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Full text: 49, 1930/1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 3. 
Die Pilotaufstiege zeigen durchweg nördliche Strömung, in den unteren Schichten etwa parallel zur 
Küste (NNE), über 2500 m nach NW drehend, also ausströmend. In dieser Lage gehören die beiden Auf 
stiege von 11.31 h und 11.49 h MEZ, die beide bei der Messung mit Entfernungsmesser (E. M.) die 
geringsten Steiggeschwindigkeiten der ganzen Reise, nämlich 280 und 270 m i. d. min ergaben, bei voll 
kommen identischer Form, Größe und Füllung wie bei allen übrigen, im Mittel mit 340 m p. min. steigen 
den Ballone. Dieser Verlust an Steiggeschwindigkeit von etwa 60 m p. min. führt somit auf eine 
absteigende Strömung von der Größenordnung 1 m. p. m. (vgl. aber hierzu auch die Ausf. in VI, S. 57). 
Es muß besonders darauf hingewiesen werden, daß dieses tagelang anhaltende ganz ruhige 
Strahlungswetter von uns in der gleichen Gegend angetroffen wurde, in der wir wenige Tage zuvor 
einen ungewöhnlich starken Sturm zu bestehen hatten. 
Am 22.abends ist im Tagebuch vermerkt: 01.15—03.20 h MEZ (21.15—-23.20 1 * BZ) Nebelbank. Wir 
Anden in Abb. 20, daß „Meteor“ gerade in dieser Zeit eine Zunge wärmeren Wassers passierte. Die 
Wasseroberfläche ist zeitweise über 2° wärmer als die Luft in Hütte und Mast. Seltsamerweise zeigt die 
Luft in beiden Schichten keinerlei Neigung, der Aufwärtsbewegung der Wassertemperatur zu folgen. 
Auch steigt im Gegensatz zu dem Vorherrschen starker Inversion in Masthöhe während dieses und des 
folgenden Tages gerade während dieser Zeitspanne das Mast-Thermometer auf die Temperatur in der 
Hütte herab. Da die Luft-Temperatur während dieser Zeit erheblich unter die Wassertemperatur hin 
abgeht, ist die Kondensation des Wasserdampfes über dem wärmeren Wasser verständlich. Aber was 
veranlaßt die Luft, die wenigstens in der Hütte sonst fast allen Schwankungen der Wassertemperatur 
folgt, hier refraktär zu bleiben? Man sehe den Kurvenverlauf einige Stunden später, von 03—09 h BZ 
(07—13 h MEZ), wo das Wasser ebenfalls vorübergehend wärmer wird. Hier folgen beide Luftthermo 
meter, besonders natürlich dasjenige in der Hütte, und von Nebel ist nichts zu bemerken, im Gegenteil 
herrscht sehr gute Sicht. Zieht man die Windverhältnisse heran, so finden wir am 22, bis 16 h BZ 
(20 h MEZ) ablandigen Wind. Von 21—24 h BZ (01—04 h MEZ), der Nebelperiode, frischt der Wind auf 
NNE 5 auf, d. h. der Wind weht genau in der Längserstreckung des kalten Küstenwassers, also weder 
von dem wärmeren Land, noch von dem wärmeren Meerwasser her, und mit solcher Geschwindigkeit, 
daß die schmale Warmwasserzunge (rv> 10 sml breit) wirkungslos bleibt. Dagegen weht er von 03—09 h BZ 
(07—13 h MEZ) als NNW und NW ablandig, also nur kürzere Zeit über dem kalten Wasser, und nimmt 
gleichzeitig an Stärke ab. 
Es ergibt sich also ebenso wie bei den oben betrachteten Fällen, daß im Grenzgebiet warmen und 
kalten Wassers stets Nebel möglichkeit besteht, aber nicht Nebel not wendigkeit. Das Ein 
treffen oder Nichteintreffen von Nebel hängt von einer ganzen Reihe zufälliger Umstände ab. Physi 
kalische Bedingung ist zwar, daß der Taupunkt der feuchtwarmen Luft bei der Abkühlung merkbar 
unterschritten wird, doch ist das Erfülltsein dieser Bedingung bei den starken und unregelmäßigen 
Temperatur- und Feuchtegradienten nach der Höhe nur selten nachzuprüfen oder gar vorher festzu 
stellen. 
Donnerstag, 23. August. BZ s= MEZ — 4 h . 
07 h BZ (ll h MEZ) wird wiederum vermerkt und durch Skizze belegt, daß die beginnende Aufheiterung 
in einem hellen Streifen über Land ihren Ausgang nimmt, bei sonstiger geschlossener str-cu-Bewölkung. 
Da wir bisher gute Fahrt gemacht haben, kann der Kommandant meinem Wunsche stattgeben, zur 
Ausführung von Pilotaufstiegen einige Personen an Land zu bringen. Unter der geschickten see 
männischen Führung von Oblt. z. S. Stange steuert ein Motorboot des Schiffes mit einem Kutter im 
Schlepptau die etwa 3 sml entfernte Küste in etwa 62.8° N, 41.9° W an. Wir nehmen Kurs auf einen 
Fjord, der durch gestrandete Eisberge und eine vorgelagerte Schäre gegen die von SE stehende Dünung 
geschützt ist. In der Mitte des seeartig erweiterten, von steilen Bergen, z. T. mit Lokalgletschern um 
gebenen Fjordes trafen wir eine sanft zu etwa 150 m ansteigende, vom Urgletscher polierte Insel, an der 
wir landen konnten. Die Füllung und das Auflassen der Ballone erfolgte vom Landeplatz aus, während
	        
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