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Full text: 51, 1932

Rudolf Geiger und Fritz Wagner: Höhenwinde vor der westafrikanischen Küste 21 
die Sonne die Kimm erreichte, verschwand sie in einer flachen Dunstschicht. Die Rauchfahne 
des Schiffes legte sich flach auf das Wasser. Bis wir Cap Blanco an Steuerbord querab hatten 
(Distanz 25 Seemeilen), verschwand alles in der stark diesigen Luft. Vor allem gegen Land, 
nach E zu, war die Sicht so behindert, daß man auf der Brücke bereits in Erwägung zog, 
Nebelsignale zu geben. 
Die „Wigbert“ trat um diese Zeit in den Bereich des kalten Küstenwassers ein, das in 
seinem Temperaturgegensatz zu den bisher durchfahrenen warmen Mcerestcilen die Ursache 
der Trübung war. Von 20 h auf 21 h (Ortszeit) fiel die Wassertemperatur von 24,0 auf 18,4° C. 
Der nach S setzende Strom führte offenbar die über dem Kaltwasser abgekühlte Luft in flacher 
Schicht in das südliche Warmluftgebiet hinein, also der „Wigbert“ entgegen. Das Schiff pflügte 
diese seichte Kaltluftschicht auf, so daß an Deck der Mischungsvorgang der Kalt- und Warmluft 
meßbar wurde. Die Terminbeobachtung am Abend 
zeigte sprunghafte Änderungen im Stand des trocke 
nen und feuchten Thermometers, deren Grenzwerte 
im Tagebuch (siehe Seite 50) angeführt sind. Auch 
die Registrierungen auf dem Peilkompaßdeck, von 
denen die Abbildung 9 einen Ausschnitt darbietet, 
lassen die wachsende Unruhe der Luft mit der 
Annäherung an das kalte Wasser erkennen. Nach 
Durchfahren des Grenzgebietes beider Luftmassen, 
das zugleich das Nebelgebiet war, sank kurz nach 
20 h (Ortszeit) auch die Lufttemperatur um 6 0 C, 
die Feuchtigkeit stieg um 40 %, und die Unruhe 
hörte auf. Aber noch einmal, nämlich zwischen 
22 h und 23 h , machte sich die Mischung in den 
Schwankungen der meteorologischen Elemente und einem geringen Anstieg der Temperatur und 
Fall der Feuchtigkeit geltend. 
Bei klarster Sicht (50 sm) erfolgte die Weiterfahrt am 14. und 15. November gegen frischen 
Passat. In den ersten Morgenstunden des 16. lag wieder Gran Canaria, von seiner Cu-Haube 
eingehüllt, vor uns. Um 7 h 30 m morgens waren wir im Hafen von Las Palmas eingelaufen. 
Herr O e t k e n , der Agent der Woermann-Linie, der bereits auf unserer Ausreise während 
des kurzen Aufenthaltes in Las Palmas uns zur Seite gestanden hatte, ermöglichte es uns durch 
seine Liebenswürdigkeit, daß wir den kurzen Vormittag des 16. November zur Erfüllung eines 
besonderen Wunsches ausnutzen konnten. Wir fuhren nämlich im Auto zu der Gandobucht, 
die als Ziel für den deutschen Flugverkehr nach Gran Canaria benutzt wird und für uns daher 
besonderes Interesse hatte 15 . Während der Hafen von Las Palmas dem NE-Passat, der oft 
mit größter Heftigkeit weht, frei ausgesetzt ist, schützt ein nach E sich vorstreckendes Vor 
gebirge („Punta Gando“) die Gandobucht, so daß dort für Flugzeuge bessere Gelegenheit zum 
Anwassern gegeben ist. Auch ist dort — für die vulkanische Insel eine Seltenheit! — ein 
flacher Strand zum bequemen Hinaufgleiten der Maschinen, und gegen das Landinnere erstreckt 
sich zunächst eine weite Ebene, die günstigste topographische Bedingungen für die Anlage eines 
Flugplatzes bietet. Man sagte uns aber, wenn der NE-Passat zu großer Stärke anwachse, so 
erzwinge er seinen Weg zwischen Vorgebirge und Hauptinsel hindurch und blase dann, wie aus 
15 Vgl. H. Seilkopf, Meteorologische Beobachtungen auf dem Las-Palmas-Flug der Deutschen Luft-Hansa, Juni 
und Juli 1928. Aus dem Archiv der Seewarte 48, Nr. 4, Hamburg, 1930. 
Abb. 9. Einfahrt in das kalte Küstenwasser 
bei Cap Blanco (13. November 1930).
	        
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