Prof. Dr. K. Knock mid Dr. A. Lohr: Höhenwhitlmessungeii auf dein Nordatl. Ozean und dem Karibischen Meer 1927.
material aus diesen Gewässern ergänzt werden, das das Weather Bureau in Washington in übersicht
licher, handschriftlicher Form zur Verfügung stellte.
Die ersten Aufstiege, die unter dem Einfluß des veränderlichen Westwindzonenwetters unternom
men wurden, bieten kein besonderes Interesse, da sie infolge tieferer Bewölkung ein baldiges Ende
fanden. Sie beziehen sich sowohl auf Vorder- als auch auf Rückseite von Depressionen; auch wurden
einige Aufstiege in Hochdruckrücken ausgeführt. Sie alle ergaben das zu erwartende Strömungsbild.
Erst am 15. April wurde mit dem Vormittagsaufstieg (Nr. 18) unter 28‘4 ° N. Br. eine ausgesprochene
Schichtung vorgefunden. Eine nach SE abgelenkte passatische Bodenströmung wird bis 4 km Höhe
angetroffen und darüber auf Grund von A - cu - Zugbestimmungen der Antipassat aus SW festgetsellt.
Die Druckverteilung ist dabei einfach. Nördlich des Schiffsortes zieht sich der Gürtel des Subtropen
hochs mit Kernen höheren Drucks an der ostamerikanischen Küste und über den Azoren hin. Be
merkenswert ist, daß der Nachmittagsaufstieg (5/ p), der nur etwa einen Breitengrad südlicher bei —
soweit erkennbar —• ungeänderter Wetterlage angestellt wurde, eine deutliche Drehschicht bereits bei
2 km Höhe zeigt. Cirren, die auf 10 km Höhe geschätzt werden, ziehen rasch von WzS. Die Anti
passat-Strömung wird am 16. April beim Frühaufstieg (Nr. 20) bei unveränderter Bodenströmung wieder
gefunden. Zwischen beide hat sich aber eine Zwischenschicht, die aus NE fließt, eingeschoben. Sie
reicht von 4 bis 5% km, wo mit scharfem Sprunge der Antipassat einsetzt. Der Übergang von der
SE-Bodenströmung zu NE-Strömung geht unter Abflauen allmählich vor sich. Gegen 3 Uhr nach
mittags hat sich das Bild in der Höhe wieder vollständig geändert. Die Südost-Strömung ist mit ge
ringer Höhenzunahme noch vorhanden, dreht aber nicht nach NB, sondern nach S. Auffallend rasch
entstehende und vergehende Cirren und A - cu - Bildungen zeigten an diesem Tage, daß in den höheren
Schichten schnelle Veränderungen vor sich gingen, die mit dem zur Verfügung stehenden Aufstiegs
material nicht zu erklären sind.
Am 18. April erstreckte sich von Südgrönland aus eine Rinne tiefen Druckes bis über den mittleren
Ozean südwärts und trennte die beiden Hochdruckgebiete über Westeuropa einerseits und der mittleren
Ostküste Nordamerikas andererseits von einander. Die Höhenwindmessungen zeigten an diesem Tage
morgens (Aufstieg Nr. 24) bis ca. 2000 m südöstliche Strömung passatischen Charakters, die dann mit
starker Rechtsdrehung bis SW herumschwenkte. Der Nachmittagsaufstieg (Nr. 25) drehte in den gleichen
Höhenlagen nur bis S. Diese Drehung der oberen Schichten w T ar durch die eben erwähnte Tiefdruck
rinne verursacht. In den Nachmittagstunden trat starke Böenbewölkung auf mit einer gleichzeitigen
Kaltluftstufe im Thermogramm. Dabei setzte um 6p30 ergiebiger Regen ein, und die Differenz zwischen
dem wärmeren Wasser und der kälteren Luft stieg von — 0.1° in den Frühstunden auf — 2.1° am Abend,
vermutlich sind durch die Südströmung bereits Kaltluftmassen mitgerissen wurden, die auf der Rück
seite der Tiefdruckrinne südwärts strömten und um einen südlichen Ausläufer des Tiefdruckes herum
schwenkten. Nach einer Schiffsmeldung auf 35 N und 50 W betrug dort die Differenz Wasser-Luft 4.7°.
H. S e i 1 k o p f hat in dem Berichte über die 3. Studienfahrt sich eingehender mit den Veränderun
gen bei den Wetterverschlechterungen infolge Einbrüche polarer Lufmassen beschäftigt. Es ist bemer
kenswert, daß auch in 13° Breite der Wetterumschlag vom 18. 4. sich ohne weiteres auf solchen Einbruch
zurückführen ließ. Am 19. 4. trat nach dem Vorüberzug der Druckrinne in den Morgenstunden mit
der Annäherung an die Insel Trinidad ein völlig anderes Strömungssystem in Erscheinung. Es
zeigte sich (Aufstieg Nr. 26) bis ca. 3600 m ein WNW Wind, der zwischen 3 und 7 m/sec schwankte,
von hier ab bis 7200 m trat dann ein bis 12 m/sec auffrischender SW auf, der oberhalb dann wieder
von einer W-Strömung abgelöst wurde. Der ganze westliche Atlantik befand sich nun in dem Einfluß
bereich der umfangreichen Antizyklone, deren Schwerpunkt zwischen den Bermuda-Inseln und der
amerikanischen Küste lag und die sich in ihrem südlichen Ausläufer bis zur mittleren Karibischen See
erstreckte. Vor der Nordküste Südamerikas-befand sich eine Konvergenz zwischen östlichen und west
lichen Winden (s. Karte auf Tafel 5). Im Bereich der letzteren befand sich unser Schiffsort. Die
gleichen Verhältnisse waren am folgenden Tage, am 20. April, zu beobachten, wo weitere Kaltluftstaffeln
hereinbrachen. An diesem Tage zeigte der Morgenaufstieg (Nr. 28) bis etwa 1800 m NNW Strömung,