J. Georgi — F. Ähisrimm — W. Stöbe: Forschungsreise „Meteor“ nach Island-—Grönland 1928. 49
der Theodolit auf einem kleinen Plateau in etwa 100 m Höhe aufgestellt wurde (Bild 28, Taf. 8). Dieses
Bild gibt den Blick nach W und SW in das Innere des Fjords. Die im Fjord schwimmenden Eisberge
sind von See hineingetrieben 20 ).
Abb. 22. Pilotfjord mit Pilotinsel (62.8° N, 41.9° W)
nach Skizze von Dr. W. Stöbe
Leider bezog sich der vordem heitere Himmel
während der Anfahrt mit a-cu und a-str, der zu
nehmend dichter und tiefer wurde. Die drei zwischen
12—13 h BZ (16—17 h MEZ) hier ausgeführten Auf
stiege (Nr. 54, 55 u. 56) zeigen eine deutliche und
typische Dreischichtung: Bis 1500 m den auch auf
See sehr gleichmäßig wehenden NNE. Zwischen 1500
und 3000 m eine Rechtsdrehung nach E, verstärktes
Einströmen in das Küstenland anzeigend. Darüber
bis zur Wolkenhöhe von 5 km auffallendes Rück
drehen auf NNW bisN. Aus dem Vergleich der Auf
stiege am 22. auf See (Nr. 47—52) ergibt sich, daß die
Zweiteilung in eine bis etwa 3 km reichende ein
strömende, darüber ausströmende Luftbewegung bei
dieser Wetterlage der allgemeinen Strömung entspricht, während der Küsteneffekt nur in der stärkeren
Einströmung zwischen 1500 und 3000 m zu sehen ist. Dieses Einströmen entspricht dem Sinne nach dem
in Abb. 21 gegebenen Zirkulationsschema von E n g e 11. Aber es ist sehr seltsam, daß es als Seewind
zum erwärmten Land hin erst in dieser Höhe gefunden wird. Und wenn schon bei den Aufstiegen von
de Quervain in Westgrönland der Inlandeisföhn als SE-Wind im Mittel selbst der unteren Höhen
stufen weit vorherrscht, wo doch das ausgedehnte eisfreie Vorland eine lokale Störung im Sinne
E n g e 11 ’ s erst recht fordert, so ist gänzlich unklar, weswegen an der Ostküste ohne eisfreies zu
sammenhängendes Vorland die föhnartige Strömung erst oberhalb von 3000 m erscheint. Im Hinblick
auf die an den Sturm vom 17./18. 8. anschließenden Erörterungen würde dies zu der Annahme zwingen,
daß die Schicht der untersten 3000 m über Grönland im Mittel wärmer sei, als die über See herrschende
NW-Strömung (die ihrerseits wärmer sein sollte als die ozeanische SW-Luft).
Auf der „Pilotinsel“ wmrden folgende Temperaturen gemessen, die auch physiologisch durch die er
leichterte Kleidung des Protokollierenden beim Aufstieg in Bild 28 Taf. 8 belegt sind:
Tabelle 6. Temperatur-Messungen im Pilot-Fjord.
Ort
Therm
trocken
ometer
feucht
R.F.%
Landestelle: M m über Fels, 2 m über Wasser
O
GO
0Ó
6.5°
72
„ 4 m über Wasser am Felsen
7.7°
6.2°
81
Pilotberg h = 100m, Felsen mit geringer Vegetation bei O . . .
11.3°
b
O
53
„ h = 100 m, „ „ „ „ ohne © . .
10.0°
7,0°
65
50 cm über einem dichten Polster von Blau- und Moosbeeren . .
Temperatur in der Hütte an Bord gleichzeitig
14.5°
5.9°
6.0°
22
Eine weitere, auf der Rückfahrt zum Schiff gewonnene Temperatur-Reihe zeigt wieder den Einfluß
größerer Eismassen auf Temperatur und RF. Es entsteht kein Nebel, da der Taupunkt in der abge
kühlten Luftmasse nicht erreicht wird (die höchste RF., dicht bei großen Eisbergen, beträgt 94%).
20 ) Anm.: Zweifellos würde dieser Fjord einen idealen Landeplatz für ein Wasserflugzeug abgeben. Die
grönländische Küste im SE besteht fast nur ans Fjorden dieser Art und z. T. noch weit größerer Ausdehnung, von
denen angenommen werden kann, daß sie von Mai bis September eisfrei sind.