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Full text: 49, 1930/1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bel. Nr. 3. 
Fischleber) zur Kolonie zum Verkauf. Soweit wir bei kurzem Besucht erkennen konnten, wendet die 
Dänische Regierung erhebliche Mittel für Verwaltung, ärztliche und geistliche Versorgung dieser 
Kolonie auf, und die Fernhaltung fremden Einflusses, insbesondere auch des Alkohols scheint durchaus 
im Interesse der eingeborenen Bevölkerung zu liegen. 
Während des dortigen Aufenthaltes wurden mehrere Pilotaufstiege ausgeführt, um zur Frage des 
Föhnwindes beizutragen. Der Fjord selbst ist von mäßig hohen, etwa unter 30° einfallenden Höhen 
zügen umgeben und nach Breite und Länge für Flugzeuglandung gut geeignet, von gelegentlichen Eis 
bergen abgesehen. Allgemein fällt die Küste in dieser Gegend Südwestgrönlands weniger steil ab, als 
näher an Kap Farewell und vor allem an der sehr steilen Ostküste. Doch teilte der zugleich als meteoro 
logischer Beobachter tätige Telegraphenvorsteher Herr Thane mit, daß sehr rasches Auffrischen des 
Windes und plötzliche Richtungsänderung an der Tagesordnung sei. Es dürfte sich hierbei um Fall 
winde handeln, die die Station auf dem Weg durch die beiden hier zusammentreffenden Fjorde ab 
wechselnd erreichen. Eine erhebliche Schwierigkeit, die auch für die Navigation des „Meteor“ stets be 
stand, liegt nach der Erfahrung des schwedischen Fliegers Hassel vom August d. J. in der unver 
meidlichen Ungenauigkeit der grönländischen Karten, soweit es sich um von der Küste abliegende Ge 
biete oder die Identifizierung von Bergen handelt. 
Für unsere Aufgaben besonders fruchtbar wurden eingehende Informationen über den drahtlosen 
Verkehr innerh^b Grönlands, mit Island und Dänemark. Die Funkstation Julianehaab ist mit Lang- 
und Kurzwelle modern ausgebaut und bildet die Zentrale für die übrigen, nur auf langer Welle 
arbeitenden grönländischen Stationen (Angmagsalik, Scoresbysund, Godthaab, Godhavn) und für den 
Verkehr mit dem Mutterland. Ferner traf ich dort den rumänischen Meteorologen Dr. Dombrava, 
der in Angmagsalik überwintert hatte. Seine Mitteilungen über die Höhenwindverhältnisse von Ang 
magsalik waren für die Bearbeitung unserer eigenen Ergebnisse sehr wertvoll. 
Am 21. früh wurde Julianehaab bei ruhigem Wetter verlassen. Eisberge trieben vereinzelt noch im 
Fjord oder umsäumten gestrandet die freie Küste. Sie zeigten im Gegensatz zu den ostgrönländischen 
Bergen stark ausgewaschene Abschmelzformen, was mit ihrer Herkunft mit dem bei Kap Farewell längs 
der Westküste nordwärts setzenden Ostgrönlandstrom gut in Einklang steht. Julianehaab wird erst im 
Juni oder sogar Juli für Schiffe zugändlich, wesentlich später, als die weiter nördlich gelegenen Häfen 
der Westküste. 
Wir liefen in guter Sicht des Landes südwärts auf Kap Farewell zu. Bei heiterem Wetter beobach 
teten wir prachtvolle Luftspiegelungen (Bild 4 u. 5, Taf. 2). Die Höhe der umkehrenden Schicht konnte 
durch Höhenmessung (12' 30") bei bekannter Entfernung (17 sml) zu 114 m bestimmt werden, falls ein 
geradliniger Verlauf des Sehstrahls angenommen werden darf. Zum Teil waren durch die Art der 
Spiegelung mehrere Inversionen (blätterförmige Struktur) der untersten Schicht angedeutet. Auch der 
Schornsteinrauch breitete sich flächenhaft aus und umschloß unter dem Einfluß wechselnder Wind 
richtungen zeitweise den ganzen Horizont. 
Am Abend passierten wir Kap Farewell und beschlossen auf Grund einer gemeinsamen Besprechung 
mit dem Kommandanten, den geplanten Vorstoß in die Belle-Isle-Straße aufzugeben, da die ungünstige 
Witterung auf der Herfahrt und die nachts regelmäßig erforderlichen Fahrtunterbrechungen erheblich 
mehr Zeit gekostet hatten, als ursprünglich geschätzt wurde. Da somit der weitere Vorstoß nach SW 
technisch unmöglich gemacht war, entschlossen wir uns, die Rückfahrt nach Reykjavik nicht auf einem 
nach S ausgebogenen Kurs zurückzulegen, der uns wieder in die Nähe der am 20. verlassenen Sturm 
zyklone gebracht hätte, sondern längs der grönländischen Ostküste bis zum 64. Breitengrad zu gehen 
und dann längs dieses die Dänemarkstraße zu überqueren. Auch flugmeteorologisch schien dieser Weg 
zweckmäßig zu sein, da wir gerade vom südlichen Ende der Ostküste auf der Herfahrt bei Sturm und 
Nebel nichts gesehen hatten und die Ausführung einiger Pilotaufstiege in Sicht der Küste besonders 
aussichtsreich erschien. Tatsächlich konnten am 22. August sechs Ballonaufstiege ausgeführt und wert 
volle Beobachtungen über Temperatur- und Windrichtung gewonnen werden.
	        
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