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Full text: 49, 1930/1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 49. Bd. Nr. 5. 
a) Baron Maydell Sept. 1869: „in der Nähe der Anadyrmündttng fand ich am rechten Ufer der 
Nerpitschja in der Tundra einen kleinen Hügel von Frühjahrswassern eines jetzt trockenen Rinn 
sales angefressen. Das Profil war gegen 50 Faden (91,50 m) lang und an der höchsten Stelle gegen 
4 Fuß (1,20 m) hoch: es zeigte unter 8 Werschok (0,35 m) mächtiger Torf- und Rasenschicht klares, 
reines Eis, gleich unter dem Hangenden war die Farbe desselben milchigweiß, dann aber wurde die 
selbe prachtvoll blau und erschien durchsichtig.“ (79. III. S. 18). Am Schandran fand derselbe 
Forscher einen Eishügel mit sehr verschieden mächtigen eingelagerten Erclmassen. Unter einer Decke 
von 8—9 Werschok aufgetauten Rasen und gelblich grauen Ton fand sich blauschwarzer, lehmiger 
Ton. Die Erdpartien waren alle sehr regelmäßig horizontal geschichtet. Die größte Mächtigkeit des 
Eises betrug it% Arschin. (79. III. S. 20). 
„An den Abstürzen läßt sich zuoberst die Rasendecke unterscheiden, manchmal befindet sich unter 
derselben eine ± mächtige Erdschicht, deren wirkliche Mächtigkeit aber nicht bestimmt werden 
konnte, da der durch früheres Abtauen am Flusse des Abhangs gebildete schwappige Ton jedes Gra 
ben unmöglich machte. Auf diese Rasendecke folgte das Eis. Es ist von gelblicher Farbe, von Luft 
bläschen durchzogen, sowie von sehr feinen Spalten, die oft eine sehr dünne Lehmschicht führen 
von der Dicke eines Postpapieres. Nach diesen Spalten kann man es leicht auseinanderschlagen, und 
dann tritt eine dünne Lehmschicht, die ungemein fein geschlämmt ist, zu Tage. Die Eisschicht ist oft 
unterbrochen und durchsetzt von horizontalen und vertikalen Erdkörpern, deren Schichten sich teils 
nach der Erdoberfläche und unter ihnen sich befindenden Eises krümmen, teils horizontal ver 
laufen.“ 
Die Schilderungen der Oertlichkeiten um das Bodeneis sind derartig dürftig, daß wir aus ihnen 
keine Anhaltspunkte über die Entstehungsart gewinnen. Nach Vergleich mit den Abbildungen und 
Skizzen von Leffingwell könnte man in Maydells Zeichnung angeschnittenes Spalteneis vermuten. 
b) Lopatin: Ein ganz anderes Beispiel führe ich von Lopatin an, das er unter 69 * 30' n. Br. 
am rechten Jenisseiufer am 26. August 1860 beobachtete. (40. S. 3—32): In diesem Vorkommen 
wechselten Eisschichten und Schlammlagen miteinander ab. 
„Ein Teil eines Hügelabhangs war abgerutscht und in eine Kuhle verwandelt, in welcher die Auf 
schlüsse blaugraue Schlamme zeigen, über diesen liegen rötlichbraune Schichten, eine Schicht von 
schlammhaltigem Sand mit Steinen, die von pflanzenhaltiger Erde bedeckt ist. In der deutlich ge 
schichteten blaugrauen Schlammlage kommen Durchschichtungen mit Ockerfärbung und Durch 
schichtungen von Eis vor.“ Im oberen Teil der Ablagerungen hat er auf 1 Sasche (2,13 m) 7 Schichten 
Eis gezählt, von denen die dickste 1 Arschin (71.11 cm), die dünnste 4,5 cm betrug. 
Das Eis bildet reine, durchsichtig kubische kleine Stückchen, manchmal sind aber in den Schich 
ten durchsichtigen Eises auch Stückchen von Schlamm mit spitzer Form in regelmäßig sie begrenzen 
den Flächen vorhanden, in den Schlammschichten wiederum ähnliche Kristalle aus Eis. 
Die Wechsellagerung von Eis und Erdschichten läßt es wahrscheinlich erscheinen, daß es sich 
um zugedecktes Aufeis. oder auch Schollen- oder Grundeis handelt. 
c) Die Neusibirischen Inseln. 
Ich komme nun zu den Funden auf den Neusibirischen Inseln, die seit ihrer Entdeckung die For 
scher zu Erklärungsversuchen angeregt haben. 
Wie schon erwähnt, finden sich die bestentwickelten, größten Eisprofile auf den Neusibirischcn 
Inseln. Diese bestehen aus vier größeren und einer Reihe kleinerer Inseln von insgesamt 28 000 qkm. 
Sie sind meist flach und nur gelegentlich ragen höhere granitisehe, Schutt- und tundrabedeckte Hügel 
bis 300 m aus den alluvialen Ebenen empor. NW streichende Ablagerungen des Silurs und Devons 
gleichen denen der Werchojansker Bergen, so daß sie eine Fortsetzung derselben zu bilden scheinen. 
Die Ebenen sind zum Teil von einer Unzahl kleiner Flüsse durchströmt und bilden so ein stark 
hügeliges Gelände, zum Teil trifft man auch weite ebene Flächen (Toll, Bunge). Wo die Hügel 
ans Meer treten, bilden sie steil abstürzende Kaps mit schönen Profilen, von denen Bunge sagt, „daß 
sie einen genauen Einblick in clen Bau dieser höchst interessanten postpliozänen Bildungen gestat 
ten. Sie zeigen außer geschichteten, bald ± sandhaltigen, beständig gefrorenen Lehmmassen mit 
eingelagerten animalischen und vegetabilischen Resten bisweilen ganz kolossale Eismassen, von einer
	        
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