Erwin Dinies: Luftkörper - Klimatologie.
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nicht, um über die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens während der übrigen Monate etwas Bestimmtes
auszusagen.
Infolge der ungleichmäßigen Anzahl von Tagen mit P zeigt die T em p e r a t u r kurve einen ungleich
mäßigen Verlauf. Die Werte von Januar und Juli fehlen. Der Juliwert liegt aller Wahrscheinlichkeit nach
höher, als der Augustwert von 14,8 Grad. Audi der Januarwert dürfte aus den bei der Besprechung des
polar-maritimen Temperaturgangs erwähnten Gründen etwas höher sein als der Dezemberwert. Die
Abweichung vom Kollektivmittel ist ähnlich der von PM, nur ist wegen des kontinentalen Einflusses der
Betrag größer. Die Abschwädiung der Temperaturextreme durch ozeanischen Einfluß macht sich nodi
bemerkbar. Doch hängt die Wintertemperatur wesentlich von dem Vorhandensein einer Schneedecke ab.
Das Temperaturmittel im Winter liegt unter 0 Grad. Der Schnee bleibt daher im allgemeinen liegen und
verleiht dem Klima mehr kontinentalen Charakter.
Die tägliche Temperaturschwankung ist am größten im Vorsommer und Nachsommer. Im
Vorsommer ist es die zunehmende Insolation, welche das Maximum am Tage hinauftreibt, im Spätsommer
die zunehmende nächtliche Ausstrahlung, welche das Minimum herabdrückt. Während des Hochsommers
begünstigt der immerhin noch hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft am Nachmittag die Wolkenbildung durch
Konvektion, wodurch ein weiterer Temperaturanstieg verhindert wird.
Auch die D a mp f d r u c kkurve zeigt einen ähnlichen Verlauf wie bei PM. Das Minimum liegt im
Januar, das Maximum ist gegen den August verschoben. Der Grund dafür wurde schon bei der Be
sprechung der Feuchtigkeitsverhältnisse von PM erwähnt. Die Relative Feuchtigkeit zeigt keine
große jährliche Schwankung. Das Minimum tritt trotj des höchsten Dampfdruckes im August ein, das
Maximum bereits im November.
Bei den BewölkungsVerhältnissen macht sich im Sommer mehr der maritime Einfluß, im Winter
mehr der kontinentale Einfluß geltend. Diese Eigentümlichkeit hängt mit der Mitteltemperatur zusammen,
die im Winter unter 0 Grad liegt. Im Winter kommen daher die meisten heiteren Tage vor. Das durch
Konvektion im Sommer verursachte Bewölkungsmaximum bleibt erhalten. Die Zahl der trüben Tage
schwankt im Frühjahr und Sommer zwischen 10 und 30% aller Tage mit P-Luft. Das Maximum im
Herbst dürfte wohl zu hoch sein.
4. Das Klima bei tropisch-maritimer Luft (Tabelle 4).
Während PM zumeist die Rückseite vorbeiziehender Depressionen bildet, strömt an deren Vorder
seite TM-Luft nord- und nordostwärts. Sie bildet gewöhnlich den Warmen Sektor noch nicht okkludierter
Zyklonen. Da diese, wenn sie das Festland erreichen, zumeist schon okkludiert sind, kommt TM viel
seltener vor als PM. Ein erstes Maximum tritt im Februar auf, ein zweites höheres im Oktober. Das
Vorkommen von TM ist also hauptsächlich an die Zeiten der größten Depressionstätigkeit gebunden. Die
Abnahme im Dezember und Januar ist zurückzuführen auf den zunehmenden kontinentalen Einfluß, der
durch eine Schneedecke in einzelnen Jahren verursacht ist. Die Depressionen bleiben dann vor Europa
liegen oder wandern gemäß dem Temperaturgefälle südostwärts nach dem Mittelmeer. Von Februar ab
gegen den Sommer zu erfolgt ein allmählicher Abfall der Häufigkeit. In der warmen Jahreszeit beträgt
die Wahrscheinlichkeit des Auftretens nur 3 bis 4 %.
Das Jahresmittel der Temperatur liegt mit 14,5 Grad um 4,7 Grad über dem Gesamtmittel. Es
ist die höchste positive Abweichung von allen Luftkörpern. Der Beitrag des einzelnen Luftkörpers zum
Gesamtmittel ist abhängig von der Häufigkeit der Tage mit einem bestimmten Luftkörper und seiner
eigenen Mitteltemperatur. Mit wachsender Luftkörperhäufigkeit nähert sich die Mitteltemperatur des
Luftkörpers dem Kollektivmittel; oder: je geringer die Anzahl der Tage mit einem Luftkörper in einem
Zeitraum ist, desto größer ist bei seinem Eintreffen die Temperaturabweichung. Wir werden bei der
Besprechung der Kälte- und Wärmeperioden des Jahres noch einmal darauf zurückkommen. In unserem