 
diese Herren den oft schwierigen Aufgaben der Aufnahme der Zeitzeichen, der Uhrvergleichungen, 
Ablesung der Chronographenstreifen und den Auswertungen mit großer Hingabe gewidmet; auch haben 
sie sich während der eigentlichen Beobachtungsmonate Oktober und November 1933 am Nachtdienst 
beteiligt, der notwendig wurde wegen der Aufnahme amerikanischer Stationen. Bei der Aufarbeitung 
der Beobachtungen wurden von diesen Herren besonders Arbeiten zur Berechnung der Zeitbestimmungen 
und der Reduktion der aufgenommenen Signale durchgeführt, auch waren sie an der Untersuchung der 
systematischen Fehler der Zeitbestimmungen, der Jnstrumentenuntersuelmngen, der Kontrollen und vieler 
anderer Hilfsarbeiten beteiligt. 
Dem Herrn Obmann des Ingenieurdienstes Direktor Dipl.-Ing. G. Vincenz und seinen Assistenten, 
die die im Zusammenhang mit der Längenvermessungsarbeit auftauchenden Wünsche in entgegenkommenster 
Weise erfüllten, bin ich gleichfalls zu großem Dank verpflichtet. 
Wenn sich so in personeller Hinsicht alle Schwierigkeiten überwinden ließen, so darf gleich hier 
nicht unbeachtet bleiben, daß zum guten Gelingen des Werkes ein weiterer glücklicher Umstand technischer 
Art hinzukam. Es ist dieses der Anfang der Übertragung der Kontakte der Quarzuhren der Physikalisch- 
Technischen Reichsanstalt kurz vor Beginn der Beobachtungen. Durch die Veröffentlichung von A. Scheibe 
und U. Adelsberger in den Annalen der Physik 18 (1933) Heft 1, die die große Überlegenheit der 
Quarzuhren über die astronomischen Pendeluhren augenscheinlich machte, war der Gedanke der Verwendung 
dieser Uhren als Hauptuhren bei der Längenvermessung sofort gegeben. Auf Antrag bewilligte der 
Herr Reichspostminister die Bereitstellung einer Leituugsverbindung zur Übertragung dieser Kontakte 
von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt zur Seewarte (über die der Seewarte zur Übertragung 
des Nauener Zeitzeichens zur Verfügung stehende Unterlagerungs Verbindung). Die nötige Schaltung 
konnte noch zur rechten Zeit durchgeführt werden, so daß ab 20. September mit der Verwendung der 
Quarzuhren begonnen werden konnte. Hierdurch wurde die Längenvermessungsarbeit auf eine ganz neue, 
damals einzigartige Basis gestellt. Die Quarzuhr stellt eine viel bessere Bezugsgerade dar, die auch die 
Überbrückung längerer Schlechtwetterzeiten erhoffen ließ. Die Pendeluhren der Seewarte, an die die 
Zeitbestimmungen und Zeitsignalaufnahmen anzuschließen waren, wurden nunmehr an die jeden Mittag- 
übertragenen Quarzuhrkontakte angeschlossen. Welche Bedeutung diese Quarzuhrübertragung tatsächlich 
gehabt hat, ist der Tatsache zu entnehmen, daß der Himmel vom 11. November bis 1. Dezember bewölkt 
war und nur eine einzige Zeitbestimmung in der Zwischenzeit (am 22. November) glückte. Da vom 
2. bis 16. Dezember meist klares Wetter war, ließ sich durch eine vom 20. September 1933 bis Ende 
Januar 1934 durchgeführte Ausgleichung diese Lücke leicht überbrücken *). 
Um die hohe Gangkonstanz der Quarzuhren voll verwerten zu können, war es nötig, jede klare Nacht 
auszunutzen und möglichst zahlreiche Zeitbestimmungen anzustellen. Durch Häufung der Beobachtungen 
ließ sich jetzt eine weitgehende Ausschaltung der Fehler der Zeitbestimmungen erreichen, wie sie bei 
dem bisherigen Verfahren und der Verwendung von Pendeluhren nicht in gleichem Maße möglich 
gewesen wäre. 
Es wurden vom 22. September 1933 bis 23. Januar 1934 insgesamt 94 Zeitbestimmungen in 53 Nächten 
erhalten. Die Zahl der aufgenommeuen Signale betrug zusammen 1572, davon wurden registriert 461, 
registriert und nach dem Koinzidenzverfahren beobachtet 259, nur nach dem Koinzidenzverfahren beobachtet 
wurden 852 Signale. Der Wunsch, alle Signale nur zu registrieren, ließ sich leider wegen der ungünstigen 
>) AN 253, Nr. 6056, S. 157—164.
	        
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