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Aus dein Archiv der Deutschen Seewarte. — Nr. 1. 1921!.
sehr wertvoll ist die Schilderung der wirtschaftlichen Bedeutung des Hudsonmeers: Alle bekannten
Zuflüsse werden der Reihe nach durchgesprochen, möglichst weit aufwärts verfolgt; für das Nelsonge
biet werden allerdings nur die zahlreichen Seenangaben der verschiedenen Quellen kritiklos neben
einander gestellt. Eingehend geschildert werden die klimatischen Verhältnisse, die Anbau- und Han
del «Möglichkeiten, die Faktoreien der HudsonbaigeselIschaft, die handeltreibenden Indianerstämme.
Aussichtsreiche Zukunftswerte sieht Dobbs in der Entwicklung des Pelzhandels, des Walfangs und des
Bergbaus im Hudsonmeergebiete. Ein äußerst lehrreicher Anhang veranschaulicht den damaligen Stand
des Pelzhandels an der Küste, namentlich in Albany, Moose und East Main.
Den Dobbsschen Ausführungen folgten zeitlich die Berichte von Eilis und dem Sekretär der
California 1746/47. (In der deutschen Ausgabe zusammengearbeitet.) ihr Hauptwert liegt in der ein
gehenden Beschreibung der wirtschaftlichen Verhältnisse der Westküste. Besonders ragen hervor: ein
mal die beachtenswerte Schilderung der Marble-Insel mit ihrem schwer zugänglichen, aber innerlich
äußerst geräumigen Hafen, ferner die sehr sorgfältige Darlegung der Eigenart der Nelson- und der Hayes-
mündung: ihrer Untiefen, der guten Ankerstelle Five Fathom Hole, der Eisbildung im Nelson und
ITayes, der starken Kälte mit ihren unangenehmen Wirkungen, der Nebelbildung usw., an weiterer
Stelle eine gute Beschreibung der Pflanzenwelt (Waldbestand, Gartenbau bei York, Albany, Moose), der
Tierwelt (Rebhuhn- und Biberfang); der Mineralfunde (Eisen, Blei, Kupfer); der Lebensweise und Eigen
art der Eingeborenen; des Pelzhandels in den Faktoreien, besonders in York; schließlich die 1. Be
handlung der Überwinterungsfrage. Vieles wird durch Kupferstiche wirksam belebt.
Die bedeutendste Leistung unter den frühen „Monographien“ des Iludsonmeers ist aber ohne
Zweifel ’’The Geography of Hudson’s Bay“ von Kapitän W. Coats, der Niederschlag seiner Beobach
gen auf vielen Reisen ins Hudsonmeer zwischen 1727 und 3751 im Dienste der Hudsonbaigesellschaft,
1852 von John Barrow herausgegeben. 98 )
Coats ist der erste, der auf Grund eigener, umfassender Anschauung die gesamte Hudsonmeer
küste — von Norden über Westen und Süden nach Osten — durchmißt. Neuentdeckungen und -benen-
nungen treten aber, abgesehen vom Norden der Ostküste, den Coats 1749 in besonderem Aufträge der
Hudsonbaigesellschaft zum Zwecke der Gründung einer Faktorei für umherirrende Indianerstämme
und bedrängte Eskimos als erster untersuchte, fast völlig zurück. Das Wesentliche ist die lebensvolle
Zusammenstellung und vertiefter© Beleuchtung des schon Entdeckten und Bekannten vom Standpunkte
des Seemannes aus. Bewunderungswürdig ist dabei die große Klarheit und Bestimmtheit, die fast pe
dantische Genauigkeit und Schärfe, die große Fülle und Vollständigkeit in der Darstellung. Das be
weisen zunächst die Lagebestimmungen, nämlich die guten Breitenangaben (Längenbezeichnungen
fehlen fast gänzlich, weil Coats bewußt war, daß er sie bei der Unvollkommenheit der Hilfsmittel seiner
Zeit nicht einwandfrei würde ermitteln können), vor allem aber die zahllosen Entfernungsbestimmun
gen und Richtungsanweisungen, für jede Örtlichkeit meist mehrere, nach verschiedenen Seiten hin:
eins der wichtigsten Zeugnisse für Coats’ jahrelangen, unermüdlichen Seemannsfleiß. Dazu kommt
die gründliche Durchsprecliung aller für den Seefahrer wichtigen natürlichen Verhältnisse: reich
liche Tiefenangaben, nicht bloß für das Gebiet unmittelbar vor der Küste, sondern auch für weiter
draußen, namentlich das Bereich der Jamesbai-Inseln; (erstmalige genaue Erwähnung der großen 3,7 km
langen Sandbank The Gaskitt, der übrigen zahlreichen Untiefen in der Jamesbai, der Barren in der
Mündung des Nelson, Hayes, Severn, Albany und Moose) eine die Zeit überragende selbständige Beur
teilung der Strömungsverhältnisse (die westliche Herkunft der Jameshaiflut, die Blutlosigkeit und
die nur durch Winde verursachte Nordströmung der Ostküste, der Einfluß des Küstenverlaufs auf die
Eigenart der Gezeitenbewegung (erkannt besonders bei Churchill und York); eine genaue Beschreibung
der Beschaffenheit der Küste, und zwar ihres Verlaufs mit den Einbuchtungen: die Linien
M ) Eine Seekarte des Hudsonmeeres mul der Hndsonstraße von Capt. Coats, die vielfach ohne nähere An
gabe in der Literatur erwähnt wird, sogar genau für (las Jahr 1739, gibt es nicht, wie durch Barrow (Einl. zu
Capt. Coats’ „Bemarks“, I-Iakl. Soc. 1852, S. X) endgültig festgcstellt worden ist. Vielleicht hat der Umstand, daß
Coats für Uiidsomneej- und Hudsonstraße sehr ausführliche Segelanweisungen gibt, die irrige Annahme erzeugt.