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Full text: 43, 1925

Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstürme. 
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Die Verhältnisse für die Schiffahrt im amerikanischen Mittelmeer. 
Im Gegensatz zu Ostasien kommen Schififahrtsschäden heutzutage weniger in Frage. Denn der 
Verkehr wird dort heute fast ausschließlich mit modernen Mitteln betrieben, die Segelschiffahrt tritt immer 
mehr zurück, vielleicht in Kenntnis der schwierigen Wind- und Strömungsverhältnisse, der zahllosen Barren 
usw. Geringfügige einheimische Küstenschiffahrt findet sich nur auf Haiti '). Früher freilich mußten die 
Kolonialmächte alljährlich den Hurricanes ihren Tribut entrichten. Um nur ein Beispiel herauszugreifen, 
sei hier an das Unglück, das eine spanische Flotte im Juli 1691 auf der Rückreise von Habana traf, 
erinnert; kaum Vs der Schiffe erreichte die Heimat ä ). Für Segelschiffe sind auch heute genaue Segel 
anweisungen gegeben, die sich folgendermaßen zusammenfassen lassen: s ) Segelschiffe, die von Häfen 
Südamerikas nach Habana gehen, können im August ohne Gefahr durch das Karibische Meer fahren. 
Im Juli und September ist es ebenso vorteilhaft, durch das Karibische Meer zu gehen als durch südlichere 
Breiten, Vorsicht ist aber in der Nähe des Kanals von Yukatan geboten. Im Oktober ist die Reise 
durch das Karibische Meer äußerst gefahrvoll, dagegen im Norden um Porto Rico herum bis nach 
Habana ohne Wahrscheinlichkeit von Gefahr. 
Für die Dampfer spielt natürlich die Möglichkeit des Ausweichens eine große Rolle. Bei besonders 
starken Hurricanes kommt es aber auch vor, daß selbst starke Maschinen gegen die Gewalt des Sturmes 
nicht mehr aufkommen und Dampfer wie Segelschiff willenlos von dem Orkan umhergetrieben wird. In der 
Floridastraße ist auch dem Dampfschiffe die Gefahr sehr groß, zwischen Orkanzugstraße und Küste zu 
kommen, wo ein sicheres Manövrieren schon durch die starke Strömung erschwert ist 4 )- Die Flucht in 
einen Hafen ist nicht in allen Fällen für die Schiffe der beste Schutz. Eigentliche Schiffahrtsschäden 
größeren Maßstabs entstehen heutzutage weniger durch irgendwelche Beschädigung von Schiffen als durch 
eine Baisse auf dem Frachtenmarkt, die durch beschädigte Hafeneinrichtungen oder Vernichtung der 
Produktionen des Hinterlandes veranlaßt sein mag (vgl. die oben erwähnten Beispiele). 
Zusammenfassend läßt sich nun über das westindische Wirbelsturmgebiet sagen: zahlenmäßig tritt 
die Wirtschaftsinstabilität nur auf den kleineren Wirtschaftseinheiten der westindischen Inseln hervor. Die 
kontinentalen Küstenstriche sind zwar häufig der Schauplatz großer Katastrophen, besonders von Über 
flutungen, haben aber sonst nur unter einer geringfügigen Instabilität zu leiden. 
III. Das Wirbelsturmgebiet des südlichen Indischen Ozeans. 
(Mauritius-Orkane.) 
Die Mauritius-Orkane stehen den Taifunen und Hurricanes an Intensität und Stärke kaum nach, 
doch entziehen sie sich trotz frühzeitiger Beobachtung unserer genauen Kenntnis, da wohl nur eine 
beschränkte Anzahl von ihnen auf dem bewohnten Festland beobachtet werden kann und keine viel 
befahrene Schiffsroute ihr Gefahrfeld kreuzt. Ihr Areal ist nur schwer abzugrenzen; im Westen bildet 
Madagaskar etwa mit dem 47. oder 48. Längengrad die regelmäßige Grenze. Im Westen von Madagaskar 
sind tropische Wirbelstürme so gut wie unbekannt; Fälle wie der ,,Wirbelorkan“ am 15. April 1872, der 
Stadt und Insel Sansibar überfiel, viele Schiffe und Häuser zerstörte, Zucker, Gewürznelken- und Kokosnuß- 
pflanzungen sehr schädigte und 220 Eingeborenen das Leben raubte, dürfen wir als vereinzelt ansehen •’’), 
Meldrum verzeichnet auf seiner Karte innerhalb von 37 Jahren 5 Wirbelstürme zwischen 50° ö. L. und 
dem afrikanischen Kontinent* 5 ). Im Osten dagegen läßt sich eine bestimmte Linie nicht ziehen. Denn 
gerade neuerdings ist man der Ansicht, daß man es auf der Südhalbkugel mit einem zusammenhängenden 
Wirbelsturmgürtel von Madagaskar bis zur Westküste von Südamerika zu tun habe 7 )- Für die 
Instabilitätsfrage wird es aber genügen, die Ostgrenze der Mauritiusorkane bei 80° ö. L. anzunehmen. 
Die Breite der Zone erstreckt sich von 8° bis 30° s. B. Das ergäbe ein Areal von rund 9 Millionen qkm. 
Die Gesamtzahl der durchschnittlich in einem Jahr vorgekommenen Orkane wird mit 8 oder 9 an 
gegebenen. s /< von ihnen = 74°/o fallen auf den Südsommer, Dezember bis März; Juli, August und 
September, die Monate, in denen der Kalmengürtel nördlich des Äquators liegt, sind völlig orkanfrei *). 
l ) Halle (45) S. 505. a ) Lloyd (72). *) nach Bergholz Gaea 1890. *) nach Bergholz a. a. O. . Lommel (73) S. 172 ff. 
6 ) Meldrum (61). *) z. B. Visher (130/31). ’) Ncwnham (83).
	        
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