Stndienrat Dr. Margarete Gans: Das Hudsonmeer.
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56 km aufwärts. Die Abgeschlossenheit der Repulsebai wurde 1821 noch einmal durch Parry und seinen
Begleiter Lyon bestätigt. Erst im Jahre 1821 stand also die Geschlossenheit der gesamten Westküste
des Hudsonmeers fest. 102 ) Parry verbesserte außerdem die Baffinsche Lageangabe von Kap Comfort
auf 64° 54' n. Br. und 82° 57' w. L., benannte die Baffin-Insel am Eingänge zur Frozen Strait und das
Kap Bylot der Southampton-Insel. Mit der Entdeckung der Fury- und Heklastraße (1821) durch Parry
wurde der Suche der Nordwestpassage auf dem Wege durch das Hudsonmeer endgültig ein Ziel gesetzt.
Seitdem spielte die Westküste des Hudsonmeers eine Rolle als Ausgangspunkt für Inlandreisen.
So zogen Hearne 1769—72 von Churchill, 103 ) Matthew Cocking 1772/73, Philipp Turner Anfang der 90er
Jahre, Franklin 1819 von York, Lyon 1824 von Roes Welcome und der Wagerbucht, Back 1836 von
der Repulsebucht, Rae 1853 vom Chesterfield-Inlet und von der Repulsebucht aus ins Innere. Diese Reisen
waren für die Erforschung des Hudsonmeers natürlich fast belanglos. Es sei nur erwähnt, daß Capt.
George Back 1836/37 als erster die Southampton-Insel im Norden betrat, dabei eine im Nordwesten vor
gelagerte vermeintliche Insel als Gore-Insel bezeichnete, ferner daß Rae 1846, vor seiner Inlandreise, die
Hudsonmeerküste nördlich und südlich von Kap Esquimaux erforschte und zum 1. Male Gesteinsproben
(vom Rankin Inlet) zu näherer Untersuchung mitnahm..
Die Ostküste wurde erst um 1820 Ausgangspunkt für Forschungsreisen ins Innere: Dr. Mendry
ging vom Richmondgolf zur Ungavabai, J. Coulson bereiste den East Main, Rupert und Noddawai.
Wenige Fortschritte zeigen die spärlichen Karten des Hudsonmeers aus der gleichen Zeit. So
sind für die 3 von Jefferys bearbeiteten Karten:
1) A Map of Canada and the North Part of Louisiana with the adjaeent Countries, 1762;
2) A Map of the Diseoveries made by the Rnssians on the Northwest Coast of America. Publislicd
by the Royal Academy of Sciences at Petersburg. Republished by Thomas Jefferys, 1764;
3) A General Map of the Diseoveries of Admiral de Fonte. Exhibiting the great Probability of
a North-West Passage, 1768,
die alle 3 fast das ganze Hudsonmeer enthalten, nur 2 geringe neue Tatsachen bemerkenswert: die all
mählich klar hervortretende Selbständigkeit des Nelson und des Hayes (1762 und 1768) und die Bezeich
nung der großen Insel im Norden als Southampton-Insel (1764). Im übrigen zeigen sie viele alte und
neue Mängel, die letzte (1768) ist im großen ganzen wissenschaftlich geradezu unmöglich.
Hinsichtlich der auch auf den 3 Jefferyskarten noch unklaren breiten Einbuchtung der Ostküste
bringt die „Generalkarte saemmtlicher Entdeckungen auf den 3 großen Weltreisen des Kapitän James
Cook“ vom Jahre 1789 104 ) zum 1. Male ein klares Bild; sie verzeichnet an dieser Stelle eindeutig Ricli-
mondbucht.
Die wichtigste Erscheinung in der Entwicklung des Hudsonmeer-Kartenbildes um die Wende des
18. und 19. Jhh. ist: A Map exhibiting all the new diseoveries in the Inferior Parts of North America;
by A. Arrowsmith, 1795, eine im Hinblick auf die Zeit ausgezeichnete Darstellung des Hudsonmeers.
Das zeigt einmal das Gradnetz nach der Breite und auch nach der Länge (von Greenwich aus gerech
net); ferner die sorgfältige Führung der Küstenlinie: im Osten ist der mittlere Küstenbogen zum ersten
Male stark herausgearbeitet, der „Gulf Hazard or Richmond or Arthiwinipeck of the Natives“ und die
Moskitobucht sind deutlich, wenn auch zu groß eingetragen; im Nordwesten treten sämtliche bedeuten
dere Buchten, von der Knaps- bis zur Repulsebai, in klarer Geschlossenheit auf; überall sind die be
deutsamsten Küstenvorsprünge gut markiert. Die Inseleintragung zeigt dagegen keine besonderen Fort
schritte; neu ist die Einzeichnung der Long Island und einer längeren Kette küstennaher Inseln im
mittleren Bogen der Ostküste. Der Inselcharakter der Southampton-Insel ist aber wieder verwischt
1M ) Nicht schon durch Buttons, Baffins (Deckert S. 10) oder durch Middletons (Schott) Forschungen, wie in
der Literatur mitunter fälschlicherweise angenommen wird.
10a ) Samuel Hearne. A Jonrney of Prince of Wales's Fort in Hmlson’s Bay to the Northern Ocean. London 1795.
Hebers, v. .1. R. Förster.
1M ) „Herausgegeben von Herrn Heinr. Roberts, Lient. Neu heraitsg. von H. F. A.Sehraembl, zu finden im eigenen
Verlage in Wien 1789.“