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Full text: 53, 1934/35

Haarnagel: Eine landschaftskundliche Untersuchung des Elbufers zwischen Glückstadt und Kollmar 31 
1. Oberflächenformen. 
Die ganze Sandbank ist von Rippein bedeckt. Es handelt sich hier um Strömungsrippein und See- 
gangsrippeln. Die Strömungsrippein steigen auf der Luvseite langsam an und fallen auf der Leeseite steil 
ab. Die Seegangsrippein dagegen haben auf beiden Seiten eine gleiche Böschung ausgebildet. 
Außerdem sind auf der Hökerseite deutlich Strombänke ausgebildet. Sie haben eine ähnliche Form wie 
die Strömungsrippein, sind aber bedeutend größer als diese. Sie steigen auf der Luvseite langsam an und 
fallen auf der Leeseite steil ab. Ihre Luvseite ist dem Flutstrom, die steilere Leeseite dem Ebbstrom ent 
gegen gerichtet. Auf die Strombänke soll später noch einmal eingegangen werden. (Siehe Bild 31.) 
2. Die Uferströmungsbank in den verschiedenen Jahreszeiten. 
An den ersten Frosttagen ist die Sandbank von Kammeis bedeckt. Dieses besteht aus Eisprismen, die 
in einer eigentümlichen Anordnung übereinandergewachsen sind. Wenn die Sonne scheint, glitzern sie in 
allen Farben. (Siehe Bild 32.) 
Die Bildung des Kammeises habe ich vom 
Boot aus beobachten können. Wenn das Wasser 
1 / 2 m über der Bank steht, kann man bei klarem, 
sonnigem Wetter diese deutlich unter dem 
Wasser erkennen. Man sieht auf dem Sande der 
Bank lauter kleine, schwarze Punkte. Diese 
wachsen mit der Zeit; sie werden höher und 
breiter. Wenn das Wasser bis auf 10—20 cm ge 
fallen ist, kann man schon die Kammeisprismen 
erkennen. Diese sind aber von einer dunklen 
Schlammschicht überzogen, und haben daher 
die dunkle Farbe. Bei Niedrigwasser steht das 
Kammeis frei. Die Schlammschicht rutscht von 
den glatten Prismen ab, und das Kammeis be 
steht nun aus lauter durchsichtigen Eisplatten. 
N ach mehreren T agen Frost wird das Kamm 
eis so dicht, daß es eine einheitliche weiße Decke 
über der Sandbank bildet. Diese hindert den Strom daran, den Sand der Bank aufzuwerfen. Man kann jetzt 
beobachten, daß dort, wo die Strombänke ausgebildet sind, es zu keiner direkten Ausbildung von Kammeis 
kommt. Die Strombänke werden aber flacher, bis sie schließlich ganz verschwunden sind. (Siehe Bild 33.) 
Auch die Uferströmungsbank wird flacher. 
Man kann bald keine Wasserscheide mehr fest 
stellen. An den freien Stellen ist Schlick abge 
lagert worden. Wenn das Eistreiben eingesetzt 
hat, finden wir auf der Uferströmungsbank 
große Eisblöcke verstreut umherliegen. Diese 
haben zuweilen eine Höhe von 2 m. Die Sand 
bank erhält dann einen ganz anderen Charakter. 
Die Eisdecke der Bank wird von den Eisblöcken 
zerstückelt und hinweggerissen. Die Bank erhält 
jetzt eine vollkommen flache Form. Sie ist von 
einer dicken Schlickschicht überzogen. Diese 
kann eine Mächtigkeit von 30 cm erreichen. 
Zwischen den Eisblöcken findet man außerdem 
noch große Erd- und Dargschollen, die vom 
Ufer abgerissen worden sind. 
Im Frühjahr, wenn das Eis verschwunden 
ist, nimmt die Sandbank allmählich ihre alte 
Form wieder an. Es dauert aber bis Anfang Juli, ehe sie diese erreicht hat. Zuerst wird nach dem Verschwin 
den des Eises der größte Teil des Schlicks hinweggeführt. Ein Teil aber bleibt liegen und übersandet. 
Wer in dem Glauben, auf festem Sand zu gehen, jetzt die Bank betritt, wird sehr enttäuscht, denn er 
sinkt durch die dünne Sanddecke bis an die Knöchel in den Schlick. Um diese Zeit sind auf der Bank nur
	        
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