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Full text: 46, 1928/1929

16 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 46. Bd. Nr. 2. 
westindischen Inselbereich als das Niveau der ni-Bewölkung stark in Erscheinung. Darüber hinaus bis 
etwa 2400 m (Hergesells Passat-Inversion) tritt die virtuelle Reibung in den Vordergrund. Es ist das 
die Zone der hochschießenden Turbulenzwirbel. Die große Unregelmäßigkeit der Höhenlage der Un 
stetigkeiten zwischen 1200 und 1500 m ist wohl als ein Ausdruck dafür anzusehen, daß je nach den 
thermischen Verhältnissen der untersten Schichten eine verschieden hohe Turbulenzzone sich einstellt. 
Dasselbe Bild der Reibungsverhältnisse zeigt sich auch an der Oberfläche der Passatschicht, wo der 
nach Richtung und Geschwindigkeit verschiedene Oberwind einsetzt. Die mi so großer Gleichmäßigkeit 
auftretenden Grenzschichten bei 3200 und 3600 m dürften wohl damit Zusammenhängen. Die Störungs 
schichten über 5000 m sind mit dem Antipassat in Verbindung zu bringen. Sie geben die Struktur des 
Antipassats mit den mittleren Grenzschichten 6200, 7200, 8600, 9600 in, 11 und 12 km. Diese Werte 
liegen im Bereiche, wo die Drehschicht zwischen passatischen Ostwinden und dem Antipassat und die 
Grenze zwischen abgelenktem und reinem Passat anzusetzen ist 
Die Ilauptstönmgsschichten sind aber keineswegs an das Passatgebiet gebunden, sondern kommen 
ebenso im europäischen Westwindgebiet deutlich zum Ausdruck. Die untersten Schichten 500—700 m 
und 1200—1500 m sind in unseren Breiten ebenfalls als das Niveau der Turbulenzwolken fr-cu, str-eu 
und cu ausgezeichnet. Die nächste Doppelschicht bei 2400—2800 m ist gleichfalls im Westwindgebiet 
markant ausgeprägt. W. Pep p ler 11 ) hat nach den Lindenberger-Aufstiegen nachgewiesen, daß die 
Hauptschichtflächen des Westwindsystems eine Doppelschichtung besitzen, und zwar häufen sich die In 
versionen bei 2400 und 2800 und dann wieder bei 4000 und 4400 m. Letztere Schichtung tritt auch in 
obiger Tabelle klar hervor. Die aerologischen Flugzeugaufstiege haben ergeben, daß bei 4000 bis 4500 m 
fast regelmäßig Luftunruhe oder Böigkeit angetroffen wird und daß gleichzeitig dort sehr häufig eine 
Dunstschicht auftritt. Die Doppelschicht 3200 und 3600 mit einer Wolkenschicht bei etwa 3500 m, die 
mit so großer Regelmäßigkeit beobachtet wurde, scheint im Westwindgebiet nicht derart klar zum Aus 
druck zu kommen. Die Wolkenbeobachtungen über den Festlandstationen des internationalen Wolken 
jahres 1896/97, die von Süring”) zusammengestellt worden sind, zeigen auch das Fehlen der 3000 m 
Schichten in der Reihe der Wolkenhöhen. Diese Schicht scheint mehr an das Passatgebiet gebunden 
zu sein. 
3. Höhenwinde und Wetterlagen. 
Die Zusammenfassung der Aufstiege zu Gruppen bringt naturgemäß eine gewisse Verwischung 
charakteristischer Einzelheiten mit sich. Es erscheint daher angebracht, in ähnlicher Weise, wie dies 
auch in den meisten vorhergehenden Berichten geschehen ist, einige charakteristische Züge der Einzel 
messungen mit der Wetterlage in Verbindung zu bringen. 
Um die Wetterlage möglichst genau feststellen zu können, wurden für den Nordatlantik die Tages 
wetterkarten des Nordatlantik noch durch weitere Schiffsmeldungen ergänzt, soweit diese den im Archiv 
der Seewarte befindlichen Tagebüchern deutscher Schilfe entnommen werden konnten. Allerdings wagen 
es die Verfasser nicht zu behaupten, daß es ihnen selbst nach diesen Ergänzungen gelungen ist, Druck- 
und Strömungsfeld vollkommen zu erfassen. Die für den täglichen Wetterdienst nur in spärlichem Maße 
zur synoptischen Darstellung verfügbaren Wettermeldungen vom Ozean täuschen in den meisten Fällen 
ein gegenüber den wirklichen Verhältnissen sehr einfaches Bild vor. Die Verfasser mußten sich wäh 
rend der Fahrt mehrfach davon überzeugen, daß die vom Lande her gegebenen Situationsberichte sich 
gar nicht mit den am Schiffsort angetroffenen Strömungen in Einklang bringen ließen. Bedeutend ge 
sicherter ist die Darstellung der Wetterlage zur Zeit des Aufenthaltes im Bereiche der Westindischen 
Inseln und im Karibischen Meer. Hier standen zunächst die Wetterkarten der Vereinigten Staaten und 
von Mexiko zur Verfügung. Und diese konnten in schöner Weise durch ein sehr reichhaltiges Schiff s- 
II ) W. P e p p 1 e v , Ergebnisse der Eindenberger Messungen der Wolkenhöhen mit Drache« und Fesselballons, 
Met. Z. 1920, S. 189. 
,a ) Sprung und Süring, Ergebnisse der Wolkenbeobachtuugen in Potsdam, Berlin 1903.
	        
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