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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 45. Bd. Heft 5.
die große Windgeschwindigkeit in der Höhe Veranlassung zum Verlieren war. Schließen wir diese
Aufstiege, die nur einer einzigen, der unwichtigen Gruppe der südlichen subtropischen Westwindzone,
angehören, aus, so ergibt sich das wichtige Resultat, daß unsere Aufstiege die wahren Verhältnisse der
Winde wiedergeben, und daß die Resultate nicht dadurch falsch beeinflußt sind, daß hei starken Winden
nur die untersten Schichten Berücksichtigung finden. Außerordentlich bedauerlich war es, daß so über
aus selten, nur 20 mal oder in 17 % der Fälle, das Platzen der Ballone beobachtet werden konnte, und
dabei mitgerechnet ist noch das häufige vorzeitige Platzen in geringen Höhen. Man sieht daraus, welch
besonders ungünstige Wetterlage wir im Durchschnitt hatten.
Die 123 Höhenmessungen setzen sich zusammen aus 7 Wolkenheobachtungen Nr.
7, 9, 16, 17, 42, 48 und 70 sowie 116 Pilothaiionaufstiegen, davon 10 in Häfen und 10 6
auf freiem Meer.
Die Wolken, deren Zugrichtung bestimmt werden konnte, waren schätzungsweise 5, 8, 4, 6, 7, 10
und 7 (6) km, im Mittel 6 bis 7 km hoch.
Die Ballonaufstiege erreichten eine mittlere Höhe von nur 4750 m, die 106 auf freiem Meer
nur 4600 m. 83 mal verschwand der Ballon schon unterhalb 2000 m in den Wolken, 10 mal unter 1000 m.
Dagegen gelang es bei gutem Wetter 12 mal über 12 km und 3 mal über 20 km Höhe (20,0, 22,0, 22,4 km)
den Ballon zu verfolgen.
41 mal wurde ein Papierballon verwendet, 24 mal ein Gummipilot von 210 und 51 mal
ein solcher von 110 Gramm Gewicht.
5. Die Ballone.
A. Die Papierballone.
Wenn man an Bord keinen Raum hat, in dem aufgeblasene, startfertige Gummiballone unterge
bracht werden können, so sind Papierballone bei diesen Windstudienfahrten recht geeignet, weil diese
schneller startfertig sind. Die mitgenommenen Papierballone haben sich bewährt. Bei Sturm und Wind
von vorn wurden die Ballone ganz von Heck aus, wo eine Wasserstofflasche dauernd festgemacht war,
gefüllt und hochgelassen. Die Ballone bedurften keiner besonderen Pflege und litten nicht in den Tro
pen. Im allgemeinen waren wir mit dem Material zufrieden, es gab nur zwei unbrauchbare Papierpiloten,
und einer platzte gleich nach dem Hochlassen. Daß drei Papierballone beim Aufstieg in der Takelage
des Schiffes hängen blieben, lag nicht an den Ballonen, sondern an uns oder an der Böigkeit des Windes,
da w r ir diese Ballone eben bei Sturm und tiefen Wolken verwendeten. In den unteren Schichten haben
sie eine gute Aufstiegsgeschwindigkeit, die in größeren Höhen so abnimmt, daß die Messungen unbrauch
bar werden.
11. Die Gummiballone.
Es sollten bei diesen Fahrten wesentlich Ballone von etwa 210 Gramm oder mehr verwendet werden,
nicht aber Ballone verschiedener Größe. Die Ersparnis bei kleineren Ballonen ist nur gering. Für
stürmische und trübe Tage nimmt man Papierballone. Die großen Gummiballone haben den Vorteil,
daß sie beim Füllen nicht so oft platzen. Bei unserer Ausrüstung an Ballonen waren uns nur wenig
große Gummiballone zugeteilt worden.
Die Füllung muß auf alle Fälle sehr langsam geschehen, vor allem in dem Augenblick, wo die Aus
dehnung des Gummis beginnt, vorher und nachher kann aus Zeitersparnis etwas schneller gefüllt werden.
Es muß beste, vor allem frische Gummimasse mit Gummiplättchen zum Zukleben von Ballonlöchern
mitgenommen werden, nicht ältere Masse, die wir mithatten und die schlechter war, als die vor dem
Krieg hergestellte. Leider waren selten Ballone ohne Löcher zu finden, oft hatten die Ballone so viel
Löcher, daß man mit dem Zukleben überhaupt nicht fertig wurde.
Die großen Gummiballone bestehen aus 8 Bahnen, von denen einzelne dünner sind als andere; die
dünnen dehnen sich zuerst beim Füllen aus. Liegen diese Bahnen zufällig gegenüber, und nicht neben