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Full text: 51, 1932

Eckardt-Lühe: Höhenwindmessungen — X. Forschungsfahrt der D. Seewarte 27 
das Bergmassiv und die Inseln mehr und mehr emporwuchsen, zeigte sich, daß trotzdem keine Einzelheiten zu 
erkennen waren; auch mit einem Fernglas war nicht mehr zu sehen. Vielmehr zeigte sich die ganze Insel unterhalb 
des Wolkenschirmes wie mit einem bläulichen Dunst überzogen. Das wurde noch auffallender als unser Schiff 
näher gekommen war. Vor der Insel befindliche Segler und eine vorgelagerte Felsspitze waren in ihren Einzel 
heiten deutlich zu erkennen, dahinter aber, unmittelbar vor der Küste schien ein durchsichtiger Vorhang zu 
hängen, hinter dem erst nach und nach Einzelheiten sichtbar wurden. Jene ausgeprägte Dunstschicht in der Höhe 
wie sie von Pummerer geschildert wird, war hier nicht vorhanden. Die bei der Annäherung an die Insel aus 
geführten Pilotballonaufstiege zeigten nichts Derartiges. Es handelt sich also um die von ihm gleichfalls erwähnte 
(a. a. O., S. 74) optische Trübung, hervorgerufen durch starke Sonneneinstrahlung über den vielfach kahlen 
Felsmassiven und die hierdurch entstandenen Konvektionsströme. Die Höhenwindmessungen im Bereich der 
Kanarischen Inseln zeigten zu jener Zeit in den unteren Schichten südöstliche bis nordöstliche Strömung, darüber 
herrschten nördliche bis nordwestliche Winde. Eine Schicht reiner östlicher Winde ist nicht oder kaum vorhanden, 
es fehlt also die von Pummerer für den Transport des afrikanischen Wüstenstaubs als notwendig erkannte breite 
passatische Ostströmung. Auffallend ist, daß sowohl auf der Ausreise wie auf der Heimreise in den Monaten 
Januar und Februar keine Staubfalle beobachtet wurden, wie sie in jenen Gebieten gerade während der Winter 
monate öfter aufzutreten pflegen. 
Leichtere Sichttrübungen in der Höhe wurden südlich der Kanarischen Inseln vereinzelt festgestellt, jedoch 
stets ohne daß sie ein besonders bemerkenswertes Ausmaß erreichten oder gar Staubfall verursachten. 
2. Einfluß von Inseln auf Strömungs- und Bewölkungsverhältnisse. 
Das Auftreten von Hinderniswolken über ozeanischen Inseln ist eine nunmehr allbekannte Erscheinung, 
die schon häufig beschrieben und in ihren Entstehungsursachen untersucht worden ist. Wir hatten bei der Aus 
reise Gelegenheit auf der Insel Teneriffa die Erscheinung gleichfalls zu beobachten und die Wolkenschicht, die 
abends das ganze Bergmassiv wie einen Ring umgab, zu durchstoßen. Noch bis kurz vor das Inselgebiet herrschte 
fast wolkenloses Wetter mit insgesamt nur 3 Zehnteln Cirrusbewölkung, und erst im unmittelbaren Bereich der 
Insel Teneriffa traten Fraktostratus-Fetzen auf, die sich zu einer Stratocumulus-Decke zusammenschoben. Im 
Hafen selbst wurden 7 Zehntel beobachtet. Gleich nach dem Anlegen des Schiffes, als bereits die Dunkelheit 
hereingebrochen war, benutzten wir die Gelegenheit mit einem Auto eine Fahrt nach dem Orte La Laguna zu 
unternehmen. Dieser liegt etwa 600 m über dem Meeresspiegel und ist bekannt durch eine Akademie, in deren 
Hof wir eine gut eingerichtete meteorologische Station vorfanden Auf der Fahrt durchstießen wir die um den Berg 
gelagerte Wolkendecke in etwa 500 m Höhe, die schätzungsweise eine Dicke von 50 bis 70 m haben mochte. Wir 
tauchten für kurze Zeit zuerst in Nebelschwaden, dann in dichten Nebel, der sich aber bald wieder über uns 
lichtete und dann den Mond durchscheinen ließ. Als das Auto weiter an Höhe gewonnen hatte, befanden wir uns 
wieder in wolkenfreiem Raum; über uns war es wolkenlos bei klarem Mondschein. Auch die von fern über dem 
Gipfel beobachtete Wolkenkappe schien verschwunden zu sein. Auf der Rückfahrt, die wir nach etwa einer Stunde 
antraten, durchfuhren wir wieder die Wolkenschicht. Von unten aus gesehen war sie jetzt etwas dünner geworden, 
so daß zeitweise das Licht des Mondes hindurchschien. Es herrschte praktisch Windstille oder nur ein leiser Zug 
von etwa 2 Metersekunden aus Ost bis Nordost. Da wir bereits um Mitternacht die Insel wieder verließen, konnte 
die Weiterentwicklung der Bewölkung, die vermutlich immer mehr abnahm, nicht verfolgt werden. Am anderen 
Morgen im Hafen von La Luz auf dem benachbarten Gran Canaria war es wolkenlos. Als wir gegen 10 Uhr die 
Fahrt fortsetzten, begannen sich über den Berglehnen die ersten Cumuloswolken zu bilden. 
Etwas eingehender konnte die Wolkenbildung über Gran Canaria auf der Rückreise studiert werden, wo wir 
noch bei Tageslicht den Hafen ansteuerten. Die beigefügte Skizze (Tafel 7) soll ein Bild der beobachteten Be- 
wölkungs- und Windverhältnisse geben, wie sie am Nachmittag des 10. Februar herrschten. Vergleiche hierzu 
auch die Angaben im Beobachtungstagebuch. Der Mittagspilot, der etwa in einer Entfernung von 50 km südlich 
der Insel Gran Canaria ausgeführt wurde, zeigte bis 1000 m östliche Strömung, die in 1500 m über N bis NW 
drehte und in 2500 m in kräftigen Westwind überging. Interessant ist die zunehmende Ablenkung des Boden 
windes mit der Annäherung an die Insel. Der mäßige Ostnordostwind erfahrt an der Ostseite der Insel einen Stau 
und damit eine starke Abschwächung auf 2 Metersekunden, verbunden mit einer völligen Ablenkung nach Nord. 
Die Strömung verläuft hier parallel der Küste. Im Südosten streicht die abgelenkte Luft mit größerer Beschleunigung 
um den Inselrand herum, Die Beobachtung um 17.20 Uhr ergab eine Geschwindigkeit von 11 Metersekunden.
	        
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