J. Georgi — F. A lil grimm — \V. Stöbe: Forschungsreise „Meteor“ nach Island—Grönland 1928. 43
die in Abb. 19 in genauer Anlehnung an die Originalkurven stark überhöht umgezeichnet sind. Die
unterste Kurve gibt die Wassertemperatur. Sie ist im Laufe der Nacht bis zum Auslaufen aus dem
Fjord fast unverändert. Darüber finden wir die Kurven der Hüttentemperatur (schräge Kreuze) und der
Temperatur im Mast (kleine Kreise). Zu oberst sind die Stundenmittel der Windgeschwindigkeit nach
dem Anemographen bis zum Beginn des Auslaufens eingetragen. Wir erkennen den großen, schon in
Abb. 18 dargestellten Einbruch zwischen 06 h (02) und 10 h (06). Sehr klar ist das stoßweise Einbrechen der
Warmluft zu erkennen, ebenso die Verzögerung der Hüttentemperatur gegenüber dem Mast und ebenso
die Verringerung der Amplitüde. Die in Abb. 18 schon erkennbaren Zacken am Ende des Einbruchs lösen
sich hier auf in ein kompliziertes System von Pulsationen. Die beim Auslaufen rasch abnehmende
Wassertemperatur bleibt während der Föhnerscheinung fast ganz ohne Einwirkung auf die Lufttemperatur.
Gleichzeitig erkennen wir deutlich die „Vorläufer“, besonders plötzlich im Mast bei 01 h (21 11 am 20. 8.)
und bei 04 h (00 h am 21. 8.).
Während diese Kurven völlig den normalen Verlauf eines Föhns widerspiegeln, ist höchst auffällig
die geringe, ihn begleitende Windgeschwindigkeit. Die eingezeichneten Stundenmittelwerte ergeben
zwar sehr schön den Anstieg während des Haupteinbruches, aber das Stundenmittel erreicht nur den
sehr geringen Betrag von 3.2 mps! Auch die Beobachtungen auf der Brücke ergeben um 06 h (02) Wind
stille, 08 h (04) Stärke 2, 10 h (06) Stärke 2/3. Gerade da wir durch den meteorologischen Beobachter, Herrn
Telegrafbestyrer Thorvald Thane, auf das gewöhnlich sehr schroffe Umspringen von Windrichtung
und -Stärke aufmerksam gemacht waren, mußte ein solcher „schleichender“ Föhn doppelt merkwürdig
erscheinen.
In den Pilotaufstiegen zeigte sich dieser Föhn als E bis SE (Aufstiege 36—39 am 20. 8., 41 am 21. 8.).
Auch in der Neigung zu Wolkenaufiösung über dem Inland trat diese Erscheinung zutage (Föhnlücke).
Auch weiterhin finden sich in den Notizen Angaben wie: „Föhnlücke“ 16.00 h MEZ (21.00 BZ), oder „a-cu
und a-cu lenticularis, © in tiefblauer Wolkenlücke“ 16.43 h (12.43).
Am 21. August p. m. wurden sehr starke optische Störungen beobachtet, und zwar Vertikalverzerrung
vereinigt mit Spiegelung nach oben. In Bild 4 und 5 Taf. 2 ist die Erscheinung dargestellt, wie sie sich
vom Schiff aus (Augeshöhe 8 m) in südöstlicher Richtung um 19.30 h (15.30 BZ) dar stellte, auf Kurs parallel
zur Küste kurz vor Erreichen des Kap Farewell. Die Entfernung zur Küste betrug etwa 12 sml. Wie
A. Wegener 13 ) dargetan hat, tritt bei näheren Gegenständen Vertikalverzerrung auf, bei ferneren außer
dem Spiegelung. An dem „spiegelnden Streifen“ in Richtung der Küste läßt sich die Art der Verzerrung
nicht ausmachen. Wohl aber zeigt der nach rechts hin folgende Eisberg eine deutliche Spiegelung. Es
ist, nach dem Bild im Glas gezeichnet, noch einmal in Bild 5 Taf. 2 dargestellt. Von den weiterhin
nach rechts folgenden drei Inseln zeigen die beiden äußeren nur Vertikalverzerrung und Hebung,
die mittelste Vertikalverzerrung und Spiegelung. Ihr Bild im Fernglas ist in Bild 5b wiedergegeben,
wobei aus der stetig wechselnden Folge von Bildern nur dieses festgehalten wurde. Auch hier finden
wir Vertikal Verzerrung des aufrechten, direkten Bildes, darüber das umgekehrte Spiegelbild. Der stufen
weise Aufbau gibt unmittelbar die unstetige Temperaturschichtung wieder (A. Wegener, a. a. O.) Das
mittlere Verbindungsstück entstand und verschwand in kürzeren Zeiträumen während der Beobachtung.
Die Höhe des spiegelnden Streifens an dem nach der Karte 17 sml entfernten Kap in Abb. 4 wurde zu
12' 30" gemessen. Nach freundlicher brieflicher Mitteilung unseres Reisegefährten Herrn Dr. A. Huber
von der Bayerischen Landeswetterwarte München hat er gleichzeitig eine Verdoppelung der Kimm im
Abstand von 10' über der normalen Kimm gemessen. Von den mir bekannten Abbildungen stimmen die
hier beobachteten Erscheinungen am meisten mit den von A. Wegener 14 ) gegebenen Bildern überein.
Abb. 20 zeigt die drei Kurven der Wassertemperatur (Oberfläche), des unteren und oberen Thermo
meters vom 21. bis 24. August aus den Stunden- bzw. 20-Minuten-Werten rekonstruiert. Die Zeitangaben
13 ) Ann. d. Phys. Bd. 57, 1918.
14 ) A. Wegener, Meteorolog. Terminbeobaehtungen am Danmarks-Havn, Medd. om Groenland, XLII, 1911,
Tafel XIV, Fig. 81, 84, letztes Bild.