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Full text: 53, 1934/35

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Aus dein Archiv der Deutschen Seewarte. 53. Bd. Nr. 1. 
Die Temperaturkurven, Abb. 4 und 5 (Tafel 1 u. 2) zeigen nun für dieses Gebiet merkwürdige, sinus 
artige Schwingungen, die, wie O. Krümmel (23) bereits feststellt, auf Wirbelbildung mit verdikaler 
Achse zurückzuführen sind. Auf der Karte z. B. für den Mai Abb. 5 (Tafel 2), decken sich die 
stärksten Ausbuchtungen der Isothermen mit den aus den Besteckversetzungen gefundenen Wirbel 
bildungen entlang der Polarfront. Die Isothermen der Temperaturkarte für den Februar, Abb. 4 (Ta 
fel 1), wo die Wirbelbildungen südwestlich der Großen Bank aus den Besteckversetzungen nicht zu 
erkennen sind, zeigen zwar auch diese Schwingungen, aber sie sind erheblich geringer und abge 
schwächter als im Mai. 
Für die Wintermonate können die Verlagerungen der Wirbel so groß sein, claß sie bei der Mittel 
bildung herausfallen, oder die Wirbelbildungen sind so klein, daß sie durch die Besteckversetzungen 
für das Eingradfeld aufgerechnet, nicht erfaßt werden. Neuere Temperaturkarten, die P. Church (8) 
auf Grund von Thermogrammen einiger Dampferlinien wöchentlich zusammengefaßt und gezeichnet 
hat, zeigen z. B. für den Februar das charakteristische Ineinandergreifen der kalten und warmen 
Wassermassen, bestätigen also die Wirbelbildungen auch für den Winter. Sie scheinen danach 
nicht nur zu klein zu sein, sondern sich auch so stark zu verlagern, daß sie in dem langjährigen 
Mittel der Besteckversetzungen und der Temperaturen nicht auftreten. 
Im einzelnen werden auch höhere Geschwindigkeiten angetroffen werden, denn durch das Auf 
koppeln der Beobachtungen, die in Wirbel gebieten naturgemäß stark streuen, sind die errechneten. 
hier dargestellten geometrischen Geschwindigkeiten Minimalwerte. 
Zusammenfassend läßt sich über die Wirbelbildung an der Polarfront sagen, daß sich erstens 
mehr oder weniger große Wirbel infolge der Dichteunterschiede bilden, die im Winter größeren, im 
Sommer geringeren Schwankungen unterworfen sind, so daß sie durch die Besteckversetzungen, Mit- 
telbildung der Beobachtungen und Einheit der Darstellung nicht immer erfaßt werden und zweitens, 
daß zwei Wirbel westlich und östlich der Großen Bank vorhanden sind, die den Charakter von 
Standwirbeln haben. Die Lage dieser Neerwirbel ist offenbar durch die Bodenkonfiguration bestimmt; 
Pulsationen im Golf- bzw. Labradorstrom werden ihre geringe Lageänderung verursachen und ihre 
Ausdehnung regulieren. 
Zu verfolgen ist die Polarfront bis etwa 40° bis 33° W. L., dann gliedern sich die östlichen Strom 
fäden des Labradorstromes dem Nordrande des Golfstromes an. 
Wie seine linke Flanke, die Polarfront, so zeigt die Stromachsc des Golfstromes ebenfalls nur 
geringe jahreszeitliche Schwankungen, die keine ausgeprägte periodische Natur besitzen. 
Seine Beständigkeit zeigt bis etwa 40° W. L. für alle Monate 75 bis 100 Prozent, seine Geschwin 
digkeit ist bereits auf ungefähr 10 sm im Etmal gesunken. Abgesehen von dem Keil südlich der Neu- 
fundlandbank, ist die Bewegungsrichtung cles nordatlantischen Golfstromes von Kap Hatteras ab bis 
zur irischen Küste östlich bis nordöstlich, wobei seine Geschwindigkeit auf weniger als 5 sm im Et 
mal und seine Beständigkeit auf etwa 20 bis 30 Prozent sinkt. 
Durch B. Helland-Hansen's (21) Untersuchung wird die Strombahn des Golfstromes westlich von 
45 0 westlicher Länge ein paar Grad weiter südlich und östlich von 40 0 westl. Länge ein paar Grad 
nördlich verlegt. Nach den mittleren Bestedcversetzungen zeigt das Strombild im Jahr ganz geringe 
Aenderungen, so daß die Vermutung einer jahreszeitlichen Schwankung von V. W. Ekman (15) sich 
nicht bestätigt. Wahrscheinlich ist aber, daß B. Helland-Hansen bei seinen Beobachtungen Verhält 
nisse angetroffen hat, die eben vom mittleren Strombild abwichen. 
Für die Herbst- und Wintermonate weist nun der reine Triftstrom von Kap Hatteras bis über 
50 0 W. L. hinaus fast genau nach Süden, zwischen 50 0 und 50 0 W. L. etwa nach Südosten, weiterhin 
nach Osten, später wieder Südosten und Süden. Daraus ergibt sich, daß der Atlantische Golfstrom 
keine Windtrift, sondern ein Gefällsstrom ist. Die nordwärts gerichtete Gefällskomponente ist ent 
scheidend gegenüber der südwärts gerichteten Triftkomponente. Wäre der Atlantische Golfstrom vor 
nehmlich eine Windtrift, so wäre bei den herrschenden Westwinden unter dem Einfluß der Erdrota 
tion SE-Bewegung zu erwarten. Sein tatsächlicher Verlauf nach E-NE zwingt daher zu dem Schluß, 
daß er auch in diesem Abschnitt hauptsächlich ein Gradientstrom ist. Für den Winter hat es H. H. 
F. Meyer (28, Fig. 2) bereits durch Vergleich des reinen Triftstromes mit dem tatsächlichen Strom
	        
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