j)r. Hugo- Mandelbaum: Gezeitenstrome und Restströme bei Borkum-Riff-Feuerschiff. 3
1. Wie -werden Lücken im Beobachtungsmaterial behandelt?
2. Auf -welchem Wege erfolgt die Trennung zwischen Gezeitenstrom und Reststrom?
3. Wie wird der nur vom Wind erzeugte Strom ermittelt?
Das gegebene Beobachtungsmaterial enthält im allgemeinen mehr oder weni
ger große, unregelmäßig verteilte Lücken, Es ist z.B. 'unmöglich, bei starkem
Sturm Strombeobachtungen zu machen. Solche Lücken bringen der Bearbeitung zweier
lei Schwierigkeiten: Sie machen es unmöglich, den Gezeitenstrom durch Mittelbi1 —■
düng über eine Anzahl voller Perioden auszuscheiden, oder bedingen ungleiche Ge
wichte der Rechengrößen,
Die meisten Bearbeiter füllen daher vor der Bearbeitung die Lücken auf
(II, III, IV, V, VII). Das geschieht entweder zeichnerisch, indem die gegebenen
Beobachtungswerte auf Millimeterpapier aufgetragen werden, durch sie näherungswei
se eine Ausgleichslcurve gelegt und dieser Kurve der gesuchte Wert für die Lücke
entnommen wird, oder rechnerisch als Mittel zwischen dem Strom, der 25 Stunden vor
her und dem der 25 Stunden nachher herrschte (s.a. Sterneck: Zur Praxis der harmo
nischen Analyse der Gezeitenbeobachtungen, Ann.d. Hydr. u.marit.Meteorologie Bd.
51, 1913, S-39) . Bei kurzfristigen Beobachtungsreihen (V) ist eine solche Auffül
lung der Lücken, will man nicht auf wesentliche Teile der Bearbeitung ganz verzich
ten, nicht zu vermeiden. Aber auch für langjährige Feuerschiffsbeobachtungen sieht
Marmer (VII) in einer Verarbeitung des Beobachtungsmaterials zu Ausgleichskurven
einen Vorteil darin, daß größere Beobachtungsfehler sich als solche in der zeich
nerischen Auftragung zu erkennen geben. Im allgemeinen sollte aber als oberster
Grundsatz gelten, das Beobachtungsmaterial wenn irgend möglich weder durch Auslas
sung, noch durch Auffüllung von Werten zu verändern, da nur so unverfälschte Re
chenergebnisse erwartet werden können. Insbesondere werden stark wirkende unperi
odische Einflüsse auf den Strom, wie etwa der Wind, durch eine mehr oder minder
willkürliche Auffüllung der Lücken durch mittlere Werte nicht erfaßt. In der fol
genden Arbeit wurde daher nur ein solches Verfahren angewandt, das das Beobach
tungsmaterial unverändert läßt. Unverändertes Beobachtungsmaterial benützt Phaff
(i), der im wesentlichen das gleiche Verfahren anwendet wie die folgende Arbeit.
Zur Ermittlung des Reststroms sind in den oben genannten Arbeiten ver
schiedene Wege eingeschlagen worden. Jacobsen (IV) mittelt die stündlichen Beob
achtungen eines Tages, mitte lt die so gefundenen Tagesmittel zu Monatsmitteln und
diese wiederum zu Jahresmitteln. Dies einfache Verfahren birgt wesentliche Nach
teile in sich. Voraussetzung dazu ist, daß das Beobachtungsmaterial lückenlos ist,
mit anderen Worten, daß das Beobachtungsmaterial ergänzt werden muß. Aber auch
dann wird der Gezeitenstrom auf diese Weise nicht vollständig ausgeschieden. Bei
den schwachen Gezeitenströmen der Ostsee ist der entstehende Fehler allenfalls noch
klein. Für eine Bearbeitung der Ströme in der Nordsee aber verbietet sich dieses
Verfahren von selbst. Hinzu kommt noch, daß durch dieses Verfahren streng genom
men nur der mittlere Reststroin einer Zeitperiode gefunden werden kann,
während etwa über die bei verschiedenen Wetterlagen vorhandenen tatsächlichen Itesb-
ströme keine Aussage gemacht werden kann. Um diesen letzten Mangel zu beheben,
ermitteln Schumacher und Thorade (v) für jede einzelne Beobachtung einen Reststrom
auf dolgende Weise: Als Material für die Berechnung benützen sie Stromangaben in
einhalbstündigem Abstand, die sie einer Ausgle ichslcurve entnehmen. Sie mittein
nun die Werte der ersten 25 aufeinanderfolgenden Stunden und schreiben den so ge
fundenen Reststrom der Mitte dieses Zeitraums, also der 12.Stunde zu. Dann ermit
teln sie die Werte von 25 aufeinanderfolgenden Stunden, die mit der 2. Halbstunde
beginnen und ordnen den so gefundenen Mittelwert der 1272ten Stunde zu u.s.f.
Einerseits werden nur die halbtägigen und eintägigen Gezeitenströme einigermaßen
ausgeschieden, andererseits die raschen Aenderungen des Reststroms etwa unter dem
Einfluß des Windes unterdrückt. Für kurzfristige Beobachtungsreihen ist ein an-