18
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 49. Bd. Nr. 5.
a) Baron Maydell Sept. 1869: „in der Nähe der Anadyrmündttng fand ich am rechten Ufer der
Nerpitschja in der Tundra einen kleinen Hügel von Frühjahrswassern eines jetzt trockenen Rinn
sales angefressen. Das Profil war gegen 50 Faden (91,50 m) lang und an der höchsten Stelle gegen
4 Fuß (1,20 m) hoch: es zeigte unter 8 Werschok (0,35 m) mächtiger Torf- und Rasenschicht klares,
reines Eis, gleich unter dem Hangenden war die Farbe desselben milchigweiß, dann aber wurde die
selbe prachtvoll blau und erschien durchsichtig.“ (79. III. S. 18). Am Schandran fand derselbe
Forscher einen Eishügel mit sehr verschieden mächtigen eingelagerten Erclmassen. Unter einer Decke
von 8—9 Werschok aufgetauten Rasen und gelblich grauen Ton fand sich blauschwarzer, lehmiger
Ton. Die Erdpartien waren alle sehr regelmäßig horizontal geschichtet. Die größte Mächtigkeit des
Eises betrug it% Arschin. (79. III. S. 20).
„An den Abstürzen läßt sich zuoberst die Rasendecke unterscheiden, manchmal befindet sich unter
derselben eine ± mächtige Erdschicht, deren wirkliche Mächtigkeit aber nicht bestimmt werden
konnte, da der durch früheres Abtauen am Flusse des Abhangs gebildete schwappige Ton jedes Gra
ben unmöglich machte. Auf diese Rasendecke folgte das Eis. Es ist von gelblicher Farbe, von Luft
bläschen durchzogen, sowie von sehr feinen Spalten, die oft eine sehr dünne Lehmschicht führen
von der Dicke eines Postpapieres. Nach diesen Spalten kann man es leicht auseinanderschlagen, und
dann tritt eine dünne Lehmschicht, die ungemein fein geschlämmt ist, zu Tage. Die Eisschicht ist oft
unterbrochen und durchsetzt von horizontalen und vertikalen Erdkörpern, deren Schichten sich teils
nach der Erdoberfläche und unter ihnen sich befindenden Eises krümmen, teils horizontal ver
laufen.“
Die Schilderungen der Oertlichkeiten um das Bodeneis sind derartig dürftig, daß wir aus ihnen
keine Anhaltspunkte über die Entstehungsart gewinnen. Nach Vergleich mit den Abbildungen und
Skizzen von Leffingwell könnte man in Maydells Zeichnung angeschnittenes Spalteneis vermuten.
b) Lopatin: Ein ganz anderes Beispiel führe ich von Lopatin an, das er unter 69 * 30' n. Br.
am rechten Jenisseiufer am 26. August 1860 beobachtete. (40. S. 3—32): In diesem Vorkommen
wechselten Eisschichten und Schlammlagen miteinander ab.
„Ein Teil eines Hügelabhangs war abgerutscht und in eine Kuhle verwandelt, in welcher die Auf
schlüsse blaugraue Schlamme zeigen, über diesen liegen rötlichbraune Schichten, eine Schicht von
schlammhaltigem Sand mit Steinen, die von pflanzenhaltiger Erde bedeckt ist. In der deutlich ge
schichteten blaugrauen Schlammlage kommen Durchschichtungen mit Ockerfärbung und Durch
schichtungen von Eis vor.“ Im oberen Teil der Ablagerungen hat er auf 1 Sasche (2,13 m) 7 Schichten
Eis gezählt, von denen die dickste 1 Arschin (71.11 cm), die dünnste 4,5 cm betrug.
Das Eis bildet reine, durchsichtig kubische kleine Stückchen, manchmal sind aber in den Schich
ten durchsichtigen Eises auch Stückchen von Schlamm mit spitzer Form in regelmäßig sie begrenzen
den Flächen vorhanden, in den Schlammschichten wiederum ähnliche Kristalle aus Eis.
Die Wechsellagerung von Eis und Erdschichten läßt es wahrscheinlich erscheinen, daß es sich
um zugedecktes Aufeis. oder auch Schollen- oder Grundeis handelt.
c) Die Neusibirischen Inseln.
Ich komme nun zu den Funden auf den Neusibirischen Inseln, die seit ihrer Entdeckung die For
scher zu Erklärungsversuchen angeregt haben.
Wie schon erwähnt, finden sich die bestentwickelten, größten Eisprofile auf den Neusibirischcn
Inseln. Diese bestehen aus vier größeren und einer Reihe kleinerer Inseln von insgesamt 28 000 qkm.
Sie sind meist flach und nur gelegentlich ragen höhere granitisehe, Schutt- und tundrabedeckte Hügel
bis 300 m aus den alluvialen Ebenen empor. NW streichende Ablagerungen des Silurs und Devons
gleichen denen der Werchojansker Bergen, so daß sie eine Fortsetzung derselben zu bilden scheinen.
Die Ebenen sind zum Teil von einer Unzahl kleiner Flüsse durchströmt und bilden so ein stark
hügeliges Gelände, zum Teil trifft man auch weite ebene Flächen (Toll, Bunge). Wo die Hügel
ans Meer treten, bilden sie steil abstürzende Kaps mit schönen Profilen, von denen Bunge sagt, „daß
sie einen genauen Einblick in clen Bau dieser höchst interessanten postpliozänen Bildungen gestat
ten. Sie zeigen außer geschichteten, bald ± sandhaltigen, beständig gefrorenen Lehmmassen mit
eingelagerten animalischen und vegetabilischen Resten bisweilen ganz kolossale Eismassen, von einer