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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 50. Bd. Nr. 6.
Gelangt sie einmal zu uns, so kann sie infolge ihrer Stabilität längere Zeit verweilen. Die Tage mit PC
sind daher nicht gleichmäßig über den untersuchten Zeitraum verteilt, sondern häufen sich in einzelnen
Jahren, während sie in anderen ganz fehlen. Gegen den Sommer zu vvird PC noch seltener. Dies liegt
zunächst daran, daß die in Nordrußland ausbrechende Arktikluft größtenteils durch das asiatische sommer
liche Tief nach dem Innern Sibiriens ahgelenkt wird; dann aber wird die trockene Luft durch die intensive
Sonneneinstrahlung auf ihrem Wege sehr rasch erwärmt, so daß der polare Charakter verloren geht.
Da im Winter der Weg der Luft über eine geschlossene Schneedecke führt, fehlt die Tempera
tur erhöhung durch den Boden. Alle großen Kälteeinbrüche in der kalten Jahreszeit werden fast aus
nahmslos durch PC-Luft verursacht. Die sehr große Diathermansie infolge des geringen Feuchtigkeits
und Staubgehaltes der Luft, das starke Reflexionsvermögen des Schnees begünstigen die Ausstrahlung.
Wie weit sich diese auswirken kann, zeigt der kalte Februar 1929. Sobald jedoch der Schnee verschwunden
ist, kommt die Einstrahlung am Tage dem Erdboden zugute. Die Temperatur steigt daher in den Früh
jahrsmonaten rapide an, um gerade so im Herbst wieder herabzustürzen. (Siehe Tabelle.) So beträgt der
Temperaturunterschied von Mitte Februar bis zum 7. Juni (das errechnete Temperaturmittel gilt für diesen
Tag) über 35 Grad. Wenn auch die Februar temperatur durch den kalten Winter 1928/29 etwas zu tief
erscheint, so dürfte sie doch unter —10 Grad liegen, da schon Dezember und Januar diese Temperatur
aufweisen und im polaren Temperaturgang der Februar der kälteste Monat ist. Auch bei PC findet sich
die eigentümliche Temperaturerhöhung im Januar, die wir schon bei PM gefunden haben. Das seltene
Vorkommen führt dazu, daß die Abweichungen vom Kollektivmittel im Winter am größten sind. Durch
den raschen Temperaturanstieg im Frühjahr wird die Differenz im gleichen Maße verringert. Die
Temperaturwerte im Herbst liegen alle unter dem Kollektivmittel; infolge des starken Abfalls der Tem
peraturkurve nimmt die Differenz wieder rasch zu.
Die tägliche Temperaturschwankung ist im Winter am geringsten. Sie beträgt im November
6,4 Grad. Im Vergleich zu allen anderen Luftkörpern ist sie jedoch die größte in diesem Monat. Die
höchste Tagesamplitude erreicht im September 15,3 Grad, der Höchstwert der Schwankung beim Kollektiv
mittel beträgt iin Mai 10,7 Grad.
Die niedrige Temperatur in den Polargebieten läßt keinen hohen F euchtigkeits gehalt der Luft
zu. Der Dampfdruck zeigt daher im jährlichen Verlauf trotj der enormen Temperaturschwankung eine
verhältnismäßig geringe Änderung. Er schwankt zwischen 1,2 mm im Februar und 7,7 mm im September.
Der geringe absolute Feuchtigkeitsgehalt von PC läßt bei dem Südwärtswandern und der damit ver
bundenen Erwärmung die relative Feuchtigkeit sehr zurückgehen. Von allen Luftkörpern besitjt PC die
geringste relative Feuchtigkeit. Im Winter, wo die Temperaturerhöhung auf dem Wege wegfällt, ist
naturgemäß die relative Feuchtigkeit am größten, während sie anfangs Juni bis auf 42% sinkt. Vergleichs
halber sei erwähnt, daß die relative Feuchtigkeit bei PM im Juni 71 % beträgt.
Die große Trockenheit muß sich in einer geringen Bewölkung zeigen (s. Tabelle 2). Die weitaus
höchste Zahl von heiteren Tagen hat daher PC-Luft. Die Bewölkungstabelle weist im Winter 38%, im
Sommer sogar 75 % heitere Tage auf. Trübe Tage fehlen im Sommer und Herbst vollständig. Die
Bewölkung ist jedoch nicht allein abhängig von dem Feuditigkeitsgehalt der unteren Luftmassen, sondern
auch von der Vertikalbewegung der darüberliegenden fremden Luftmassen. Die Bewölkungsangaben für
die Luftkörper am Boden gelten daher nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit.
3. Das Klima bei Polarluft (Tabelle 3).
Entsprechend der Definition von P nimmt dieselbe unterwegs kontinentale und maritime Eigen
schaften an. Die Werte der meteorologischen Elemente liegen demnach zwischen denen von PM und PC.
Es genügt daher eine Besprechung des Wesentlichen. Bezüglich der Einzelheiten sei auf die Tabelle 3
verwiesen.
Der Jahresverlauf der Häufigkeit läßt ein Maximum im Frühjahr und ein zweites schwächeres
im Winter erkennen. Die einzelnen Werte, die dazu oft aus einem einzigen Jahre stammen, genügen